Krieger, Ernst: [Lebenserinnerungen des Ernst Krieger]. Um 1907.ehemalige "Gützeler Gymnasiasten" machten, einen solchen Eindruck auf mich, dass ich dem Gedanken, meinen Karl dahin zu bringen, näher trat, Der Subrektor der St. Ingberter Lateinschule behagte mir nicht und von den pfälzischen Gymnasien zog mich keines an auch das Zweibrücker nicht, wo sich seit meinem Abschiede von dort wichtige Veränderungen im Lehrpersonale ergeben hatten. Ich reiste darum nach Gütersloh, mir Land und Leute und die dortige Schule näher anzusehen. Die Eindrücke und Einblicke, die ich gewann, waren derart einnehmend, dass ich sofort eine Pension für Karl dort nahm und meinen Karl im Herbst 1874 dahin brachte, wo er in die Untertertia eintrat. Die Persönlichkeiten des Anstaltsgeistlichen Dr. Braun (später General-Superintendent in Berlin) und der Professoren Lungener und Zander, der frische, frohe Zug in den Gymnasiasten, die ich beobachtete, der patriotische und ernst-christliche Geist der Bevölkerung gab mir Freudigkeit, meinen Sohn hier, obwohl so fern von der Heimath, unterzubringen. Er hatte zwar mit Schwierigkeiten zu kämpfen, aber er überwand sie, wobei ihn besonders Oberlehrer Hartert als Inspektor des Alumnates, in welches Karl später aufgenommen wurde, zu Dank verpflichtende Hilfe leistete. Über Gütersloh führte der Weg Karls nach Brandenburg, wovon später mehr. Auch meinen Ernst hätte ich gern dahin gebracht, aber es gelang nicht, einen Platz für ihn zu finden, da das Gymnasium in keine Klasse mehr als eine bestimmte Anzahl von Schülern aufnahm. Das Jahr 1875 brachte mir und meinen näheren pfälzischen Freunden schwere innere Noth. Der von der Generalsynode 1873 angenommene, vom späteren Konsistorialrathe Hofer verfasste Katechismus wurde eingeführt, der sogen Unionskathechismus (aus dem Heidelberger und Luthers kleinem Kathechismus zusammengesetzt) wurde abgeschafft. Mit meinen Freunden war ich entschlossen, ihn zu halten. Als keine Exemplare desselben mehr abgegeben wurden, liessen wir in Basel eine neue Auflage drucken, auf die Gefahr hin, in Strafe zu fallen, weil die Pfarrwitwenkasse das alleinige Recht der religiösen Bücher besitzt. Die Pfarrwitwenkasse bezw, das Konsistorium strengte ehemalige “Gützeler Gymnasiasten“ machten, einen solchen Eindruck auf mich, dass ich dem Gedanken, meinen Karl dahin zu bringen, näher trat, Der Subrektor der St. Ingberter Lateinschule behagte mir nicht und von den pfälzischen Gymnasien zog mich keines an auch das Zweibrücker nicht, wo sich seit meinem Abschiede von dort wichtige Veränderungen im Lehrpersonale ergeben hatten. Ich reiste darum nach Gütersloh, mir Land und Leute und die dortige Schule näher anzusehen. Die Eindrücke und Einblicke, die ich gewann, waren derart einnehmend, dass ich sofort eine Pension für Karl dort nahm und meinen Karl im Herbst 1874 dahin brachte, wo er in die Untertertia eintrat. Die Persönlichkeiten des Anstaltsgeistlichen Dr. Braun (später General-Superintendent in Berlin) und der Professoren Lungener und Zander, der frische, frohe Zug in den Gymnasiasten, die ich beobachtete, der patriotische und ernst-christliche Geist der Bevölkerung gab mir Freudigkeit, meinen Sohn hier, obwohl so fern von der Heimath, unterzubringen. Er hatte zwar mit Schwierigkeiten zu kämpfen, aber er überwand sie, wobei ihn besonders Oberlehrer Hartert als Inspektor des Alumnates, in welches Karl später aufgenommen wurde, zu Dank verpflichtende Hilfe leistete. Über Gütersloh führte der Weg Karls nach Brandenburg, wovon später mehr. Auch meinen Ernst hätte ich gern dahin gebracht, aber es gelang nicht, einen Platz für ihn zu finden, da das Gymnasium in keine Klasse mehr als eine bestimmte Anzahl von Schülern aufnahm. Das Jahr 1875 brachte mir und meinen näheren pfälzischen Freunden schwere innere Noth. Der von der Generalsynode 1873 angenommene, vom späteren Konsistorialrathe Hofer verfasste Katechismus wurde eingeführt, der sogen Unionskathechismus (aus dem Heidelberger und Luthers kleinem Kathechismus zusammengesetzt) wurde abgeschafft. Mit meinen Freunden war ich entschlossen, ihn zu halten. Als keine Exemplare desselben mehr abgegeben wurden, liessen wir in Basel eine neue Auflage drucken, auf die Gefahr hin, in Strafe zu fallen, weil die Pfarrwitwenkasse das alleinige Recht der religiösen Bücher besitzt. Die Pfarrwitwenkasse bezw, das Konsistorium strengte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0107" n="107"/> ehemalige “Gützeler Gymnasiasten“ machten, einen solchen Eindruck auf mich, dass ich dem Gedanken, meinen Karl dahin zu bringen, näher trat, Der Subrektor der St. Ingberter Lateinschule behagte mir nicht und von den pfälzischen Gymnasien zog mich keines an auch das Zweibrücker nicht, wo sich seit meinem Abschiede von dort wichtige Veränderungen im Lehrpersonale ergeben hatten. Ich reiste darum nach Gütersloh, mir Land und Leute und die dortige Schule näher anzusehen. Die Eindrücke und Einblicke, die ich gewann, waren derart einnehmend, dass ich sofort eine Pension für Karl dort nahm und meinen Karl im Herbst 1874 dahin brachte, wo er in die Untertertia eintrat. Die Persönlichkeiten des Anstaltsgeistlichen Dr. Braun (später General-Superintendent in Berlin) und der Professoren Lungener und Zander, der frische, frohe Zug in den Gymnasiasten, die ich beobachtete, der patriotische und ernst-christliche Geist der Bevölkerung gab mir Freudigkeit, meinen Sohn hier, obwohl so fern von der Heimath, unterzubringen. Er hatte zwar mit Schwierigkeiten zu kämpfen, aber er überwand sie, wobei ihn besonders Oberlehrer Hartert als Inspektor des Alumnates, in welches Karl später aufgenommen wurde, zu Dank verpflichtende Hilfe leistete. Über Gütersloh führte der Weg Karls nach Brandenburg, wovon später mehr.</p> <p>Auch meinen Ernst hätte ich gern dahin gebracht, aber es gelang nicht, einen Platz für ihn zu finden, da das Gymnasium in keine Klasse mehr als eine bestimmte Anzahl von Schülern aufnahm.</p> <p>Das Jahr 1875 brachte mir und meinen näheren pfälzischen Freunden schwere innere Noth. Der von der Generalsynode 1873 angenommene, vom späteren Konsistorialrathe Hofer verfasste Katechismus wurde eingeführt, der sogen Unionskathechismus (aus dem Heidelberger und Luthers kleinem Kathechismus zusammengesetzt) wurde abgeschafft. Mit meinen Freunden war ich entschlossen, ihn zu halten. Als keine Exemplare desselben mehr abgegeben wurden, liessen wir in Basel eine neue Auflage drucken, auf die Gefahr hin, in Strafe zu fallen, weil die Pfarrwitwenkasse das alleinige Recht der religiösen Bücher besitzt. Die Pfarrwitwenkasse bezw, das Konsistorium strengte </p> </div> </body> </text> </TEI> [107/0107]
ehemalige “Gützeler Gymnasiasten“ machten, einen solchen Eindruck auf mich, dass ich dem Gedanken, meinen Karl dahin zu bringen, näher trat, Der Subrektor der St. Ingberter Lateinschule behagte mir nicht und von den pfälzischen Gymnasien zog mich keines an auch das Zweibrücker nicht, wo sich seit meinem Abschiede von dort wichtige Veränderungen im Lehrpersonale ergeben hatten. Ich reiste darum nach Gütersloh, mir Land und Leute und die dortige Schule näher anzusehen. Die Eindrücke und Einblicke, die ich gewann, waren derart einnehmend, dass ich sofort eine Pension für Karl dort nahm und meinen Karl im Herbst 1874 dahin brachte, wo er in die Untertertia eintrat. Die Persönlichkeiten des Anstaltsgeistlichen Dr. Braun (später General-Superintendent in Berlin) und der Professoren Lungener und Zander, der frische, frohe Zug in den Gymnasiasten, die ich beobachtete, der patriotische und ernst-christliche Geist der Bevölkerung gab mir Freudigkeit, meinen Sohn hier, obwohl so fern von der Heimath, unterzubringen. Er hatte zwar mit Schwierigkeiten zu kämpfen, aber er überwand sie, wobei ihn besonders Oberlehrer Hartert als Inspektor des Alumnates, in welches Karl später aufgenommen wurde, zu Dank verpflichtende Hilfe leistete. Über Gütersloh führte der Weg Karls nach Brandenburg, wovon später mehr.
Auch meinen Ernst hätte ich gern dahin gebracht, aber es gelang nicht, einen Platz für ihn zu finden, da das Gymnasium in keine Klasse mehr als eine bestimmte Anzahl von Schülern aufnahm.
Das Jahr 1875 brachte mir und meinen näheren pfälzischen Freunden schwere innere Noth. Der von der Generalsynode 1873 angenommene, vom späteren Konsistorialrathe Hofer verfasste Katechismus wurde eingeführt, der sogen Unionskathechismus (aus dem Heidelberger und Luthers kleinem Kathechismus zusammengesetzt) wurde abgeschafft. Mit meinen Freunden war ich entschlossen, ihn zu halten. Als keine Exemplare desselben mehr abgegeben wurden, liessen wir in Basel eine neue Auflage drucken, auf die Gefahr hin, in Strafe zu fallen, weil die Pfarrwitwenkasse das alleinige Recht der religiösen Bücher besitzt. Die Pfarrwitwenkasse bezw, das Konsistorium strengte
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