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Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

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hieß es denn hintereinander: ". . . Es ist mir zu Ohren
gekommen, daß es mit Ihrem Geschäft vollständig bergab ge¬
gangen ist . . . die Stadtbahn hat das Grundstück entwerthet . . .
ich gebrauche nothwendig Geld" u. s. w.

In Wahrheit war das nur ein lustiger Vorwand, hinter
dem sich Spekulationsgelüste verbargen. Der Herr hatte
einen nahen Verwandten in der Stadtbauverwaltung, der ihn
benachrichtigt hatte, daß demnächst allen Ernstes mit der Er¬
weiterung der Straße an dieser Stelle vorgegangen werden
sollte. Er setzte nun voraus, daß Timpe für sein altes
Haus kein neues Geld auftreiben und daß er dann das
Vorkaufsrecht für dasselbe haben würde. Obendrein hatte
auch der Fiskus wegen Entfernung der "alten Baracke" mit
der Stadt verhandelt. Es lag ihm daran, die Eisenbahnbogen
zu verwerthen, was nicht gut möglich war, so lange Timpe's
Haus die Gegend verunzierte und den Eingang der Viadukte
versperrte.

Der Meister hatte drei Monate Zeit und nun wider
Willen eine Beschäftigung in den Straßen Berlins gefunden.
Es handelte sich um achttausend Mark, die er auftreiben
sollte. Er lief von früh bis spät, treppauf, treppab, erließ
Inserate, trat mit einem Dutzend Menschen in Verbindung,
ohne an sein Ziel zu gelangen. Man sah sich das Haus an,
schnüffelte in allen Ecken umher, nahm Einsicht in die Ver¬
hältnisse, lief nach dem Grundbuchamt und schüttelte dann
mit dem Kopf. Es war immer dieselbe Ausrede: ". . . Ja,
wenn die Stadtbahn nicht vorüberginge . . . wenn der ganze
Raum nicht keilförmig wäre . . . man weiß nicht, was man
daraus machen soll!"

Das wäre immer noch nicht so schlimm gewesen, wenn

hieß es denn hintereinander: „. . . Es iſt mir zu Ohren
gekommen, daß es mit Ihrem Geſchäft vollſtändig bergab ge¬
gangen iſt . . . die Stadtbahn hat das Grundſtück entwerthet . . .
ich gebrauche nothwendig Geld“ u. ſ. w.

In Wahrheit war das nur ein luſtiger Vorwand, hinter
dem ſich Spekulationsgelüſte verbargen. Der Herr hatte
einen nahen Verwandten in der Stadtbauverwaltung, der ihn
benachrichtigt hatte, daß demnächſt allen Ernſtes mit der Er¬
weiterung der Straße an dieſer Stelle vorgegangen werden
ſollte. Er ſetzte nun voraus, daß Timpe für ſein altes
Haus kein neues Geld auftreiben und daß er dann das
Vorkaufsrecht für daſſelbe haben würde. Obendrein hatte
auch der Fiskus wegen Entfernung der „alten Baracke“ mit
der Stadt verhandelt. Es lag ihm daran, die Eiſenbahnbogen
zu verwerthen, was nicht gut möglich war, ſo lange Timpe's
Haus die Gegend verunzierte und den Eingang der Viadukte
verſperrte.

Der Meiſter hatte drei Monate Zeit und nun wider
Willen eine Beſchäftigung in den Straßen Berlins gefunden.
Es handelte ſich um achttauſend Mark, die er auftreiben
ſollte. Er lief von früh bis ſpät, treppauf, treppab, erließ
Inſerate, trat mit einem Dutzend Menſchen in Verbindung,
ohne an ſein Ziel zu gelangen. Man ſah ſich das Haus an,
ſchnüffelte in allen Ecken umher, nahm Einſicht in die Ver¬
hältniſſe, lief nach dem Grundbuchamt und ſchüttelte dann
mit dem Kopf. Es war immer dieſelbe Ausrede: „. . . Ja,
wenn die Stadtbahn nicht vorüberginge . . . wenn der ganze
Raum nicht keilförmig wäre . . . man weiß nicht, was man
daraus machen ſoll!“

Das wäre immer noch nicht ſo ſchlimm geweſen, wenn

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[263/0275] hieß es denn hintereinander: „. . . Es iſt mir zu Ohren gekommen, daß es mit Ihrem Geſchäft vollſtändig bergab ge¬ gangen iſt . . . die Stadtbahn hat das Grundſtück entwerthet . . . ich gebrauche nothwendig Geld“ u. ſ. w. In Wahrheit war das nur ein luſtiger Vorwand, hinter dem ſich Spekulationsgelüſte verbargen. Der Herr hatte einen nahen Verwandten in der Stadtbauverwaltung, der ihn benachrichtigt hatte, daß demnächſt allen Ernſtes mit der Er¬ weiterung der Straße an dieſer Stelle vorgegangen werden ſollte. Er ſetzte nun voraus, daß Timpe für ſein altes Haus kein neues Geld auftreiben und daß er dann das Vorkaufsrecht für daſſelbe haben würde. Obendrein hatte auch der Fiskus wegen Entfernung der „alten Baracke“ mit der Stadt verhandelt. Es lag ihm daran, die Eiſenbahnbogen zu verwerthen, was nicht gut möglich war, ſo lange Timpe's Haus die Gegend verunzierte und den Eingang der Viadukte verſperrte. Der Meiſter hatte drei Monate Zeit und nun wider Willen eine Beſchäftigung in den Straßen Berlins gefunden. Es handelte ſich um achttauſend Mark, die er auftreiben ſollte. Er lief von früh bis ſpät, treppauf, treppab, erließ Inſerate, trat mit einem Dutzend Menſchen in Verbindung, ohne an ſein Ziel zu gelangen. Man ſah ſich das Haus an, ſchnüffelte in allen Ecken umher, nahm Einſicht in die Ver¬ hältniſſe, lief nach dem Grundbuchamt und ſchüttelte dann mit dem Kopf. Es war immer dieſelbe Ausrede: „. . . Ja, wenn die Stadtbahn nicht vorüberginge . . . wenn der ganze Raum nicht keilförmig wäre . . . man weiß nicht, was man daraus machen ſoll!“ Das wäre immer noch nicht ſo ſchlimm geweſen, wenn

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Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/275>, abgerufen am 23.11.2024.