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Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

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Bewegung, die mächtig durch die Reihen ging, zeugte für den
großen Eindruck, den die letzten Worte des Redners gemacht
hatten.

Er begann auf's Neue: "Und nachdem unsere Lage so
erbärmlich als möglich ist, wagt man es noch, mit Lohn¬
herabsetzungen zu kommen. Ich spreche jetzt hier im Namen
der Knopfdreher." Er begann nun die Schattenseiten des
Gewerbes zu enthüllen, bat, fest zusammen zu stehen, den
Zuzug fern zu halten und die Strikenden soviel als möglich
zu unterstützen und ihnen zum Siege zu verhelfen. "Das
Kapital hat die Macht, uns verhungern zu lassen," sagte er
zum Schluß, "wir aber haben das Bewußtsein unseres Menschen¬
rechtes und fühlen die Kraft in uns, für dieses Menschen¬
recht zu kämpfen und zu leiden . . . Die Arbeiterpartei ist
eine Partei des Friedens . . . wir wollen auf gesetzlichem
Wege unser Loos zu verbessern suchen. So lange aber die
Regierung unsere Nothlage nicht erhört, müssen wir versuchen,
uns selbst zu helfen. Wir betrachten daher die Strikes als
ein Mittel zum Zweck. Wenn man aber nicht nachläßt, uns
die Uebermacht des Kapitals fühlen zu lassen, wenn man
immer aufs Neue versucht mit allen Machtmitteln, die der
Bourgeoisie zu Gebote stehen, unsere Lage zu verschlechtern,
uns auf jede Art und Weise zu demüthigen, uns wie die
Schraube an der Maschine zu betrachten, die werthlos ist,
wenn sie sich abgenutzt hat, ich sage, wenn das kein Ende
nehmen wird, dann ----"

Athemlose Stille hatte während dieses Satzes geherrscht.
Aller Augen hingen am Munde des Redners. Der Polizei¬
lieutenant hatte sich bei den letzten Worten erhoben und nach
dem Helm gegriffen. Der Vorsitzende zupfte den Redner am

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Bewegung, die mächtig durch die Reihen ging, zeugte für den
großen Eindruck, den die letzten Worte des Redners gemacht
hatten.

Er begann auf's Neue: „Und nachdem unſere Lage ſo
erbärmlich als möglich iſt, wagt man es noch, mit Lohn¬
herabſetzungen zu kommen. Ich ſpreche jetzt hier im Namen
der Knopfdreher.“ Er begann nun die Schattenſeiten des
Gewerbes zu enthüllen, bat, feſt zuſammen zu ſtehen, den
Zuzug fern zu halten und die Strikenden ſoviel als möglich
zu unterſtützen und ihnen zum Siege zu verhelfen. „Das
Kapital hat die Macht, uns verhungern zu laſſen,“ ſagte er
zum Schluß, „wir aber haben das Bewußtſein unſeres Menſchen¬
rechtes und fühlen die Kraft in uns, für dieſes Menſchen¬
recht zu kämpfen und zu leiden . . . Die Arbeiterpartei iſt
eine Partei des Friedens . . . wir wollen auf geſetzlichem
Wege unſer Loos zu verbeſſern ſuchen. So lange aber die
Regierung unſere Nothlage nicht erhört, müſſen wir verſuchen,
uns ſelbſt zu helfen. Wir betrachten daher die Strikes als
ein Mittel zum Zweck. Wenn man aber nicht nachläßt, uns
die Uebermacht des Kapitals fühlen zu laſſen, wenn man
immer aufs Neue verſucht mit allen Machtmitteln, die der
Bourgeoiſie zu Gebote ſtehen, unſere Lage zu verſchlechtern,
uns auf jede Art und Weiſe zu demüthigen, uns wie die
Schraube an der Maſchine zu betrachten, die werthlos iſt,
wenn ſie ſich abgenutzt hat, ich ſage, wenn das kein Ende
nehmen wird, dann ——“

Athemloſe Stille hatte während dieſes Satzes geherrſcht.
Aller Augen hingen am Munde des Redners. Der Polizei¬
lieutenant hatte ſich bei den letzten Worten erhoben und nach
dem Helm gegriffen. Der Vorſitzende zupfte den Redner am

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[291/0303] Bewegung, die mächtig durch die Reihen ging, zeugte für den großen Eindruck, den die letzten Worte des Redners gemacht hatten. Er begann auf's Neue: „Und nachdem unſere Lage ſo erbärmlich als möglich iſt, wagt man es noch, mit Lohn¬ herabſetzungen zu kommen. Ich ſpreche jetzt hier im Namen der Knopfdreher.“ Er begann nun die Schattenſeiten des Gewerbes zu enthüllen, bat, feſt zuſammen zu ſtehen, den Zuzug fern zu halten und die Strikenden ſoviel als möglich zu unterſtützen und ihnen zum Siege zu verhelfen. „Das Kapital hat die Macht, uns verhungern zu laſſen,“ ſagte er zum Schluß, „wir aber haben das Bewußtſein unſeres Menſchen¬ rechtes und fühlen die Kraft in uns, für dieſes Menſchen¬ recht zu kämpfen und zu leiden . . . Die Arbeiterpartei iſt eine Partei des Friedens . . . wir wollen auf geſetzlichem Wege unſer Loos zu verbeſſern ſuchen. So lange aber die Regierung unſere Nothlage nicht erhört, müſſen wir verſuchen, uns ſelbſt zu helfen. Wir betrachten daher die Strikes als ein Mittel zum Zweck. Wenn man aber nicht nachläßt, uns die Uebermacht des Kapitals fühlen zu laſſen, wenn man immer aufs Neue verſucht mit allen Machtmitteln, die der Bourgeoiſie zu Gebote ſtehen, unſere Lage zu verſchlechtern, uns auf jede Art und Weiſe zu demüthigen, uns wie die Schraube an der Maſchine zu betrachten, die werthlos iſt, wenn ſie ſich abgenutzt hat, ich ſage, wenn das kein Ende nehmen wird, dann ——“ Athemloſe Stille hatte während dieſes Satzes geherrſcht. Aller Augen hingen am Munde des Redners. Der Polizei¬ lieutenant hatte ſich bei den letzten Worten erhoben und nach dem Helm gegriffen. Der Vorſitzende zupfte den Redner am 19*

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Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/303>, abgerufen am 22.11.2024.