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Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

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Der Klempner schlug die Hände zusammen und sagte
ein über das andere Mal: "Du lieber Himmel, er bekommt
noch dreißig Mark von mir ... ich werde mich todtschießen.
wenn ich sie ihm nicht noch heute geben kann."

Als Beyer ihn verlassen hatte, erzählte er sofort die
ganze Geschichte seiner Frau und machte sich auf den Weg
zu dem Magazin, für das er arbeitete; ließ sich gegen
Bitten und gute Worte Vorschuß geben und schickte durch
das älteste Mädchen das Geld zu Timpe hinüber. Dann
hatte er nichts eiligeres zu thun, als jedem Menschen, den
er sprach, die Leidensgeschichte Timpe's zu erzählen.
Ja, als er einmal einen wildfremden Mann erblickte,
der das Portal von Urbans Fabrik betrachtete, knüpfte er mit
ihm ein Gespräch an und schüttete seine ganze Galle gegen
den "stillen "Kompagnon" aus, der den Namen Franz Timpe
trug. Die Situation änderte sich nun, alle Welt nahm
Partei für den Drechslermeister und sprach sich ungünstig über
Franz aus.

Eines Vormittags hieß es im Komtor, der "junge Chef"
sei plötzlich krank geworden. Seit seiner Verheirathung
wohnte er am Alexanderplatz, in einem der wenigen, vornehm
aussehenden Häuser, die noch keine Läden aufzuweisen haben.

Jeden Vormittag pflegte er in einer Droschke erster Klasse
nach der Fabrik zu fahren. Kam er seinem Ziele näher und
saßen oder standen Leute am Fenster, so grüßten viele von
ihnen und nickten ihm freundlich zu. Seit einigen Tagen
war in diesen Achtungsbezeigungen eine auffallende Ver¬
änderung eingetreten. Man wandte sich ab oder that so, als
sähe man ihn nicht. Er forschte nun eifrig nach der Ursache
dieser kalten Behandlung und erfuhr Alles.

Der Klempner ſchlug die Hände zuſammen und ſagte
ein über das andere Mal: „Du lieber Himmel, er bekommt
noch dreißig Mark von mir ... ich werde mich todtſchießen.
wenn ich ſie ihm nicht noch heute geben kann.“

Als Beyer ihn verlaſſen hatte, erzählte er ſofort die
ganze Geſchichte ſeiner Frau und machte ſich auf den Weg
zu dem Magazin, für das er arbeitete; ließ ſich gegen
Bitten und gute Worte Vorſchuß geben und ſchickte durch
das älteſte Mädchen das Geld zu Timpe hinüber. Dann
hatte er nichts eiligeres zu thun, als jedem Menſchen, den
er ſprach, die Leidensgeſchichte Timpe's zu erzählen.
Ja, als er einmal einen wildfremden Mann erblickte,
der das Portal von Urbans Fabrik betrachtete, knüpfte er mit
ihm ein Geſpräch an und ſchüttete ſeine ganze Galle gegen
den „ſtillen „Kompagnon“ aus, der den Namen Franz Timpe
trug. Die Situation änderte ſich nun, alle Welt nahm
Partei für den Drechslermeiſter und ſprach ſich ungünſtig über
Franz aus.

Eines Vormittags hieß es im Komtor, der „junge Chef“
ſei plötzlich krank geworden. Seit ſeiner Verheirathung
wohnte er am Alexanderplatz, in einem der wenigen, vornehm
ausſehenden Häuſer, die noch keine Läden aufzuweiſen haben.

Jeden Vormittag pflegte er in einer Droſchke erſter Klaſſe
nach der Fabrik zu fahren. Kam er ſeinem Ziele näher und
ſaßen oder ſtanden Leute am Fenſter, ſo grüßten viele von
ihnen und nickten ihm freundlich zu. Seit einigen Tagen
war in dieſen Achtungsbezeigungen eine auffallende Ver¬
änderung eingetreten. Man wandte ſich ab oder that ſo, als
ſähe man ihn nicht. Er forſchte nun eifrig nach der Urſache
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[258/0270] Der Klempner ſchlug die Hände zuſammen und ſagte ein über das andere Mal: „Du lieber Himmel, er bekommt noch dreißig Mark von mir ... ich werde mich todtſchießen. wenn ich ſie ihm nicht noch heute geben kann.“ Als Beyer ihn verlaſſen hatte, erzählte er ſofort die ganze Geſchichte ſeiner Frau und machte ſich auf den Weg zu dem Magazin, für das er arbeitete; ließ ſich gegen Bitten und gute Worte Vorſchuß geben und ſchickte durch das älteſte Mädchen das Geld zu Timpe hinüber. Dann hatte er nichts eiligeres zu thun, als jedem Menſchen, den er ſprach, die Leidensgeſchichte Timpe's zu erzählen. Ja, als er einmal einen wildfremden Mann erblickte, der das Portal von Urbans Fabrik betrachtete, knüpfte er mit ihm ein Geſpräch an und ſchüttete ſeine ganze Galle gegen den „ſtillen „Kompagnon“ aus, der den Namen Franz Timpe trug. Die Situation änderte ſich nun, alle Welt nahm Partei für den Drechslermeiſter und ſprach ſich ungünſtig über Franz aus. Eines Vormittags hieß es im Komtor, der „junge Chef“ ſei plötzlich krank geworden. Seit ſeiner Verheirathung wohnte er am Alexanderplatz, in einem der wenigen, vornehm ausſehenden Häuſer, die noch keine Läden aufzuweiſen haben. Jeden Vormittag pflegte er in einer Droſchke erſter Klaſſe nach der Fabrik zu fahren. Kam er ſeinem Ziele näher und ſaßen oder ſtanden Leute am Fenſter, ſo grüßten viele von ihnen und nickten ihm freundlich zu. Seit einigen Tagen war in dieſen Achtungsbezeigungen eine auffallende Ver¬ änderung eingetreten. Man wandte ſich ab oder that ſo, als ſähe man ihn nicht. Er forſchte nun eifrig nach der Urſache dieſer kalten Behandlung und erfuhr Alles.

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Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/270>, abgerufen am 25.11.2024.