Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Thierleben.
[Tabelle]

Ein weiteres Beispiel einer Stoffwechselgleichung für ein volljähriges Schaf haben wir
Band I. S. 160 und 162 mitgetheilt.

Für die Erforschung der Gesetze des Stoffwechsels waren insbesondere die
Untersuchungen Voit's 1) in München epochemachend. In Betreff des Eiweißes unter-
scheidet Voit 2) zwischen dem Organeiweiß, das in allen Organen, auch im
Blute vorhandene, der Zersetzung in geringerem Maße unterliegende Eiweiß und dem
Borrath- oder Circulations-Eiweiß, welches leicht zerstört wird und alle
Gewebe als eigentlich ernährender Plasmastrom durchdringt. Nach Voit ist der
Eiweißumsatz direct abhängig von der Eiweißzufuhr. Steigt die Zufuhr, so
tritt, je stickstoffreicher die Nahrung, um so rascher "Stickstoffgleichgewicht", also
Erhaltungszustand ein. Das Mehr wird als Circulations-Eiweiß rascher zerstört,
weshalb sich die Stickstoffausscheidung mit der Einnahme bald in's Gleichgewicht setzt.
Weiterhin ist die Zufuhr derselben Nährstoffmenge erforderlich, um den Körper
in gleichem Ernährungszustande zu erhalten. Der durch die vorausgegangene
Fütterung erzeugte Ernährungszustand ist für die Größe des Eiweißumsatzes

1) Th. Bischoff und C. Voit, Die Gesetze der Ernährung des Fleischfressers, 1860;
C. Voit's weitere zahlreiche Abhandlungen sind erschienen in der Zeitschrift für Biologie,
München 1865 u. ff. Eine leicht faßliche Darstellung der neueren Anschauungen über die
Fleisch- und Fettbildung findet sich in: "Dr. E. Wolff, Die rationelle Fütterung", Berlin
1874, S. 37 etc.
2) C. Voit, Ueber die Verschiedenheit der Eiweißzersetzung beim Hungern. Zeitschrift
für Biologie 1866, S. 318 u. ff.
Das Thierleben.
[Tabelle]

Ein weiteres Beiſpiel einer Stoffwechſelgleichung für ein volljähriges Schaf haben wir
Band I. S. 160 und 162 mitgetheilt.

Für die Erforſchung der Geſetze des Stoffwechſels waren insbeſondere die
Unterſuchungen Voit’s 1) in München epochemachend. In Betreff des Eiweißes unter-
ſcheidet Voit 2) zwiſchen dem Organeiweiß, das in allen Organen, auch im
Blute vorhandene, der Zerſetzung in geringerem Maße unterliegende Eiweiß und dem
Borrath- oder Circulations-Eiweiß, welches leicht zerſtört wird und alle
Gewebe als eigentlich ernährender Plasmaſtrom durchdringt. Nach Voit iſt der
Eiweißumſatz direct abhängig von der Eiweißzufuhr. Steigt die Zufuhr, ſo
tritt, je ſtickſtoffreicher die Nahrung, um ſo raſcher „Stickſtoffgleichgewicht“, alſo
Erhaltungszuſtand ein. Das Mehr wird als Circulations-Eiweiß raſcher zerſtört,
weshalb ſich die Stickſtoffausſcheidung mit der Einnahme bald in’s Gleichgewicht ſetzt.
Weiterhin iſt die Zufuhr derſelben Nährſtoffmenge erforderlich, um den Körper
in gleichem Ernährungszuſtande zu erhalten. Der durch die vorausgegangene
Fütterung erzeugte Ernährungszuſtand iſt für die Größe des Eiweißumſatzes

1) Th. Biſchoff und C. Voit, Die Geſetze der Ernährung des Fleiſchfreſſers, 1860;
C. Voit’s weitere zahlreiche Abhandlungen ſind erſchienen in der Zeitſchrift für Biologie,
München 1865 u. ff. Eine leicht faßliche Darſtellung der neueren Anſchauungen über die
Fleiſch- und Fettbildung findet ſich in: „Dr. E. Wolff, Die rationelle Fütterung“, Berlin
1874, S. 37 ꝛc.
2) C. Voit, Ueber die Verſchiedenheit der Eiweißzerſetzung beim Hungern. Zeitſchrift
für Biologie 1866, S. 318 u. ff.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <pb facs="#f0039" n="23"/>
                  <fw place="top" type="header">Das Thierleben.</fw><lb/>
                  <table>
                    <row>
                      <cell/>
                    </row>
                  </table>
                  <p>Ein weiteres Bei&#x017F;piel einer Stoffwech&#x017F;elgleichung für ein volljähriges Schaf haben wir<lb/>
Band <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 160 und 162 mitgetheilt.</p><lb/>
                  <p>Für die Erfor&#x017F;chung der Ge&#x017F;etze des <hi rendition="#g">Stoffwech&#x017F;els</hi> waren insbe&#x017F;ondere die<lb/>
Unter&#x017F;uchungen Voit&#x2019;s <note place="foot" n="1)">Th. Bi&#x017F;choff und C. Voit, Die Ge&#x017F;etze der Ernährung des Flei&#x017F;chfre&#x017F;&#x017F;ers, 1860;<lb/>
C. Voit&#x2019;s weitere zahlreiche Abhandlungen &#x017F;ind er&#x017F;chienen in der Zeit&#x017F;chrift für Biologie,<lb/>
München 1865 u. ff. Eine leicht faßliche Dar&#x017F;tellung der neueren An&#x017F;chauungen über die<lb/>
Flei&#x017F;ch- und Fettbildung findet &#x017F;ich in: &#x201E;<hi rendition="#aq">Dr.</hi> E. Wolff, Die rationelle Fütterung&#x201C;, Berlin<lb/>
1874, S. 37 &#xA75B;c.</note> in München epochemachend. In Betreff des Eiweißes unter-<lb/>
&#x017F;cheidet Voit <note place="foot" n="2)">C. Voit, Ueber die Ver&#x017F;chiedenheit der Eiweißzer&#x017F;etzung beim Hungern. Zeit&#x017F;chrift<lb/>
für Biologie 1866, S. 318 u. ff.</note> zwi&#x017F;chen dem <hi rendition="#g">Organeiweiß</hi>, das in allen Organen, auch im<lb/>
Blute vorhandene, der Zer&#x017F;etzung in geringerem Maße unterliegende Eiweiß und dem<lb/><hi rendition="#g">Borrath-</hi> oder <hi rendition="#g">Circulations-Eiweiß</hi>, welches leicht zer&#x017F;tört wird und alle<lb/>
Gewebe als eigentlich ernährender Plasma&#x017F;trom durchdringt. Nach Voit i&#x017F;t der<lb/><hi rendition="#g">Eiweißum&#x017F;atz</hi> direct abhängig von der Eiweißzufuhr. Steigt die Zufuhr, &#x017F;o<lb/>
tritt, je &#x017F;tick&#x017F;toffreicher die Nahrung, um &#x017F;o ra&#x017F;cher &#x201E;Stick&#x017F;toffgleichgewicht&#x201C;, al&#x017F;o<lb/>
Erhaltungszu&#x017F;tand ein. Das Mehr wird als Circulations-Eiweiß ra&#x017F;cher zer&#x017F;tört,<lb/>
weshalb &#x017F;ich die Stick&#x017F;toffaus&#x017F;cheidung mit der Einnahme bald in&#x2019;s Gleichgewicht &#x017F;etzt.<lb/>
Weiterhin i&#x017F;t die Zufuhr der&#x017F;elben Nähr&#x017F;toffmenge erforderlich, um den Körper<lb/>
in gleichem Ernährungszu&#x017F;tande zu erhalten. Der durch die vorausgegangene<lb/>
Fütterung erzeugte Ernährungszu&#x017F;tand i&#x017F;t für die Größe des Eiweißum&#x017F;atzes<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0039] Das Thierleben. Ein weiteres Beiſpiel einer Stoffwechſelgleichung für ein volljähriges Schaf haben wir Band I. S. 160 und 162 mitgetheilt. Für die Erforſchung der Geſetze des Stoffwechſels waren insbeſondere die Unterſuchungen Voit’s 1) in München epochemachend. In Betreff des Eiweißes unter- ſcheidet Voit 2) zwiſchen dem Organeiweiß, das in allen Organen, auch im Blute vorhandene, der Zerſetzung in geringerem Maße unterliegende Eiweiß und dem Borrath- oder Circulations-Eiweiß, welches leicht zerſtört wird und alle Gewebe als eigentlich ernährender Plasmaſtrom durchdringt. Nach Voit iſt der Eiweißumſatz direct abhängig von der Eiweißzufuhr. Steigt die Zufuhr, ſo tritt, je ſtickſtoffreicher die Nahrung, um ſo raſcher „Stickſtoffgleichgewicht“, alſo Erhaltungszuſtand ein. Das Mehr wird als Circulations-Eiweiß raſcher zerſtört, weshalb ſich die Stickſtoffausſcheidung mit der Einnahme bald in’s Gleichgewicht ſetzt. Weiterhin iſt die Zufuhr derſelben Nährſtoffmenge erforderlich, um den Körper in gleichem Ernährungszuſtande zu erhalten. Der durch die vorausgegangene Fütterung erzeugte Ernährungszuſtand iſt für die Größe des Eiweißumſatzes 1) Th. Biſchoff und C. Voit, Die Geſetze der Ernährung des Fleiſchfreſſers, 1860; C. Voit’s weitere zahlreiche Abhandlungen ſind erſchienen in der Zeitſchrift für Biologie, München 1865 u. ff. Eine leicht faßliche Darſtellung der neueren Anſchauungen über die Fleiſch- und Fettbildung findet ſich in: „Dr. E. Wolff, Die rationelle Fütterung“, Berlin 1874, S. 37 ꝛc. 2) C. Voit, Ueber die Verſchiedenheit der Eiweißzerſetzung beim Hungern. Zeitſchrift für Biologie 1866, S. 318 u. ff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/39
Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/39>, abgerufen am 19.04.2024.