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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Besondere Thierzuchtlehre.
für die künftige Wollebeschaffenheit gelten die folgenden: Kleinheit und Gedrängtheit
der Stäpelchen, feines Anfühlen derselben lassen auf Feinheit und Sanftheit schließen.
Nach der Verbreitung der Stäpelchen am Körper, namentlich wenn der Kopf und
die Beine nicht mit Haaren, sondern mit Wollflöckchen besetzt sind, läßt sich ein
annähernder Schluß auf die künftige Bewachsenheit ziehen. Faltige Haut, welche sich
übrigens bald glättet, gilt als Zeichen für Wolldichtigkeit und Reichwolligkeit. Glatte
spitze Ueberhaare (Lammhaare) fallen später aus, das Vließ kann daher trotzdem edel
werden. Feine, spitze Köpfe lassen auf Ueberbildung schließen. Kahle, durchscheinende
Ohren gelten als Zeichen für große Feinheit, aber Armwolligkeit. Zahlreiche Knöpfchen
in den Stäpelchen, besonders wenn sie selbst an den Seiten vorkommen, lassen auf
Zwirn schließen. Unbehilfliche, lange Beine werden als Anzeichen für künftige starke
Körperentwickelung angesehen.

Die weitere Aufzucht der Lämmer nach dem Entwöhnen bis zum Alter von
1 1/2 Jahren muß mit großer Vorsicht vorgenommen werden, da die Lämmer, welche
verhältnißmäßig rasch an Körpergewicht zunehmen, sonst leicht verkommen. Bei
Stallfütterung erhalten sie allmählig steigende Mengen an dem zartesten und schmack-
haftesten Heu und Hafer, welchen späterhin Kartoffeln, Rüben, Sommerstroh bei-
gegeben werden. Die Lämmer sollen satt, jedoch nicht fett gefüttert werden. Im
ersten Monate nach dem Absetzen erhalten sie per Stück und Tag, je nach ihrer
Entwickelung, 0.25--0.4 Kilogr. feines Heu und Hafer oder ein Gemenge von
Hafer und Erbsen ad libitum. Nach 2 Monaten reicht man die doppelte Heumenge
und 0.1--0.2 Kilogr. Hafer nebst Wurzelwerk und Stroh. Gleichzeitig sorgt man
für ausreichende Salzlecke. Bei der Weideernährung, bei welcher sich die Lämmer
am besten entwickeln, hat man dieselben vor großer Hitze und Nässe zu schützen. Im
Alter von 6 Monaten werden die Geschlechter getrennt, um nicht vorzeitig den
Geschlechtstrieb auf Kosten der Körperentwickelung zu erregen.

Als Futternormen für Jungschafe gelten je nach ihrer Körperentwickelung folgende
Ansätze in Kilogramm:

[Tabelle]

Nach Dr. E. Wolff 1) stellen sich die Fütterungsnormen für wachsende Schafe
per Tag und 1000 Kilogr. Lebendgewicht in Kilogr. wie folgt:

1) Landwirthschaftliche Fütterungslehre. Berlin 1874, S. 222.

Beſondere Thierzuchtlehre.
für die künftige Wollebeſchaffenheit gelten die folgenden: Kleinheit und Gedrängtheit
der Stäpelchen, feines Anfühlen derſelben laſſen auf Feinheit und Sanftheit ſchließen.
Nach der Verbreitung der Stäpelchen am Körper, namentlich wenn der Kopf und
die Beine nicht mit Haaren, ſondern mit Wollflöckchen beſetzt ſind, läßt ſich ein
annähernder Schluß auf die künftige Bewachſenheit ziehen. Faltige Haut, welche ſich
übrigens bald glättet, gilt als Zeichen für Wolldichtigkeit und Reichwolligkeit. Glatte
ſpitze Ueberhaare (Lammhaare) fallen ſpäter aus, das Vließ kann daher trotzdem edel
werden. Feine, ſpitze Köpfe laſſen auf Ueberbildung ſchließen. Kahle, durchſcheinende
Ohren gelten als Zeichen für große Feinheit, aber Armwolligkeit. Zahlreiche Knöpfchen
in den Stäpelchen, beſonders wenn ſie ſelbſt an den Seiten vorkommen, laſſen auf
Zwirn ſchließen. Unbehilfliche, lange Beine werden als Anzeichen für künftige ſtarke
Körperentwickelung angeſehen.

Die weitere Aufzucht der Lämmer nach dem Entwöhnen bis zum Alter von
1 ½ Jahren muß mit großer Vorſicht vorgenommen werden, da die Lämmer, welche
verhältnißmäßig raſch an Körpergewicht zunehmen, ſonſt leicht verkommen. Bei
Stallfütterung erhalten ſie allmählig ſteigende Mengen an dem zarteſten und ſchmack-
hafteſten Heu und Hafer, welchen ſpäterhin Kartoffeln, Rüben, Sommerſtroh bei-
gegeben werden. Die Lämmer ſollen ſatt, jedoch nicht fett gefüttert werden. Im
erſten Monate nach dem Abſetzen erhalten ſie per Stück und Tag, je nach ihrer
Entwickelung, 0.25—0.4 Kilogr. feines Heu und Hafer oder ein Gemenge von
Hafer und Erbſen ad libitum. Nach 2 Monaten reicht man die doppelte Heumenge
und 0.1—0.2 Kilogr. Hafer nebſt Wurzelwerk und Stroh. Gleichzeitig ſorgt man
für ausreichende Salzlecke. Bei der Weideernährung, bei welcher ſich die Lämmer
am beſten entwickeln, hat man dieſelben vor großer Hitze und Näſſe zu ſchützen. Im
Alter von 6 Monaten werden die Geſchlechter getrennt, um nicht vorzeitig den
Geſchlechtstrieb auf Koſten der Körperentwickelung zu erregen.

Als Futternormen für Jungſchafe gelten je nach ihrer Körperentwickelung folgende
Anſätze in Kilogramm:

[Tabelle]

Nach Dr. E. Wolff 1) ſtellen ſich die Fütterungsnormen für wachſende Schafe
per Tag und 1000 Kilogr. Lebendgewicht in Kilogr. wie folgt:

1) Landwirthſchaftliche Fütterungslehre. Berlin 1874, S. 222.
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[204/0220] Beſondere Thierzuchtlehre. für die künftige Wollebeſchaffenheit gelten die folgenden: Kleinheit und Gedrängtheit der Stäpelchen, feines Anfühlen derſelben laſſen auf Feinheit und Sanftheit ſchließen. Nach der Verbreitung der Stäpelchen am Körper, namentlich wenn der Kopf und die Beine nicht mit Haaren, ſondern mit Wollflöckchen beſetzt ſind, läßt ſich ein annähernder Schluß auf die künftige Bewachſenheit ziehen. Faltige Haut, welche ſich übrigens bald glättet, gilt als Zeichen für Wolldichtigkeit und Reichwolligkeit. Glatte ſpitze Ueberhaare (Lammhaare) fallen ſpäter aus, das Vließ kann daher trotzdem edel werden. Feine, ſpitze Köpfe laſſen auf Ueberbildung ſchließen. Kahle, durchſcheinende Ohren gelten als Zeichen für große Feinheit, aber Armwolligkeit. Zahlreiche Knöpfchen in den Stäpelchen, beſonders wenn ſie ſelbſt an den Seiten vorkommen, laſſen auf Zwirn ſchließen. Unbehilfliche, lange Beine werden als Anzeichen für künftige ſtarke Körperentwickelung angeſehen. Die weitere Aufzucht der Lämmer nach dem Entwöhnen bis zum Alter von 1 ½ Jahren muß mit großer Vorſicht vorgenommen werden, da die Lämmer, welche verhältnißmäßig raſch an Körpergewicht zunehmen, ſonſt leicht verkommen. Bei Stallfütterung erhalten ſie allmählig ſteigende Mengen an dem zarteſten und ſchmack- hafteſten Heu und Hafer, welchen ſpäterhin Kartoffeln, Rüben, Sommerſtroh bei- gegeben werden. Die Lämmer ſollen ſatt, jedoch nicht fett gefüttert werden. Im erſten Monate nach dem Abſetzen erhalten ſie per Stück und Tag, je nach ihrer Entwickelung, 0.25—0.4 Kilogr. feines Heu und Hafer oder ein Gemenge von Hafer und Erbſen ad libitum. Nach 2 Monaten reicht man die doppelte Heumenge und 0.1—0.2 Kilogr. Hafer nebſt Wurzelwerk und Stroh. Gleichzeitig ſorgt man für ausreichende Salzlecke. Bei der Weideernährung, bei welcher ſich die Lämmer am beſten entwickeln, hat man dieſelben vor großer Hitze und Näſſe zu ſchützen. Im Alter von 6 Monaten werden die Geſchlechter getrennt, um nicht vorzeitig den Geſchlechtstrieb auf Koſten der Körperentwickelung zu erregen. Als Futternormen für Jungſchafe gelten je nach ihrer Körperentwickelung folgende Anſätze in Kilogramm: Nach Dr. E. Wolff 1) ſtellen ſich die Fütterungsnormen für wachſende Schafe per Tag und 1000 Kilogr. Lebendgewicht in Kilogr. wie folgt: 1) Landwirthſchaftliche Fütterungslehre. Berlin 1874, S. 222.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/220>, abgerufen am 24.11.2024.