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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Besondere Thierzuchtlehre.
[Tabelle]
4. Die Ernährung.

Durch das Schwein werden am vortheilhaftesten die häuslichen und gewerb-
lichen Abfälle verwerthet. Heu und Stroh bleiben von dem Schweine unberührt,
eher läßt sich noch Strohhäcksel verfüttern.

Von den technischen Abfällen stehen als Schweinefutter oben an die Bier-
träbern und Brantweinschlempe. Die leicht verdaulichen Träbern eignen sich besonders
als Zusatz zu stickstoffarmen Futtermitteln von Rüben, Kartoffeln etc. Die Brant-
weinschlempe darf wegen ihres hohen Wassergehaltes nicht an junge Schweine verab-
reicht werden. Sie ist möglichst frisch, im abgekühlten Zustande und vermengt mit
concentrirten Futterstoffen, wie Körnern etc., zu verfüttern. Bei Mastschweinen gibt
sie ohne Beifutter einen wenig festen Speck.

Ein vorzügliches Schweinefutter gewähren die Malzkeime, welche wegen ihres bitter-
lichen Geschmackes von anderem Viehe weniger gerne gefressen werden. Rübenpreßlinge
und Rübenschnitten bedürfen eines Zusatzes stickstoffreicher Futterstoffe.

Abfälle von Weizenstärkefabriken sind schwer verdaulich, sie werden daher am
besten im gedämpften Zustande verabreicht. Als Beifutter eignen sich die verschie-
denen Arten von Oelkuchen; dieselben sind wegen ihrer schleimigen Beschaffenheit für
kranke Thiere sehr zu empfehlen.

Von größtem Werthe für die Schweinefütterung sind die verschiedenen Molkerei-
abfälle, sowohl als Uebergangsfutter für Läuferschweine als auch für Mastschweine.
Man füttert sowohl abgerahmte und saure Milch, als auch Molke. Nach den Unter-
suchungen von Heiden 1) erhöht die saure Milch die Verdaulichkeit von Rohprotein und
Fett in gleichzeitig verfütterten Erbsen und Gerste, eine Ausnahme bildet die Roggen-
kleie. Dagegen wird im Vergleiche zu einem Futtergemische von Körnern (Erbsen,
Mais, Gerste) oder Roggenkleie und Wasser, gegen jenes mit saurer Milch, letzteres
in höherem Grade verdaut.

Von den Wurzel- und Knollenfrüchten verfüttert man die Kartoffeln, Rüben im
gequetschten, zerstampften und gekochten Zustande. Möhren liefern ein besonders schmack-
haftes Fleisch, Kartoffeln dagegen ein geschmackloses, leichtes, beim Kochen verlieren-
des Fleisch.

1) Dr. Ed. Heiden, Beiträge zur Ernährung des Schweines. Mittheilungen aus der
Versuchsstation Pommritz; 1. Heft, Hannover 1876.
Beſondere Thierzuchtlehre.
[Tabelle]
4. Die Ernährung.

Durch das Schwein werden am vortheilhafteſten die häuslichen und gewerb-
lichen Abfälle verwerthet. Heu und Stroh bleiben von dem Schweine unberührt,
eher läßt ſich noch Strohhäckſel verfüttern.

Von den techniſchen Abfällen ſtehen als Schweinefutter oben an die Bier-
träbern und Brantweinſchlempe. Die leicht verdaulichen Träbern eignen ſich beſonders
als Zuſatz zu ſtickſtoffarmen Futtermitteln von Rüben, Kartoffeln ꝛc. Die Brant-
weinſchlempe darf wegen ihres hohen Waſſergehaltes nicht an junge Schweine verab-
reicht werden. Sie iſt möglichſt friſch, im abgekühlten Zuſtande und vermengt mit
concentrirten Futterſtoffen, wie Körnern ꝛc., zu verfüttern. Bei Maſtſchweinen gibt
ſie ohne Beifutter einen wenig feſten Speck.

Ein vorzügliches Schweinefutter gewähren die Malzkeime, welche wegen ihres bitter-
lichen Geſchmackes von anderem Viehe weniger gerne gefreſſen werden. Rübenpreßlinge
und Rübenſchnitten bedürfen eines Zuſatzes ſtickſtoffreicher Futterſtoffe.

Abfälle von Weizenſtärkefabriken ſind ſchwer verdaulich, ſie werden daher am
beſten im gedämpften Zuſtande verabreicht. Als Beifutter eignen ſich die verſchie-
denen Arten von Oelkuchen; dieſelben ſind wegen ihrer ſchleimigen Beſchaffenheit für
kranke Thiere ſehr zu empfehlen.

Von größtem Werthe für die Schweinefütterung ſind die verſchiedenen Molkerei-
abfälle, ſowohl als Uebergangsfutter für Läuferſchweine als auch für Maſtſchweine.
Man füttert ſowohl abgerahmte und ſaure Milch, als auch Molke. Nach den Unter-
ſuchungen von Heiden 1) erhöht die ſaure Milch die Verdaulichkeit von Rohproteïn und
Fett in gleichzeitig verfütterten Erbſen und Gerſte, eine Ausnahme bildet die Roggen-
kleie. Dagegen wird im Vergleiche zu einem Futtergemiſche von Körnern (Erbſen,
Mais, Gerſte) oder Roggenkleie und Waſſer, gegen jenes mit ſaurer Milch, letzteres
in höherem Grade verdaut.

Von den Wurzel- und Knollenfrüchten verfüttert man die Kartoffeln, Rüben im
gequetſchten, zerſtampften und gekochten Zuſtande. Möhren liefern ein beſonders ſchmack-
haftes Fleiſch, Kartoffeln dagegen ein geſchmackloſes, leichtes, beim Kochen verlieren-
des Fleiſch.

1) Dr. Ed. Heiden, Beiträge zur Ernährung des Schweines. Mittheilungen aus der
Verſuchsſtation Pommritz; 1. Heft, Hannover 1876.
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[282/0298] Beſondere Thierzuchtlehre. 4. Die Ernährung. Durch das Schwein werden am vortheilhafteſten die häuslichen und gewerb- lichen Abfälle verwerthet. Heu und Stroh bleiben von dem Schweine unberührt, eher läßt ſich noch Strohhäckſel verfüttern. Von den techniſchen Abfällen ſtehen als Schweinefutter oben an die Bier- träbern und Brantweinſchlempe. Die leicht verdaulichen Träbern eignen ſich beſonders als Zuſatz zu ſtickſtoffarmen Futtermitteln von Rüben, Kartoffeln ꝛc. Die Brant- weinſchlempe darf wegen ihres hohen Waſſergehaltes nicht an junge Schweine verab- reicht werden. Sie iſt möglichſt friſch, im abgekühlten Zuſtande und vermengt mit concentrirten Futterſtoffen, wie Körnern ꝛc., zu verfüttern. Bei Maſtſchweinen gibt ſie ohne Beifutter einen wenig feſten Speck. Ein vorzügliches Schweinefutter gewähren die Malzkeime, welche wegen ihres bitter- lichen Geſchmackes von anderem Viehe weniger gerne gefreſſen werden. Rübenpreßlinge und Rübenſchnitten bedürfen eines Zuſatzes ſtickſtoffreicher Futterſtoffe. Abfälle von Weizenſtärkefabriken ſind ſchwer verdaulich, ſie werden daher am beſten im gedämpften Zuſtande verabreicht. Als Beifutter eignen ſich die verſchie- denen Arten von Oelkuchen; dieſelben ſind wegen ihrer ſchleimigen Beſchaffenheit für kranke Thiere ſehr zu empfehlen. Von größtem Werthe für die Schweinefütterung ſind die verſchiedenen Molkerei- abfälle, ſowohl als Uebergangsfutter für Läuferſchweine als auch für Maſtſchweine. Man füttert ſowohl abgerahmte und ſaure Milch, als auch Molke. Nach den Unter- ſuchungen von Heiden 1) erhöht die ſaure Milch die Verdaulichkeit von Rohproteïn und Fett in gleichzeitig verfütterten Erbſen und Gerſte, eine Ausnahme bildet die Roggen- kleie. Dagegen wird im Vergleiche zu einem Futtergemiſche von Körnern (Erbſen, Mais, Gerſte) oder Roggenkleie und Waſſer, gegen jenes mit ſaurer Milch, letzteres in höherem Grade verdaut. Von den Wurzel- und Knollenfrüchten verfüttert man die Kartoffeln, Rüben im gequetſchten, zerſtampften und gekochten Zuſtande. Möhren liefern ein beſonders ſchmack- haftes Fleiſch, Kartoffeln dagegen ein geſchmackloſes, leichtes, beim Kochen verlieren- des Fleiſch. 1) Dr. Ed. Heiden, Beiträge zur Ernährung des Schweines. Mittheilungen aus der Verſuchsſtation Pommritz; 1. Heft, Hannover 1876.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/298>, abgerufen am 17.05.2024.