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Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

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von dem Diebstahl zu wissen. Als sie merkten, daß man
ihnen noch nicht glauben wollte, fielen sie auf die Kniee und
baten mit gefalteten Händen, mit ihnen nach Hause zu ihren
Eltern zu gehen, um dort nachzusuchen. Der Meister blickte
in die von Thränen umflorten Augen, in denen keine Spur von
Lüge zu finden war und glaubte ihnen. Er sah nun ein, daß
er zu weit gegangen war, drückte Jedem die Hand und bat
um Verzeihung. Damit sie sich trösteten, schenkte er ihnen ein
Markstück.

Während das Gespräch sich immer noch um den heiklen
Punkt drehte, hatte Thomas Beyer stumm auf seine Arbeit
geblickt, plötzlich sagte er:

"Meister, ich hab's!"

Die Drehbänke standen sofort still. Jedermann blickte
erwartungsvoll auf den Altgesellen, der fortfuhr zu sprechen:

"Es kann nur Jemand gewesen sein, der mit Urban in
Verbindung steht. Als ich die Viktoria-Krücken von drüben
sah, wunderte ich mich gleich über einen Fehler im Griff, der
nur in unserem Modell vorhanden war, bei den Arbeiten
aber verändert wurde. Urban glaubte natürlich, daß das zur
Zeichnung gehöre und ließ die Geschichte ruhig mitdrehen."

Timpe verschwand sofort und kam mit der Nachricht
zurück, daß auch diese beiden Modelle mit zu den Gestohlenen
gehörten.

Als Deppler ihm seiner Zeit diese beiden Artikel Urbans
zeigte, nahm er an, daß der Fabrikbesitzer sie mit den üblichen
Veränderungen nach den Vorbildern in den Läden ange¬
fertigt habe. Nun leuchteten ihm die Worte Beyers nur zu
sehr ein.

Wer war nun der Dieb und Verräther?

von dem Diebſtahl zu wiſſen. Als ſie merkten, daß man
ihnen noch nicht glauben wollte, fielen ſie auf die Kniee und
baten mit gefalteten Händen, mit ihnen nach Hauſe zu ihren
Eltern zu gehen, um dort nachzuſuchen. Der Meiſter blickte
in die von Thränen umflorten Augen, in denen keine Spur von
Lüge zu finden war und glaubte ihnen. Er ſah nun ein, daß
er zu weit gegangen war, drückte Jedem die Hand und bat
um Verzeihung. Damit ſie ſich tröſteten, ſchenkte er ihnen ein
Markſtück.

Während das Geſpräch ſich immer noch um den heiklen
Punkt drehte, hatte Thomas Beyer ſtumm auf ſeine Arbeit
geblickt, plötzlich ſagte er:

„Meiſter, ich hab's!“

Die Drehbänke ſtanden ſofort ſtill. Jedermann blickte
erwartungsvoll auf den Altgeſellen, der fortfuhr zu ſprechen:

„Es kann nur Jemand geweſen ſein, der mit Urban in
Verbindung ſteht. Als ich die Viktoria-Krücken von drüben
ſah, wunderte ich mich gleich über einen Fehler im Griff, der
nur in unſerem Modell vorhanden war, bei den Arbeiten
aber verändert wurde. Urban glaubte natürlich, daß das zur
Zeichnung gehöre und ließ die Geſchichte ruhig mitdrehen.“

Timpe verſchwand ſofort und kam mit der Nachricht
zurück, daß auch dieſe beiden Modelle mit zu den Geſtohlenen
gehörten.

Als Deppler ihm ſeiner Zeit dieſe beiden Artikel Urbans
zeigte, nahm er an, daß der Fabrikbeſitzer ſie mit den üblichen
Veränderungen nach den Vorbildern in den Läden ange¬
fertigt habe. Nun leuchteten ihm die Worte Beyers nur zu
ſehr ein.

Wer war nun der Dieb und Verräther?

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[180/0192] von dem Diebſtahl zu wiſſen. Als ſie merkten, daß man ihnen noch nicht glauben wollte, fielen ſie auf die Kniee und baten mit gefalteten Händen, mit ihnen nach Hauſe zu ihren Eltern zu gehen, um dort nachzuſuchen. Der Meiſter blickte in die von Thränen umflorten Augen, in denen keine Spur von Lüge zu finden war und glaubte ihnen. Er ſah nun ein, daß er zu weit gegangen war, drückte Jedem die Hand und bat um Verzeihung. Damit ſie ſich tröſteten, ſchenkte er ihnen ein Markſtück. Während das Geſpräch ſich immer noch um den heiklen Punkt drehte, hatte Thomas Beyer ſtumm auf ſeine Arbeit geblickt, plötzlich ſagte er: „Meiſter, ich hab's!“ Die Drehbänke ſtanden ſofort ſtill. Jedermann blickte erwartungsvoll auf den Altgeſellen, der fortfuhr zu ſprechen: „Es kann nur Jemand geweſen ſein, der mit Urban in Verbindung ſteht. Als ich die Viktoria-Krücken von drüben ſah, wunderte ich mich gleich über einen Fehler im Griff, der nur in unſerem Modell vorhanden war, bei den Arbeiten aber verändert wurde. Urban glaubte natürlich, daß das zur Zeichnung gehöre und ließ die Geſchichte ruhig mitdrehen.“ Timpe verſchwand ſofort und kam mit der Nachricht zurück, daß auch dieſe beiden Modelle mit zu den Geſtohlenen gehörten. Als Deppler ihm ſeiner Zeit dieſe beiden Artikel Urbans zeigte, nahm er an, daß der Fabrikbeſitzer ſie mit den üblichen Veränderungen nach den Vorbildern in den Läden ange¬ fertigt habe. Nun leuchteten ihm die Worte Beyers nur zu ſehr ein. Wer war nun der Dieb und Verräther?

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Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/192>, abgerufen am 22.11.2024.