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Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856.

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III. Abschnitt. Zweites Kapitel.
[Abbildung] (Tafel 36.)

Man pflegt den hinteren oberen Rand des Unterkiefers die
Ganasche zu nennen. Die Ausdehnung des obersten Hals-
wirbels
(3) nach der Ganasche (6) zu ist durch einen Flügel-
ansatz
vergrössert. Wenn nun Ganasche oder Flügelansatz, oder
beide gross sind, so bleibt zwischen beiden ein nur geringer Raum,
der sich um so mehr verengt, je mehr das Thier sich beizäumt,
am meisten aber, wenn das beigezäumte Thier eine Drehung des
Kopfes nach der einen oder der anderen Seite hin vornimmt. Es
liegen aber zwischen beiden die Ohrenmuskeln (1), und die
Ohrenspeicheldrüsen (2). Letztere sind strangartige Gebilde,
die an den Ohren beginnen und an dem Ganaschenrande sich bis
zur Kehle hinziehen. Je mehr Ganasche und Flügelansatz von
Natur einander durch ihre Ausdehnung näher gebracht sind, und
je mehr Ausdehnung ferner die dazwischenliegenden Gebilde haben,
um so mehr werden die letzteren durch Beizäumung und Drehung
des Kopfes in das Gedränge kommen und gequetscht werden,
wozu nach der Behauptung einiger auch noch ein stachelartiges
Gebilde des 2. Halswirbels (4) in einzelnen Fällen mitwirken soll.
So lange eine derartige schmerzliche Quetschung stattfindet,
wird das Pferd ungern in Stellungen eingehen, welche sie herbei-
führen. Es werden mithin diese Gebilde in eine Lage
gebracht werden müssen, welche sie dieser Quetschung

III. Abschnitt. Zweites Kapitel.
[Abbildung] (Tafel 36.)

Man pflegt den hinteren oberen Rand des Unterkiefers die
Ganasche zu nennen. Die Ausdehnung des obersten Hals-
wirbels
(3) nach der Ganasche (6) zu ist durch einen Flügel-
ansatz
vergrössert. Wenn nun Ganasche oder Flügelansatz, oder
beide gross sind, so bleibt zwischen beiden ein nur geringer Raum,
der sich um so mehr verengt, je mehr das Thier sich beizäumt,
am meisten aber, wenn das beigezäumte Thier eine Drehung des
Kopfes nach der einen oder der anderen Seite hin vornimmt. Es
liegen aber zwischen beiden die Ohrenmuskeln (1), und die
Ohrenspeicheldrüsen (2). Letztere sind strangartige Gebilde,
die an den Ohren beginnen und an dem Ganaschenrande sich bis
zur Kehle hinziehen. Je mehr Ganasche und Flügelansatz von
Natur einander durch ihre Ausdehnung näher gebracht sind, und
je mehr Ausdehnung ferner die dazwischenliegenden Gebilde haben,
um so mehr werden die letzteren durch Beizäumung und Drehung
des Kopfes in das Gedränge kommen und gequetscht werden,
wozu nach der Behauptung einiger auch noch ein stachelartiges
Gebilde des 2. Halswirbels (4) in einzelnen Fällen mitwirken soll.
So lange eine derartige schmerzliche Quetschung stattfindet,
wird das Pferd ungern in Stellungen eingehen, welche sie herbei-
führen. Es werden mithin diese Gebilde in eine Lage
gebracht werden müssen, welche sie dieser Quetschung

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[116/0138] III. Abschnitt. Zweites Kapitel. [Abbildung (Tafel 36.)] Man pflegt den hinteren oberen Rand des Unterkiefers die Ganasche zu nennen. Die Ausdehnung des obersten Hals- wirbels (3) nach der Ganasche (6) zu ist durch einen Flügel- ansatz vergrössert. Wenn nun Ganasche oder Flügelansatz, oder beide gross sind, so bleibt zwischen beiden ein nur geringer Raum, der sich um so mehr verengt, je mehr das Thier sich beizäumt, am meisten aber, wenn das beigezäumte Thier eine Drehung des Kopfes nach der einen oder der anderen Seite hin vornimmt. Es liegen aber zwischen beiden die Ohrenmuskeln (1), und die Ohrenspeicheldrüsen (2). Letztere sind strangartige Gebilde, die an den Ohren beginnen und an dem Ganaschenrande sich bis zur Kehle hinziehen. Je mehr Ganasche und Flügelansatz von Natur einander durch ihre Ausdehnung näher gebracht sind, und je mehr Ausdehnung ferner die dazwischenliegenden Gebilde haben, um so mehr werden die letzteren durch Beizäumung und Drehung des Kopfes in das Gedränge kommen und gequetscht werden, wozu nach der Behauptung einiger auch noch ein stachelartiges Gebilde des 2. Halswirbels (4) in einzelnen Fällen mitwirken soll. So lange eine derartige schmerzliche Quetschung stattfindet, wird das Pferd ungern in Stellungen eingehen, welche sie herbei- führen. Es werden mithin diese Gebilde in eine Lage gebracht werden müssen, welche sie dieser Quetschung

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Zitationshilfe: Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krane_reitpferd_1856/138>, abgerufen am 28.04.2024.