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Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856.

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Von der Halsarbeit.
nisse. Es ist aber die Form, in welcher es geschieht so zu wählen,
dass die Stellung der Halswirbel zu einander den Druck fortpflanzen
können. Dazu ist mithin nöthig, dass der Kopf, durch den man
auf den Hals wirkt, zu diesem richtig gestellt sei, dass keine Achse
der Wirbel einen zu kleinen Winkel zu der nächstfolgenden bilde
und bei hinreichend grossem Winkel nicht zu viel Glieder in der-
selben Richtung sich zu einem gleichlaufenden Bogen vereinen.

[Abbildung] (Tafel 27.)

Die vollkommenste Form
für die Fortsetzung des
Druckes
ist erfahrungsgemäss
die, bei welcher die 3 untersten
Halswirbel einen solchen Bogen
rückwärts-aufwärts bilden, dass
der 4. senkrecht steht und die 3
obersten einen solchen Bogen vor-
wärts-abwärts bilden, dass die Ge-
sichtslinie des Kopfes fast senk-
recht zur Erde steht. Bei dieser
Hals- und Kopfstellung wird der
Anzug der Faust, wenn sie ihre bequemste Stellung eine Hand
breit über dem Sattelknopf einnimmt, senkrecht auf die Lade wir-
ken, und es wird die Halswirbelsäule eine solche Stellung haben,
dass die einzelnen Wirbel hinreichend auf einander und auf die
Rückenwirbelsäule wirken. Hiebei ist zu bemerken, dass die Bie-
gung in den drei obern Wirbeln keine gleichmässige sein kann.
Die Construktion des zweiten Wirbels macht die Biegung zwischen
dem ersten und zweiten Wirbel so viel leichter, als zwischen den
andern, dass dorthin immer die stärkste Biegung fallen wird. Ist
sie übertrieben und nehmen die anderen Wirbel daran keinen Theil,
so entsteht eine Knickung, welche die Fortpflanzung des Anzugs
verhindert. Obige Halsstellung ist die des Ideal-Schulpferdes,
bei ihr wird der Schwerpunkt des Halses sehr weit rückwärts die Un-
terstützungsfläche treffen, mithin der Hals nicht nur sich völlig selbst
tragen, sondern derselbe auch die Vorhand am geringsten belästigen.

Der sich nach rückwärts öffnende Bogen, welchen die untern
Halswirbel machen, wird nicht zur Anschauung kommen, weil die

Von der Halsarbeit.
nisse. Es ist aber die Form, in welcher es geschieht so zu wählen,
dass die Stellung der Halswirbel zu einander den Druck fortpflanzen
können. Dazu ist mithin nöthig, dass der Kopf, durch den man
auf den Hals wirkt, zu diesem richtig gestellt sei, dass keine Achse
der Wirbel einen zu kleinen Winkel zu der nächstfolgenden bilde
und bei hinreichend grossem Winkel nicht zu viel Glieder in der-
selben Richtung sich zu einem gleichlaufenden Bogen vereinen.

[Abbildung] (Tafel 27.)

Die vollkommenste Form
für die Fortsetzung des
Druckes
ist erfahrungsgemäss
die, bei welcher die 3 untersten
Halswirbel einen solchen Bogen
rückwärts-aufwärts bilden, dass
der 4. senkrecht steht und die 3
obersten einen solchen Bogen vor-
wärts-abwärts bilden, dass die Ge-
sichtslinie des Kopfes fast senk-
recht zur Erde steht. Bei dieser
Hals- und Kopfstellung wird der
Anzug der Faust, wenn sie ihre bequemste Stellung eine Hand
breit über dem Sattelknopf einnimmt, senkrecht auf die Lade wir-
ken, und es wird die Halswirbelsäule eine solche Stellung haben,
dass die einzelnen Wirbel hinreichend auf einander und auf die
Rückenwirbelsäule wirken. Hiebei ist zu bemerken, dass die Bie-
gung in den drei obern Wirbeln keine gleichmässige sein kann.
Die Construktion des zweiten Wirbels macht die Biegung zwischen
dem ersten und zweiten Wirbel so viel leichter, als zwischen den
andern, dass dorthin immer die stärkste Biegung fallen wird. Ist
sie übertrieben und nehmen die anderen Wirbel daran keinen Theil,
so entsteht eine Knickung, welche die Fortpflanzung des Anzugs
verhindert. Obige Halsstellung ist die des Ideal-Schulpferdes,
bei ihr wird der Schwerpunkt des Halses sehr weit rückwärts die Un-
terstützungsfläche treffen, mithin der Hals nicht nur sich völlig selbst
tragen, sondern derselbe auch die Vorhand am geringsten belästigen.

Der sich nach rückwärts öffnende Bogen, welchen die untern
Halswirbel machen, wird nicht zur Anschauung kommen, weil die

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[105/0127] Von der Halsarbeit. nisse. Es ist aber die Form, in welcher es geschieht so zu wählen, dass die Stellung der Halswirbel zu einander den Druck fortpflanzen können. Dazu ist mithin nöthig, dass der Kopf, durch den man auf den Hals wirkt, zu diesem richtig gestellt sei, dass keine Achse der Wirbel einen zu kleinen Winkel zu der nächstfolgenden bilde und bei hinreichend grossem Winkel nicht zu viel Glieder in der- selben Richtung sich zu einem gleichlaufenden Bogen vereinen. [Abbildung (Tafel 27.)] Die vollkommenste Form für die Fortsetzung des Druckes ist erfahrungsgemäss die, bei welcher die 3 untersten Halswirbel einen solchen Bogen rückwärts-aufwärts bilden, dass der 4. senkrecht steht und die 3 obersten einen solchen Bogen vor- wärts-abwärts bilden, dass die Ge- sichtslinie des Kopfes fast senk- recht zur Erde steht. Bei dieser Hals- und Kopfstellung wird der Anzug der Faust, wenn sie ihre bequemste Stellung eine Hand breit über dem Sattelknopf einnimmt, senkrecht auf die Lade wir- ken, und es wird die Halswirbelsäule eine solche Stellung haben, dass die einzelnen Wirbel hinreichend auf einander und auf die Rückenwirbelsäule wirken. Hiebei ist zu bemerken, dass die Bie- gung in den drei obern Wirbeln keine gleichmässige sein kann. Die Construktion des zweiten Wirbels macht die Biegung zwischen dem ersten und zweiten Wirbel so viel leichter, als zwischen den andern, dass dorthin immer die stärkste Biegung fallen wird. Ist sie übertrieben und nehmen die anderen Wirbel daran keinen Theil, so entsteht eine Knickung, welche die Fortpflanzung des Anzugs verhindert. Obige Halsstellung ist die des Ideal-Schulpferdes, bei ihr wird der Schwerpunkt des Halses sehr weit rückwärts die Un- terstützungsfläche treffen, mithin der Hals nicht nur sich völlig selbst tragen, sondern derselbe auch die Vorhand am geringsten belästigen. Der sich nach rückwärts öffnende Bogen, welchen die untern Halswirbel machen, wird nicht zur Anschauung kommen, weil die

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Zitationshilfe: Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krane_reitpferd_1856/127>, abgerufen am 28.04.2024.