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Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

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zu begleiten, um sich von seiner glücklichen Ankunft zu über¬
zeugen. Franz verstieg sich so weit, das etwas lächerlich zu
finden, aber alles Gegenreden half nichts: Frau Karoline
zwängte sich neben die Schachteln in die Droschke hinein und
fort ging's.

Meister Timpe aber wurde erst ruhiger, als die getreue
Ehehälfte zurückkehrte und die freudige Mittheilung von der
wohlgelungenen Landung Franzens, des Einzigen, überbrachte;
auch davon, daß derselbe in eine Familie gerathen sei, von der
man nicht zu befürchten habe, daß sie ihn bestehlen oder ihm gar
ein Leids anthun werde. Am Abend suchte Johannes, seit
längere Zeit zum ersten Male wieder, seine Stammkneipe
auf. Der Tag war zu ereignißreich, als daß er nicht mit
einem Meinungsaustausch am Biertische beschlossen werden
sollte.

Bei Vater Jamrath gaben sich seit einem Vierteljahr¬
hundert die ersten Weißbierkenner des östlichen Stadttheils
ein Stelldichein. Das Lolal war so bekannt, daß es
sogar der rothen Laterne entbehren konnte, welche dereinst
vor vielen Jahren zuerst auf seine Existenz hingewiesen hatte. In
dem einzigen langgestreckten, verräucherten Parterregeschoß
mit den weißgescheuerten Tischen und schweren hochlehnigen
Holzstühlen, wo der an jedem Morgen frisch gestreute helle
Sand den modernen eleganten Fußboden ersetzen mußte,
zeigte sich noch das unverfälschte Berlinerthum, hatte sich
noch der Rest einer alten Welt erhalten. Was für Phy¬
siognomien traf man da an, was für vorväterliche Gestalten
beherrschten allabendlich den großen runden Stammtisch in
der äußersten Ecke, in dessen Mitte ein Baumstumpf als
Schnupftabacksdose thronte und über dem an der Decke zum

zu begleiten, um ſich von ſeiner glücklichen Ankunft zu über¬
zeugen. Franz verſtieg ſich ſo weit, das etwas lächerlich zu
finden, aber alles Gegenreden half nichts: Frau Karoline
zwängte ſich neben die Schachteln in die Droſchke hinein und
fort ging's.

Meiſter Timpe aber wurde erſt ruhiger, als die getreue
Ehehälfte zurückkehrte und die freudige Mittheilung von der
wohlgelungenen Landung Franzens, des Einzigen, überbrachte;
auch davon, daß derſelbe in eine Familie gerathen ſei, von der
man nicht zu befürchten habe, daß ſie ihn beſtehlen oder ihm gar
ein Leids anthun werde. Am Abend ſuchte Johannes, ſeit
längere Zeit zum erſten Male wieder, ſeine Stammkneipe
auf. Der Tag war zu ereignißreich, als daß er nicht mit
einem Meinungsaustauſch am Biertiſche beſchloſſen werden
ſollte.

Bei Vater Jamrath gaben ſich ſeit einem Vierteljahr¬
hundert die erſten Weißbierkenner des öſtlichen Stadttheils
ein Stelldichein. Das Lolal war ſo bekannt, daß es
ſogar der rothen Laterne entbehren konnte, welche dereinſt
vor vielen Jahren zuerſt auf ſeine Exiſtenz hingewieſen hatte. In
dem einzigen langgeſtreckten, verräucherten Parterregeſchoß
mit den weißgeſcheuerten Tiſchen und ſchweren hochlehnigen
Holzſtühlen, wo der an jedem Morgen friſch geſtreute helle
Sand den modernen eleganten Fußboden erſetzen mußte,
zeigte ſich noch das unverfälſchte Berlinerthum, hatte ſich
noch der Reſt einer alten Welt erhalten. Was für Phy¬
ſiognomien traf man da an, was für vorväterliche Geſtalten
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[134/0146] zu begleiten, um ſich von ſeiner glücklichen Ankunft zu über¬ zeugen. Franz verſtieg ſich ſo weit, das etwas lächerlich zu finden, aber alles Gegenreden half nichts: Frau Karoline zwängte ſich neben die Schachteln in die Droſchke hinein und fort ging's. Meiſter Timpe aber wurde erſt ruhiger, als die getreue Ehehälfte zurückkehrte und die freudige Mittheilung von der wohlgelungenen Landung Franzens, des Einzigen, überbrachte; auch davon, daß derſelbe in eine Familie gerathen ſei, von der man nicht zu befürchten habe, daß ſie ihn beſtehlen oder ihm gar ein Leids anthun werde. Am Abend ſuchte Johannes, ſeit längere Zeit zum erſten Male wieder, ſeine Stammkneipe auf. Der Tag war zu ereignißreich, als daß er nicht mit einem Meinungsaustauſch am Biertiſche beſchloſſen werden ſollte. Bei Vater Jamrath gaben ſich ſeit einem Vierteljahr¬ hundert die erſten Weißbierkenner des öſtlichen Stadttheils ein Stelldichein. Das Lolal war ſo bekannt, daß es ſogar der rothen Laterne entbehren konnte, welche dereinſt vor vielen Jahren zuerſt auf ſeine Exiſtenz hingewieſen hatte. In dem einzigen langgeſtreckten, verräucherten Parterregeſchoß mit den weißgeſcheuerten Tiſchen und ſchweren hochlehnigen Holzſtühlen, wo der an jedem Morgen friſch geſtreute helle Sand den modernen eleganten Fußboden erſetzen mußte, zeigte ſich noch das unverfälſchte Berlinerthum, hatte ſich noch der Reſt einer alten Welt erhalten. Was für Phy¬ ſiognomien traf man da an, was für vorväterliche Geſtalten beherrſchten allabendlich den großen runden Stammtiſch in der äußerſten Ecke, in deſſen Mitte ein Baumſtumpf als Schnupftabacksdoſe thronte und über dem an der Decke zum

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Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/146>, abgerufen am 24.11.2024.