Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.Allgemeine Thierzuchtlehre. von Einfluß. Geht man von einer stickstoffreicheren zu einer stickstoffärmeren Fütterungüber, so wird anfänglich entsprechend dem früheren Ernährungszustande mehr Stickstoff als Zersetzungsproduct des Circulationseiweißes und zum geringeren Theile auch des Organeiweißes ausgeschieden, bis endlich zwischen Ausgabe und Einnahme wieder Gleichgewicht eintritt. Kehrt man zur stickstoffreicheren Nahrung zurück, so wird das Stickstoffgleichgewicht rascher eintreten, da die Mehrzufuhr nicht als Organ- eiweiß gebunden wird, sondern das rascher zersetzbare Circulationseiweiß vermehrt. Kochsalzbeigaben und Wasser vermehren den Eiweißumsatz. Ein Uebermaß an Wasseraufnahme, hervorgerufen durch Wässerigkeit des Futters, hohe Stalltemperatur, zu starke Salzgaben, zu viel Bewegung etc., ist daher, da das Wasser nicht zum Körperansatze verwendet werden kann, durch Zerstörung werthvoller Futtersubstanz von Nachtheil. Nach den Verhältnissen des Eiweißumsatzes regelt sich der Eiweißansatz, Der größte Erfolg der Fütterung wird nach dem Vorerwähnten nur dann Im Vorstehenden wurde schon da und dort der Wege gedacht, auf welchen die Allgemeine Thierzuchtlehre. von Einfluß. Geht man von einer ſtickſtoffreicheren zu einer ſtickſtoffärmeren Fütterungüber, ſo wird anfänglich entſprechend dem früheren Ernährungszuſtande mehr Stickſtoff als Zerſetzungsproduct des Circulationseiweißes und zum geringeren Theile auch des Organeiweißes ausgeſchieden, bis endlich zwiſchen Ausgabe und Einnahme wieder Gleichgewicht eintritt. Kehrt man zur ſtickſtoffreicheren Nahrung zurück, ſo wird das Stickſtoffgleichgewicht raſcher eintreten, da die Mehrzufuhr nicht als Organ- eiweiß gebunden wird, ſondern das raſcher zerſetzbare Circulationseiweiß vermehrt. Kochſalzbeigaben und Waſſer vermehren den Eiweißumſatz. Ein Uebermaß an Waſſeraufnahme, hervorgerufen durch Wäſſerigkeit des Futters, hohe Stalltemperatur, zu ſtarke Salzgaben, zu viel Bewegung ꝛc., iſt daher, da das Waſſer nicht zum Körperanſatze verwendet werden kann, durch Zerſtörung werthvoller Futterſubſtanz von Nachtheil. Nach den Verhältniſſen des Eiweißumſatzes regelt ſich der Eiweißanſatz, Der größte Erfolg der Fütterung wird nach dem Vorerwähnten nur dann Im Vorſtehenden wurde ſchon da und dort der Wege gedacht, auf welchen die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <p><pb facs="#f0040" n="24"/><fw place="top" type="header">Allgemeine Thierzuchtlehre.</fw><lb/> von Einfluß. 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Einſeitige<lb/> Eiweißzufuhr ohne gleichzeitige Vermehrung der ſtickſtofffreien Nährſtoffe bewirkt nach<lb/> Voit zunächſt eine Vermehrung des Circulationseiweißes, welche jedoch bald aufhört,<lb/> da durch die leichte Zerſtörung deſſelben das zugeführte Plus ſofort wieder aus-<lb/> geſchieden wird. Eine Beigabe von Fett, ebenſo das im Thierkörper abgelagerte Fett<lb/> wirken vermindernd auf den Eiweißumſatz, daher erhöhend auf den Fleiſchanſatz.<lb/> Eine noch ausgiebigere Vermehrung des Organeiweißes oder Fleiſchanſatzes wird durch<lb/> gleichzeitige Zufuhr von Eiweiß und Kohlehydraten erzielt. Bei einſeitiger Eiweiß-<lb/> zufuhr wird daher Stickſtoffgleichgewicht ſehr bald, bei gleichzeitiger Zufuhr von<lb/> Kohlehydraten neben Fett (wenn überhaupt) erſt nach längerer Zeit eintreten. Die<lb/> Kohlehydrate (Stärkemehl, Zucker ꝛc.) haben daher nicht nur Werth als ſogenannte<lb/> Reſpirationsmittel, ſondern einen noch viel höheren dadurch, daß ſie die Zerſtörung<lb/> des Eiweißes vermindern, daher indirect zur Erhaltung und dem Anſatze des Fleiſches<lb/> beitragen.</p><lb/> <p>Der größte Erfolg der Fütterung wird nach dem Vorerwähnten nur dann<lb/> erreicht, wenn Eiweißſtoffe, Fett, Kohlehydrate, Waſſer und Nährſalze in einem be-<lb/> ſtimmten für die verſchiedenen Ernährungszuſtände der Thiere und für die verſchiedenen<lb/> Fütterungszwecke wechſelnden Verhältniſſe verabreicht werden. Ein Zuviel wird entweder<lb/> unbenutzt für den Körperanſatz ausgeſchieden oder ſchon im Verdauungscanal nicht<lb/> aufgenommen und mit den Excrementen entleert.</p><lb/> <p>Im Vorſtehenden wurde ſchon da und dort der Wege gedacht, auf welchen die<lb/> von dem Blute aufgenommenen Rückbildungsſtoffe den Thierkörper verlaſſen. Die<lb/> gasförmigen Stoffe entweichen durch Lunge und Haut, die löslichen werden von den<lb/> Nieren abgeſchieden und nur ein geringer Theil, die Reſte der Verdauungsſäfte, gehen<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0040]
Allgemeine Thierzuchtlehre.
von Einfluß. Geht man von einer ſtickſtoffreicheren zu einer ſtickſtoffärmeren Fütterung
über, ſo wird anfänglich entſprechend dem früheren Ernährungszuſtande mehr Stickſtoff
als Zerſetzungsproduct des Circulationseiweißes und zum geringeren Theile auch
des Organeiweißes ausgeſchieden, bis endlich zwiſchen Ausgabe und Einnahme wieder
Gleichgewicht eintritt. Kehrt man zur ſtickſtoffreicheren Nahrung zurück, ſo
wird das Stickſtoffgleichgewicht raſcher eintreten, da die Mehrzufuhr nicht als Organ-
eiweiß gebunden wird, ſondern das raſcher zerſetzbare Circulationseiweiß vermehrt.
Kochſalzbeigaben und Waſſer vermehren den Eiweißumſatz. Ein Uebermaß an
Waſſeraufnahme, hervorgerufen durch Wäſſerigkeit des Futters, hohe Stalltemperatur,
zu ſtarke Salzgaben, zu viel Bewegung ꝛc., iſt daher, da das Waſſer nicht zum
Körperanſatze verwendet werden kann, durch Zerſtörung werthvoller Futterſubſtanz von
Nachtheil.
Nach den Verhältniſſen des Eiweißumſatzes regelt ſich der Eiweißanſatz,
d. i. die Vermehrung von Fleiſch, oder im Vereine von Fett und Waſſerablagerung
die Vermehrung des lebenden Gewichtes. Der Viehzüchter wird bei der Fleiſchpro-
duction dahin trachten, den Umſatz möglichſt zu vermindern und den Anſatz zu erhöhen.
Es geſchieht dies durch die richtige Zuſammenſetzung des Futters. Durch eine
größere Futtermenge wird bei gleicher Zuſammenſetzung der Fleiſchanſatz nicht
in demſelben, ſondern in einem weſentlich höheren Verhältniſſe geſteigert. Einſeitige
Eiweißzufuhr ohne gleichzeitige Vermehrung der ſtickſtofffreien Nährſtoffe bewirkt nach
Voit zunächſt eine Vermehrung des Circulationseiweißes, welche jedoch bald aufhört,
da durch die leichte Zerſtörung deſſelben das zugeführte Plus ſofort wieder aus-
geſchieden wird. Eine Beigabe von Fett, ebenſo das im Thierkörper abgelagerte Fett
wirken vermindernd auf den Eiweißumſatz, daher erhöhend auf den Fleiſchanſatz.
Eine noch ausgiebigere Vermehrung des Organeiweißes oder Fleiſchanſatzes wird durch
gleichzeitige Zufuhr von Eiweiß und Kohlehydraten erzielt. Bei einſeitiger Eiweiß-
zufuhr wird daher Stickſtoffgleichgewicht ſehr bald, bei gleichzeitiger Zufuhr von
Kohlehydraten neben Fett (wenn überhaupt) erſt nach längerer Zeit eintreten. Die
Kohlehydrate (Stärkemehl, Zucker ꝛc.) haben daher nicht nur Werth als ſogenannte
Reſpirationsmittel, ſondern einen noch viel höheren dadurch, daß ſie die Zerſtörung
des Eiweißes vermindern, daher indirect zur Erhaltung und dem Anſatze des Fleiſches
beitragen.
Der größte Erfolg der Fütterung wird nach dem Vorerwähnten nur dann
erreicht, wenn Eiweißſtoffe, Fett, Kohlehydrate, Waſſer und Nährſalze in einem be-
ſtimmten für die verſchiedenen Ernährungszuſtände der Thiere und für die verſchiedenen
Fütterungszwecke wechſelnden Verhältniſſe verabreicht werden. Ein Zuviel wird entweder
unbenutzt für den Körperanſatz ausgeſchieden oder ſchon im Verdauungscanal nicht
aufgenommen und mit den Excrementen entleert.
Im Vorſtehenden wurde ſchon da und dort der Wege gedacht, auf welchen die
von dem Blute aufgenommenen Rückbildungsſtoffe den Thierkörper verlaſſen. Die
gasförmigen Stoffe entweichen durch Lunge und Haut, die löslichen werden von den
Nieren abgeſchieden und nur ein geringer Theil, die Reſte der Verdauungsſäfte, gehen
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