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Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856.

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III. Abschnitt. Drittes Kapitel.
vieljähriger Gewohnheit auch ein anderer Sattel sein würde, so ist
die gänzliche Entblössung von allem, was nicht die Rocktaschen
aufnehmen, für einen Feldzug doch immerhin schlimm.

Der deutsche Sattel hat auch seine grossen Mängel. Er
ist schwer, theuer und sehr schwierig aufzuprobiren, drückt des-
halb leicht, ist von der verletzten Stelle schwer abzuhalten und
verpackt sich schlecht zum Transport. Es ist nicht allein die Leder-
bekleidung des Sattels, welche dem Auge nicht erlaubt, das Auf-
liegen des Baumes, wie beim Bock, zu untersuchen. Ausser dem
richtigen Aufliegen der Trachten sind es die Vorder- und Hinter-
bäume des Sattels, welche ihrer Weite und Form nach so viele
Nüancen zulassen, die doch wiederum zu den tausend Verschieden-
heiten im Bau des Pferdes passen müssen, dass, wollte man genau
zu Werke gehen, fast für jedes Pferd ein eigener Baum gefertigt
werden müsste. Es ist ferner das ungleichmässige Zusammendrück-
ken des Kissens durch den Gebrauch, das leicht eine veränderte
Lage des Sattels herbeiführt. Er wird dadurch namentlich an
seinem hinteren Theile niedriger und bäumt sich dann vorn empor,
wodurch nicht allein das Vorrutschen begünstigt wird, sondern
auch der Reiter mit dem Gesäss zu weit zurück und mit den
Beinen vorkommt. Ein Fehler beim deutschen und englischen
Sattel, vor dem man nicht genug warnen kann, der aber, wie der
zu weite Vorderbaum, immer noch nicht genug beachtet wird.

Ferner bietet der gepackte deutsche Sattel dem Aufsitzenden für
die rechte Hand keinen sicheren Halt. Auch sind seiner Grösse und
seines Gewichtes wegen nicht so leicht Reservesättel mitzunehmen,
obschon man deren mehr bedarf, als bei Truppen, bei denen der
Bock eine so leichte Aenderung der Tragfläche durch Strohmatten
zulässt. Er hat gegen den ungarischen Bock nur den Vortheil
des dichteren Aufliegens auf dem Pferderücken, wodurch der Reiter,
näher am Pferde, dieses nicht so leicht durch sein überhängendes
Gewicht belästigt, dagegen selbst die Bewegungen des Pferdes
besser fühlt. Wenn man bedenkt, dass alle Reitkunst
und taktische Uebung vergebens ist, dass der König
unnütz Mann und Ross so lange Jahre des Friedens
hielt, wenn ein Satteldruck den Reiter vom Pferde
wirft, ehe er den Feind erreichte, so möchte man
nichts thun, wie sinnen, um jenes ärgste der Uebel

III. Abschnitt. Drittes Kapitel.
vieljähriger Gewohnheit auch ein anderer Sattel sein würde, so ist
die gänzliche Entblössung von allem, was nicht die Rocktaschen
aufnehmen, für einen Feldzug doch immerhin schlimm.

Der deutsche Sattel hat auch seine grossen Mängel. Er
ist schwer, theuer und sehr schwierig aufzuprobiren, drückt des-
halb leicht, ist von der verletzten Stelle schwer abzuhalten und
verpackt sich schlecht zum Transport. Es ist nicht allein die Leder-
bekleidung des Sattels, welche dem Auge nicht erlaubt, das Auf-
liegen des Baumes, wie beim Bock, zu untersuchen. Ausser dem
richtigen Aufliegen der Trachten sind es die Vorder- und Hinter-
bäume des Sattels, welche ihrer Weite und Form nach so viele
Nüançen zulassen, die doch wiederum zu den tausend Verschieden-
heiten im Bau des Pferdes passen müssen, dass, wollte man genau
zu Werke gehen, fast für jedes Pferd ein eigener Baum gefertigt
werden müsste. Es ist ferner das ungleichmässige Zusammendrück-
ken des Kissens durch den Gebrauch, das leicht eine veränderte
Lage des Sattels herbeiführt. Er wird dadurch namentlich an
seinem hinteren Theile niedriger und bäumt sich dann vorn empor,
wodurch nicht allein das Vorrutschen begünstigt wird, sondern
auch der Reiter mit dem Gesäss zu weit zurück und mit den
Beinen vorkommt. Ein Fehler beim deutschen und englischen
Sattel, vor dem man nicht genug warnen kann, der aber, wie der
zu weite Vorderbaum, immer noch nicht genug beachtet wird.

Ferner bietet der gepackte deutsche Sattel dem Aufsitzenden für
die rechte Hand keinen sicheren Halt. Auch sind seiner Grösse und
seines Gewichtes wegen nicht so leicht Reservesättel mitzunehmen,
obschon man deren mehr bedarf, als bei Truppen, bei denen der
Bock eine so leichte Aenderung der Tragfläche durch Strohmatten
zulässt. Er hat gegen den ungarischen Bock nur den Vortheil
des dichteren Aufliegens auf dem Pferderücken, wodurch der Reiter,
näher am Pferde, dieses nicht so leicht durch sein überhängendes
Gewicht belästigt, dagegen selbst die Bewegungen des Pferdes
besser fühlt. Wenn man bedenkt, dass alle Reitkunst
und taktische Uebung vergebens ist, dass der König
unnütz Mann und Ross so lange Jahre des Friedens
hielt, wenn ein Satteldruck den Reiter vom Pferde
wirft, ehe er den Feind erreichte, so möchte man
nichts thun, wie sinnen, um jenes ärgste der Uebel

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[134/0156] III. Abschnitt. Drittes Kapitel. vieljähriger Gewohnheit auch ein anderer Sattel sein würde, so ist die gänzliche Entblössung von allem, was nicht die Rocktaschen aufnehmen, für einen Feldzug doch immerhin schlimm. Der deutsche Sattel hat auch seine grossen Mängel. Er ist schwer, theuer und sehr schwierig aufzuprobiren, drückt des- halb leicht, ist von der verletzten Stelle schwer abzuhalten und verpackt sich schlecht zum Transport. Es ist nicht allein die Leder- bekleidung des Sattels, welche dem Auge nicht erlaubt, das Auf- liegen des Baumes, wie beim Bock, zu untersuchen. Ausser dem richtigen Aufliegen der Trachten sind es die Vorder- und Hinter- bäume des Sattels, welche ihrer Weite und Form nach so viele Nüançen zulassen, die doch wiederum zu den tausend Verschieden- heiten im Bau des Pferdes passen müssen, dass, wollte man genau zu Werke gehen, fast für jedes Pferd ein eigener Baum gefertigt werden müsste. Es ist ferner das ungleichmässige Zusammendrück- ken des Kissens durch den Gebrauch, das leicht eine veränderte Lage des Sattels herbeiführt. Er wird dadurch namentlich an seinem hinteren Theile niedriger und bäumt sich dann vorn empor, wodurch nicht allein das Vorrutschen begünstigt wird, sondern auch der Reiter mit dem Gesäss zu weit zurück und mit den Beinen vorkommt. Ein Fehler beim deutschen und englischen Sattel, vor dem man nicht genug warnen kann, der aber, wie der zu weite Vorderbaum, immer noch nicht genug beachtet wird. Ferner bietet der gepackte deutsche Sattel dem Aufsitzenden für die rechte Hand keinen sicheren Halt. Auch sind seiner Grösse und seines Gewichtes wegen nicht so leicht Reservesättel mitzunehmen, obschon man deren mehr bedarf, als bei Truppen, bei denen der Bock eine so leichte Aenderung der Tragfläche durch Strohmatten zulässt. Er hat gegen den ungarischen Bock nur den Vortheil des dichteren Aufliegens auf dem Pferderücken, wodurch der Reiter, näher am Pferde, dieses nicht so leicht durch sein überhängendes Gewicht belästigt, dagegen selbst die Bewegungen des Pferdes besser fühlt. Wenn man bedenkt, dass alle Reitkunst und taktische Uebung vergebens ist, dass der König unnütz Mann und Ross so lange Jahre des Friedens hielt, wenn ein Satteldruck den Reiter vom Pferde wirft, ehe er den Feind erreichte, so möchte man nichts thun, wie sinnen, um jenes ärgste der Uebel

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Zitationshilfe: Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krane_reitpferd_1856/156>, abgerufen am 27.11.2024.