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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Die Schafzucht.
Am meisten leidet durch die Witterung die Tragkraft der Wollhaare an den Spitzen,
welche dann als wergig, mürbe, kraftlos bezeichnet werden. Die Dehnbarkeit wird
ermittelt nach der Länge, bis zu welcher sich ein Haar, ohne zu zerreißen, strecken
läßt; sie wird in Procenten von der ursprünglichen Länge des Wollhaares ausgedrückt.
Dieselbe wechselt bei verschiedenen Wollthieren zwischen 15--35 % der Länge. Die
markhaltigen Oberhaare sind meist dehnbarer als die markfreien Flaumhaare.

Für die Tragkraft und Dehnbarkeit ermittelte Dr. Wilhelm 1) folgende Durch-
schnittsergebnisse:

[Tabelle]

6. Die Elasticität. Diese Eigenschaft des Wollhaares äußert sich in dem
Vermögen, von dem gestreckten oder gedehnten Zustande wieder in seine natürliche
Lage zurückzukehren. In diesem Sinne ist sie identisch mit der Dehnbarkeit. Sie
wird jedoch auch als das Vermögen des Wollhaares aufgefaßt, jedem seitlichen Drucke
nachzugeben und heißt dann Elasticität der Aufrichtung, Geschmeidigkeit, Sanftheit,
Milde. Von derselben hängt die Schmiegsamkeit der angefertigten Stoffe ab. Fehler
in dieser Beziehung sind schlaffe, baumwollartige und entgegengesetzt starre, rauhe,
barsche, holzige, todte, harte Wollhaare. Eine dritte Form der Elasticität ist jene
der Zusammenschnirrung oder Krimpkraft, Walkbarkeit der Wolle. Sie äußert sich
in dem Zusammendrehen der Enden eines gerissenen Wollhaares. Sie ist um so
größer je feiner das Wollhaar und kommt nur bei markfreien Haaren vor. Diese
Eigenschaft bedingt die Verfilzbarkeit der Tuchwolle.

7. Die Farbe. Für die Fabrication von Geweben aller Art eignet sich am
besten die entfettet, rein weiße Wolle, nachdem dieser jede andere Färbung gegeben
werden kann, während graue, braune, schwarze Wollhaare nur zu ebenso gefärbten
Geweben verarbeitet werden können. Die Wolle vom Wolfsbisse und dem Bauche
ist zuweilen durch Urin gelb gefärbt und dadurch geringwerthiger, nachdem sich
diese Färbung selbst durch die Fabrikswäsche nicht entfernen läßt.

1) Beiträge zur Wollkunde, Centralbl. f. d. ges. Landesc. 1868, Nr. 20.

Die Schafzucht.
Am meiſten leidet durch die Witterung die Tragkraft der Wollhaare an den Spitzen,
welche dann als wergig, mürbe, kraftlos bezeichnet werden. Die Dehnbarkeit wird
ermittelt nach der Länge, bis zu welcher ſich ein Haar, ohne zu zerreißen, ſtrecken
läßt; ſie wird in Procenten von der urſprünglichen Länge des Wollhaares ausgedrückt.
Dieſelbe wechſelt bei verſchiedenen Wollthieren zwiſchen 15—35 % der Länge. Die
markhaltigen Oberhaare ſind meiſt dehnbarer als die markfreien Flaumhaare.

Für die Tragkraft und Dehnbarkeit ermittelte Dr. Wilhelm 1) folgende Durch-
ſchnittsergebniſſe:

[Tabelle]

6. Die Elaſticität. Dieſe Eigenſchaft des Wollhaares äußert ſich in dem
Vermögen, von dem geſtreckten oder gedehnten Zuſtande wieder in ſeine natürliche
Lage zurückzukehren. In dieſem Sinne iſt ſie identiſch mit der Dehnbarkeit. Sie
wird jedoch auch als das Vermögen des Wollhaares aufgefaßt, jedem ſeitlichen Drucke
nachzugeben und heißt dann Elaſticität der Aufrichtung, Geſchmeidigkeit, Sanftheit,
Milde. Von derſelben hängt die Schmiegſamkeit der angefertigten Stoffe ab. Fehler
in dieſer Beziehung ſind ſchlaffe, baumwollartige und entgegengeſetzt ſtarre, rauhe,
barſche, holzige, todte, harte Wollhaare. Eine dritte Form der Elaſticität iſt jene
der Zuſammenſchnirrung oder Krimpkraft, Walkbarkeit der Wolle. Sie äußert ſich
in dem Zuſammendrehen der Enden eines geriſſenen Wollhaares. Sie iſt um ſo
größer je feiner das Wollhaar und kommt nur bei markfreien Haaren vor. Dieſe
Eigenſchaft bedingt die Verfilzbarkeit der Tuchwolle.

7. Die Farbe. Für die Fabrication von Geweben aller Art eignet ſich am
beſten die entfettet, rein weiße Wolle, nachdem dieſer jede andere Färbung gegeben
werden kann, während graue, braune, ſchwarze Wollhaare nur zu ebenſo gefärbten
Geweben verarbeitet werden können. Die Wolle vom Wolfsbiſſe und dem Bauche
iſt zuweilen durch Urin gelb gefärbt und dadurch geringwerthiger, nachdem ſich
dieſe Färbung ſelbſt durch die Fabrikswäſche nicht entfernen läßt.

1) Beiträge zur Wollkunde, Centralbl. f. d. geſ. Landesc. 1868, Nr. 20.
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[187/0203] Die Schafzucht. Am meiſten leidet durch die Witterung die Tragkraft der Wollhaare an den Spitzen, welche dann als wergig, mürbe, kraftlos bezeichnet werden. Die Dehnbarkeit wird ermittelt nach der Länge, bis zu welcher ſich ein Haar, ohne zu zerreißen, ſtrecken läßt; ſie wird in Procenten von der urſprünglichen Länge des Wollhaares ausgedrückt. Dieſelbe wechſelt bei verſchiedenen Wollthieren zwiſchen 15—35 % der Länge. Die markhaltigen Oberhaare ſind meiſt dehnbarer als die markfreien Flaumhaare. Für die Tragkraft und Dehnbarkeit ermittelte Dr. Wilhelm 1) folgende Durch- ſchnittsergebniſſe: 6. Die Elaſticität. Dieſe Eigenſchaft des Wollhaares äußert ſich in dem Vermögen, von dem geſtreckten oder gedehnten Zuſtande wieder in ſeine natürliche Lage zurückzukehren. In dieſem Sinne iſt ſie identiſch mit der Dehnbarkeit. Sie wird jedoch auch als das Vermögen des Wollhaares aufgefaßt, jedem ſeitlichen Drucke nachzugeben und heißt dann Elaſticität der Aufrichtung, Geſchmeidigkeit, Sanftheit, Milde. Von derſelben hängt die Schmiegſamkeit der angefertigten Stoffe ab. Fehler in dieſer Beziehung ſind ſchlaffe, baumwollartige und entgegengeſetzt ſtarre, rauhe, barſche, holzige, todte, harte Wollhaare. Eine dritte Form der Elaſticität iſt jene der Zuſammenſchnirrung oder Krimpkraft, Walkbarkeit der Wolle. Sie äußert ſich in dem Zuſammendrehen der Enden eines geriſſenen Wollhaares. Sie iſt um ſo größer je feiner das Wollhaar und kommt nur bei markfreien Haaren vor. Dieſe Eigenſchaft bedingt die Verfilzbarkeit der Tuchwolle. 7. Die Farbe. Für die Fabrication von Geweben aller Art eignet ſich am beſten die entfettet, rein weiße Wolle, nachdem dieſer jede andere Färbung gegeben werden kann, während graue, braune, ſchwarze Wollhaare nur zu ebenſo gefärbten Geweben verarbeitet werden können. Die Wolle vom Wolfsbiſſe und dem Bauche iſt zuweilen durch Urin gelb gefärbt und dadurch geringwerthiger, nachdem ſich dieſe Färbung ſelbſt durch die Fabrikswäſche nicht entfernen läßt. 1) Beiträge zur Wollkunde, Centralbl. f. d. geſ. Landesc. 1868, Nr. 20.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/203>, abgerufen am 24.11.2024.