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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Das Pflanzenleben.
genommenen Nährstoffe in Beziehung. Nach demselben Forscher verdunsten auf 100
Gramm producirter Trockensubstanz:

Buchweizen .........42,000GrammWasser.
Klee ...........41,000""
Lupinen, Bohnen und Hafer etc. ..36,000""
Sommerroggen und Weizen ....30,000""
Gerste ..........26,000""

Diese Angaben bestätigen die Ergebnisse der früheren Untersuchungen von Dr.
Wilhelm und Dr. Breitenlohner, über den Einfluß der Pflanzenvegetation auf die
Bodenfeuchtigkeit. Nach den Genannten entziehen tiefgehende blattreiche und daher
stark verdunstende Gewächse mit längerer Vegetation und perennirendem Stande wie
Rüben, Mais, Luzerne, Wiesengräser dem Ober- und Untergrunde mehr Feuchtigkeit
als die das Feld früher räumenden, flachwurzelnden Halmfrüchte. Ebenso enthält ein
gebrachter Boden gegenüber einem mit Pflanzen bestandenen Boden mehr Feuchtigkeit.

Nach Dr. Wilhelm 1) war im Februar 1866 der Feuchtigkeitsgehalt eines Feldes,
welches im Jahre 1865 Mais getragen, gegenüber einem seit 1864 mit Luzerne bestandenem
Felde von gleicher Bodenbeschaffenheit und je eines 1865 mit Weizen und Rüben bestellten
Feldes der folgende:

MaisLuzerneWeizenRübe
bei15.8Centim.Tiefe22.2%17.7.%18.8%16.9%
"47.4""16.9%13.2%20.8%18.0%
"79.0""16.4%12.2%24.3%21.6%

Die Wasserverdunstung durch die Blätter hat noch die weitere Bedeutung, daß
sich bei derselben nach der Entdeckung Schönbein's 2) unter Mitwirkung des sonst für die
Pflanzenvegetation bedeutungslosen freien Stickstoffs der Luft salpetrigsaures Ammoniak
bildet, welches als solches oder umgewandelt in kohlensaures Ammoniak sowohl durch
die Blätter als auch durch die Wurzel aufgenommen wird.

Der Ersatz der durch die Pflanze abgegebenen Wassermengen erfolgt durch das
von der Wurzel aufgesogene und aufgetriebene Wasser. Die Blätter selbst, deren
Spaltöffnungen sich beim Benetzen durch Aufquellen der Schließzellen schließen, neh-
men flüssiges Wasser (Thau, Regen) nur durch die benetzbaren Fibrovasalstränge
(Blattnerven) auf.

Durch die Spaltöffnungen der oberirdischen Pflanzentheile, welche wie oben an-
gegeben durch die Intercellularräume mit dem Zellgewebe im Innern der Pflanze
in Verbindung stehen, wird auch der mit den Lebensvorgängen der Pflanze im
innigsten Zusammenhange stehende Gasaustausch vermittelt. Außer durch die Spalt-
öffnungen treten auch durch Diffusion Gasmengen in die mit der Luft in unmittel-
barer Berührung stehenden Zellen der Wurzeln und oberirdischen Pflanzentheile ein.

Diese Aufnahme und Abgabe von gasförmigen Stoffen steht mit zwei weiteren
Lebenserscheinungen der Pflanze in Beziehung und zwar mit der Athmung

1) Württemberg. Wochenbl. f. Land- u. Forstwirthschaft. 1866, Nr. 24.
2) Annal. d. Chemie und Pharmacie. Bd. CXXIV. 1. und Journal für prakt. Chemie.
Bd. 86, S. 131--154.

Das Pflanzenleben.
genommenen Nährſtoffe in Beziehung. Nach demſelben Forſcher verdunſten auf 100
Gramm producirter Trockenſubſtanz:

Buchweizen .........42,000GrammWaſſer.
Klee ...........41,000
Lupinen, Bohnen und Hafer ꝛc. ..36,000
Sommerroggen und Weizen ....30,000
Gerſte ..........26,000

Dieſe Angaben beſtätigen die Ergebniſſe der früheren Unterſuchungen von Dr.
Wilhelm und Dr. Breitenlohner, über den Einfluß der Pflanzenvegetation auf die
Bodenfeuchtigkeit. Nach den Genannten entziehen tiefgehende blattreiche und daher
ſtark verdunſtende Gewächſe mit längerer Vegetation und perennirendem Stande wie
Rüben, Mais, Luzerne, Wieſengräſer dem Ober- und Untergrunde mehr Feuchtigkeit
als die das Feld früher räumenden, flachwurzelnden Halmfrüchte. Ebenſo enthält ein
gebrachter Boden gegenüber einem mit Pflanzen beſtandenen Boden mehr Feuchtigkeit.

Nach Dr. Wilhelm 1) war im Februar 1866 der Feuchtigkeitsgehalt eines Feldes,
welches im Jahre 1865 Mais getragen, gegenüber einem ſeit 1864 mit Luzerne beſtandenem
Felde von gleicher Bodenbeſchaffenheit und je eines 1865 mit Weizen und Rüben beſtellten
Feldes der folgende:

MaisLuzerneWeizenRübe
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Die Waſſerverdunſtung durch die Blätter hat noch die weitere Bedeutung, daß
ſich bei derſelben nach der Entdeckung Schönbein's 2) unter Mitwirkung des ſonſt für die
Pflanzenvegetation bedeutungsloſen freien Stickſtoffs der Luft ſalpetrigſaures Ammoniak
bildet, welches als ſolches oder umgewandelt in kohlenſaures Ammoniak ſowohl durch
die Blätter als auch durch die Wurzel aufgenommen wird.

Der Erſatz der durch die Pflanze abgegebenen Waſſermengen erfolgt durch das
von der Wurzel aufgeſogene und aufgetriebene Waſſer. Die Blätter ſelbſt, deren
Spaltöffnungen ſich beim Benetzen durch Aufquellen der Schließzellen ſchließen, neh-
men flüſſiges Waſſer (Thau, Regen) nur durch die benetzbaren Fibrovaſalſtränge
(Blattnerven) auf.

Durch die Spaltöffnungen der oberirdiſchen Pflanzentheile, welche wie oben an-
gegeben durch die Intercellularräume mit dem Zellgewebe im Innern der Pflanze
in Verbindung ſtehen, wird auch der mit den Lebensvorgängen der Pflanze im
innigſten Zuſammenhange ſtehende Gasaustauſch vermittelt. Außer durch die Spalt-
öffnungen treten auch durch Diffuſion Gasmengen in die mit der Luft in unmittel-
barer Berührung ſtehenden Zellen der Wurzeln und oberirdiſchen Pflanzentheile ein.

Dieſe Aufnahme und Abgabe von gasförmigen Stoffen ſteht mit zwei weiteren
Lebenserſcheinungen der Pflanze in Beziehung und zwar mit der Athmung

1) Württemberg. Wochenbl. f. Land- u. Forſtwirthſchaft. 1866, Nr. 24.
2) Annal. d. Chemie und Pharmacie. Bd. CXXIV. 1. und Journal für prakt. Chemie.
Bd. 86, S. 131—154.
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[23/0041] Das Pflanzenleben. genommenen Nährſtoffe in Beziehung. Nach demſelben Forſcher verdunſten auf 100 Gramm producirter Trockenſubſtanz: Buchweizen ......... 42,000 Gramm Waſſer. Klee ........... 41,000 „ „ Lupinen, Bohnen und Hafer ꝛc. .. 36,000 „ „ Sommerroggen und Weizen .... 30,000 „ „ Gerſte .......... 26,000 „ „ Dieſe Angaben beſtätigen die Ergebniſſe der früheren Unterſuchungen von Dr. Wilhelm und Dr. Breitenlohner, über den Einfluß der Pflanzenvegetation auf die Bodenfeuchtigkeit. Nach den Genannten entziehen tiefgehende blattreiche und daher ſtark verdunſtende Gewächſe mit längerer Vegetation und perennirendem Stande wie Rüben, Mais, Luzerne, Wieſengräſer dem Ober- und Untergrunde mehr Feuchtigkeit als die das Feld früher räumenden, flachwurzelnden Halmfrüchte. Ebenſo enthält ein gebrachter Boden gegenüber einem mit Pflanzen beſtandenen Boden mehr Feuchtigkeit. Nach Dr. Wilhelm 1) war im Februar 1866 der Feuchtigkeitsgehalt eines Feldes, welches im Jahre 1865 Mais getragen, gegenüber einem ſeit 1864 mit Luzerne beſtandenem Felde von gleicher Bodenbeſchaffenheit und je eines 1865 mit Weizen und Rüben beſtellten Feldes der folgende: Mais Luzerne Weizen Rübe bei 15.8 Centim. Tiefe 22.2% 17.7.% 18.8% 16.9% „ 47.4 „ „ 16.9% 13.2% 20.8% 18.0% „ 79.0 „ „ 16.4% 12.2% 24.3% 21.6% Die Waſſerverdunſtung durch die Blätter hat noch die weitere Bedeutung, daß ſich bei derſelben nach der Entdeckung Schönbein's 2) unter Mitwirkung des ſonſt für die Pflanzenvegetation bedeutungsloſen freien Stickſtoffs der Luft ſalpetrigſaures Ammoniak bildet, welches als ſolches oder umgewandelt in kohlenſaures Ammoniak ſowohl durch die Blätter als auch durch die Wurzel aufgenommen wird. Der Erſatz der durch die Pflanze abgegebenen Waſſermengen erfolgt durch das von der Wurzel aufgeſogene und aufgetriebene Waſſer. Die Blätter ſelbſt, deren Spaltöffnungen ſich beim Benetzen durch Aufquellen der Schließzellen ſchließen, neh- men flüſſiges Waſſer (Thau, Regen) nur durch die benetzbaren Fibrovaſalſtränge (Blattnerven) auf. Durch die Spaltöffnungen der oberirdiſchen Pflanzentheile, welche wie oben an- gegeben durch die Intercellularräume mit dem Zellgewebe im Innern der Pflanze in Verbindung ſtehen, wird auch der mit den Lebensvorgängen der Pflanze im innigſten Zuſammenhange ſtehende Gasaustauſch vermittelt. Außer durch die Spalt- öffnungen treten auch durch Diffuſion Gasmengen in die mit der Luft in unmittel- barer Berührung ſtehenden Zellen der Wurzeln und oberirdiſchen Pflanzentheile ein. Dieſe Aufnahme und Abgabe von gasförmigen Stoffen ſteht mit zwei weiteren Lebenserſcheinungen der Pflanze in Beziehung und zwar mit der Athmung 1) Württemberg. Wochenbl. f. Land- u. Forſtwirthſchaft. 1866, Nr. 24. 2) Annal. d. Chemie und Pharmacie. Bd. CXXIV. 1. und Journal für prakt. Chemie. Bd. 86, S. 131—154.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/41>, abgerufen am 21.11.2024.