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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Besondere Thierzuchtlehre.
ankommt, ist das Hauptgewicht auf sehnige, kräftige Musculatur, richtige Winkel-
stellung der Fußknochen und guten Athem zu legen. Die größte Leistungsfähigkeit
wird jedoch bei dem Rennpferde erst durch eine eigene Erziehung, Behandlung und
Ernährung, das Trainiren (Training) ausgebildet. Das Pferd für die Reitbahn
soll gelehrig und folgsam sein, nicht zu viel Temperament haben und ein kräftiges Hin-
tertheil besitzen. Bei dem Luxusreitpferde kommt es hauptsächlich auf vollendete Körper-
form, Höhe und entsprechende Bewegung an. Das Militärpferd muß gelehrig, un-
erschrocken, willig sein, einen kräftigen, gedrungenen Leib, starke, stämmige Füße, feste
Hufe und gute Verdauung besitzen. Das Officierpferd soll sich überdies durch schöne
Haltung und Bewegung auszeichnen.

Bei dem Zugpferde für leichten Wagendienst handelt es sich um Schnellig-
keit und Ausdauer, für schweren Zugdienst um Kraft und Ausdauer. Zug-
pferde wirken vorzugsweise durch das Körpergewicht, welches sie in das Geschirr legen.
Entgegen dem Reitpferde sollen Zugpferde ihre Vorderfüße möglichst weit unter den
Leib, die Hinterfüße hinter den Leib setzen. Das schwere Zugpferd muß vor
Allem große Körpermasse, 1.6--1.8 Meter Höhe, breite Brust, kräftigen Rücken,
stämmige Füße und breites, kraftvolles Hintertheil besitzen. Das landwirthschaftliche
Zugpferd, welches zu den verschiedenartigsten Dienstleistungen verwendet wird, muß
dagegen von mittlerer Größe (1.6.--1.7 Meter), stark, gewandt und gelehrig, gegen
Witterungseinflüsse wenig empfindlich sein. Als Ackerpferde können selbst Pferde mit
mangelhaften Hufen Verwendung finden.

Je nach den eben besprochenen Gebrauchszwecken wird die Auswahl der Zucht-
pferde zu treffen sein. Ein besonderer Werth ist auf die Körperform der Zuchtpferde
zu legen, da mit dieser die Leistungsfähigkeit in engster Beziehung steht. Im All-
gemeinen verlangt man von einem Zuchtpferde, welches eine zum Reitdienste geeignete
Nachzucht liefern soll: leichten, gut geformten Kopf, langen, schlanken, gut angesetzten
Hals, hohen Widerrist, breite Brust, vollen Rumpf, kurzen Rücken, gerades Kreuz,
hochangesetzten Schweif, breite, musculöse Schultern und Vorderschenkel, trockene
Unterfüße, gut gestellte Fessel, fehlerlose Hufe, starke Oberschenkel, trockene Hinterfüße.
Bei Zugpferden verlangt man: leichten Kopf, starken, breiten, nicht zu langen, gut
angesetzten Hals, nicht zu hohen Widerrist, starken Rücken, breite, kräftige Brust,
massigen Rumpf, gut gewölbte Rippen, volle Kruppe, starke Schultern und Ober-
schenkel, stämmige, kräftige Füße mit breiten, kernigen Hufen.

Als Fehler für jeden Dienst sind anzusehen: ein plumper, grober Kopf, ver-
kehrt oder sonst schlecht angesetzter zu kurzer Hals, niedriger Widerrist, langer Rücken,
kurze abschüssige Kruppe, schmale Brust, flache Rippenwölbung, aufgezogener oder
gesenkter Bauch, steile Schultern, muskelarme Schenkel, plumpe Unterfüße, gerade ge-
stellte oder durchtretende Fessel, schlechte Hufe etc.

Bei der Auswahl der Zuchtthiere ist auch auf die Haarfarbe zu sehen und
möglichst darauf zu achten, daß nur gleich gefärbte Thiere gepaart werden. Die
Höhe der Pferde hängt in gleicher Weise von der Höhe des Hengstes und der
Stute ab.

Beſondere Thierzuchtlehre.
ankommt, iſt das Hauptgewicht auf ſehnige, kräftige Musculatur, richtige Winkel-
ſtellung der Fußknochen und guten Athem zu legen. Die größte Leiſtungsfähigkeit
wird jedoch bei dem Rennpferde erſt durch eine eigene Erziehung, Behandlung und
Ernährung, das Trainiren (Training) ausgebildet. Das Pferd für die Reitbahn
ſoll gelehrig und folgſam ſein, nicht zu viel Temperament haben und ein kräftiges Hin-
tertheil beſitzen. Bei dem Luxusreitpferde kommt es hauptſächlich auf vollendete Körper-
form, Höhe und entſprechende Bewegung an. Das Militärpferd muß gelehrig, un-
erſchrocken, willig ſein, einen kräftigen, gedrungenen Leib, ſtarke, ſtämmige Füße, feſte
Hufe und gute Verdauung beſitzen. Das Officierpferd ſoll ſich überdies durch ſchöne
Haltung und Bewegung auszeichnen.

Bei dem Zugpferde für leichten Wagendienſt handelt es ſich um Schnellig-
keit und Ausdauer, für ſchweren Zugdienſt um Kraft und Ausdauer. Zug-
pferde wirken vorzugsweiſe durch das Körpergewicht, welches ſie in das Geſchirr legen.
Entgegen dem Reitpferde ſollen Zugpferde ihre Vorderfüße möglichſt weit unter den
Leib, die Hinterfüße hinter den Leib ſetzen. Das ſchwere Zugpferd muß vor
Allem große Körpermaſſe, 1.6—1.8 Meter Höhe, breite Bruſt, kräftigen Rücken,
ſtämmige Füße und breites, kraftvolles Hintertheil beſitzen. Das landwirthſchaftliche
Zugpferd, welches zu den verſchiedenartigſten Dienſtleiſtungen verwendet wird, muß
dagegen von mittlerer Größe (1.6.—1.7 Meter), ſtark, gewandt und gelehrig, gegen
Witterungseinflüſſe wenig empfindlich ſein. Als Ackerpferde können ſelbſt Pferde mit
mangelhaften Hufen Verwendung finden.

Je nach den eben beſprochenen Gebrauchszwecken wird die Auswahl der Zucht-
pferde zu treffen ſein. Ein beſonderer Werth iſt auf die Körperform der Zuchtpferde
zu legen, da mit dieſer die Leiſtungsfähigkeit in engſter Beziehung ſteht. Im All-
gemeinen verlangt man von einem Zuchtpferde, welches eine zum Reitdienſte geeignete
Nachzucht liefern ſoll: leichten, gut geformten Kopf, langen, ſchlanken, gut angeſetzten
Hals, hohen Widerriſt, breite Bruſt, vollen Rumpf, kurzen Rücken, gerades Kreuz,
hochangeſetzten Schweif, breite, musculöſe Schultern und Vorderſchenkel, trockene
Unterfüße, gut geſtellte Feſſel, fehlerloſe Hufe, ſtarke Oberſchenkel, trockene Hinterfüße.
Bei Zugpferden verlangt man: leichten Kopf, ſtarken, breiten, nicht zu langen, gut
angeſetzten Hals, nicht zu hohen Widerriſt, ſtarken Rücken, breite, kräftige Bruſt,
maſſigen Rumpf, gut gewölbte Rippen, volle Kruppe, ſtarke Schultern und Ober-
ſchenkel, ſtämmige, kräftige Füße mit breiten, kernigen Hufen.

Als Fehler für jeden Dienſt ſind anzuſehen: ein plumper, grober Kopf, ver-
kehrt oder ſonſt ſchlecht angeſetzter zu kurzer Hals, niedriger Widerriſt, langer Rücken,
kurze abſchüſſige Kruppe, ſchmale Bruſt, flache Rippenwölbung, aufgezogener oder
geſenkter Bauch, ſteile Schultern, muskelarme Schenkel, plumpe Unterfüße, gerade ge-
ſtellte oder durchtretende Feſſel, ſchlechte Hufe ꝛc.

Bei der Auswahl der Zuchtthiere iſt auch auf die Haarfarbe zu ſehen und
möglichſt darauf zu achten, daß nur gleich gefärbte Thiere gepaart werden. Die
Höhe der Pferde hängt in gleicher Weiſe von der Höhe des Hengſtes und der
Stute ab.

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[246/0262] Beſondere Thierzuchtlehre. ankommt, iſt das Hauptgewicht auf ſehnige, kräftige Musculatur, richtige Winkel- ſtellung der Fußknochen und guten Athem zu legen. Die größte Leiſtungsfähigkeit wird jedoch bei dem Rennpferde erſt durch eine eigene Erziehung, Behandlung und Ernährung, das Trainiren (Training) ausgebildet. Das Pferd für die Reitbahn ſoll gelehrig und folgſam ſein, nicht zu viel Temperament haben und ein kräftiges Hin- tertheil beſitzen. Bei dem Luxusreitpferde kommt es hauptſächlich auf vollendete Körper- form, Höhe und entſprechende Bewegung an. Das Militärpferd muß gelehrig, un- erſchrocken, willig ſein, einen kräftigen, gedrungenen Leib, ſtarke, ſtämmige Füße, feſte Hufe und gute Verdauung beſitzen. Das Officierpferd ſoll ſich überdies durch ſchöne Haltung und Bewegung auszeichnen. Bei dem Zugpferde für leichten Wagendienſt handelt es ſich um Schnellig- keit und Ausdauer, für ſchweren Zugdienſt um Kraft und Ausdauer. Zug- pferde wirken vorzugsweiſe durch das Körpergewicht, welches ſie in das Geſchirr legen. Entgegen dem Reitpferde ſollen Zugpferde ihre Vorderfüße möglichſt weit unter den Leib, die Hinterfüße hinter den Leib ſetzen. Das ſchwere Zugpferd muß vor Allem große Körpermaſſe, 1.6—1.8 Meter Höhe, breite Bruſt, kräftigen Rücken, ſtämmige Füße und breites, kraftvolles Hintertheil beſitzen. Das landwirthſchaftliche Zugpferd, welches zu den verſchiedenartigſten Dienſtleiſtungen verwendet wird, muß dagegen von mittlerer Größe (1.6.—1.7 Meter), ſtark, gewandt und gelehrig, gegen Witterungseinflüſſe wenig empfindlich ſein. Als Ackerpferde können ſelbſt Pferde mit mangelhaften Hufen Verwendung finden. Je nach den eben beſprochenen Gebrauchszwecken wird die Auswahl der Zucht- pferde zu treffen ſein. Ein beſonderer Werth iſt auf die Körperform der Zuchtpferde zu legen, da mit dieſer die Leiſtungsfähigkeit in engſter Beziehung ſteht. Im All- gemeinen verlangt man von einem Zuchtpferde, welches eine zum Reitdienſte geeignete Nachzucht liefern ſoll: leichten, gut geformten Kopf, langen, ſchlanken, gut angeſetzten Hals, hohen Widerriſt, breite Bruſt, vollen Rumpf, kurzen Rücken, gerades Kreuz, hochangeſetzten Schweif, breite, musculöſe Schultern und Vorderſchenkel, trockene Unterfüße, gut geſtellte Feſſel, fehlerloſe Hufe, ſtarke Oberſchenkel, trockene Hinterfüße. Bei Zugpferden verlangt man: leichten Kopf, ſtarken, breiten, nicht zu langen, gut angeſetzten Hals, nicht zu hohen Widerriſt, ſtarken Rücken, breite, kräftige Bruſt, maſſigen Rumpf, gut gewölbte Rippen, volle Kruppe, ſtarke Schultern und Ober- ſchenkel, ſtämmige, kräftige Füße mit breiten, kernigen Hufen. Als Fehler für jeden Dienſt ſind anzuſehen: ein plumper, grober Kopf, ver- kehrt oder ſonſt ſchlecht angeſetzter zu kurzer Hals, niedriger Widerriſt, langer Rücken, kurze abſchüſſige Kruppe, ſchmale Bruſt, flache Rippenwölbung, aufgezogener oder geſenkter Bauch, ſteile Schultern, muskelarme Schenkel, plumpe Unterfüße, gerade ge- ſtellte oder durchtretende Feſſel, ſchlechte Hufe ꝛc. Bei der Auswahl der Zuchtthiere iſt auch auf die Haarfarbe zu ſehen und möglichſt darauf zu achten, daß nur gleich gefärbte Thiere gepaart werden. Die Höhe der Pferde hängt in gleicher Weiſe von der Höhe des Hengſtes und der Stute ab.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/262>, abgerufen am 24.11.2024.