Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.Allgemeine Ackerbaulehre. daher den Pflanzenwurzeln nicht zu, sondern diese suchen durch die Ortsveränderungbei ihrem Wachsthume die Bodennährstoffe auf. Einen schönen Beweis für diese beachtenswerthe Thatsache liefern die von Dr. F. Nobbe 1) mit Mais ausgeführten Vegetationsversuche in einem Boden, in welchem die Nährstoffe in verschiedenen Schich- ten künstlich vertheilt waren. Am Schlusse der Vegetation waren bei diesen Versuchen die Wurzeln der Maispflanzen in jenen Bodenschichten, welche die Nährstoffe enthielten am stärksten verzweigt. Wenn nun auch die Pflanzenwurzeln (Haupt- und Nebenwurzeln) mit ihren Die Pflanzennährstoffe sind im Boden entweder im gelösten oder wie der Sauer- Die Pflanze nimmt jedoch die einzelnen Nährstoffe nicht in denselben Mengen- 1) Landwirth. Versuchsstationen. 1862, Heft 11, S. 217. 2) Nähere Ausschlüsse über die Wurzelbildung der Culturpflanzen geben: Dr. C. Fraas. Das Wurzelleben der Culturpflanzen. Leipzig 1870; Dr. H. Thiel, Bewurzelung einiger Culturpflanzen. Landw. Centralbl. f. Deutschl. 1870. II. S. 355; u. A. 3) Landw. Versuchsstationen und Agronomische Ztg. 1864.
Allgemeine Ackerbaulehre. daher den Pflanzenwurzeln nicht zu, ſondern dieſe ſuchen durch die Ortsveränderungbei ihrem Wachsthume die Bodennährſtoffe auf. Einen ſchönen Beweis für dieſe beachtenswerthe Thatſache liefern die von Dr. F. Nobbe 1) mit Mais ausgeführten Vegetationsverſuche in einem Boden, in welchem die Nährſtoffe in verſchiedenen Schich- ten künſtlich vertheilt waren. Am Schluſſe der Vegetation waren bei dieſen Verſuchen die Wurzeln der Maispflanzen in jenen Bodenſchichten, welche die Nährſtoffe enthielten am ſtärkſten verzweigt. Wenn nun auch die Pflanzenwurzeln (Haupt- und Nebenwurzeln) mit ihren Die Pflanzennährſtoffe ſind im Boden entweder im gelöſten oder wie der Sauer- Die Pflanze nimmt jedoch die einzelnen Nährſtoffe nicht in denſelben Mengen- 1) Landwirth. Verſuchsſtationen. 1862, Heft 11, S. 217. 2) Nähere Auſſchlüſſe über die Wurzelbildung der Culturpflanzen geben: Dr. C. Fraas. Das Wurzelleben der Culturpflanzen. Leipzig 1870; Dr. H. Thiel, Bewurzelung einiger Culturpflanzen. Landw. Centralbl. f. Deutſchl. 1870. II. S. 355; u. A. 3) Landw. Verſuchsſtationen und Agronomiſche Ztg. 1864.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0038" n="20"/><fw place="top" type="header">Allgemeine Ackerbaulehre.</fw><lb/> daher den Pflanzenwurzeln nicht zu, ſondern dieſe ſuchen durch die Ortsveränderung<lb/> bei ihrem Wachsthume die Bodennährſtoffe auf. Einen ſchönen Beweis für dieſe<lb/> beachtenswerthe Thatſache liefern die von <hi rendition="#aq">Dr.</hi> F. Nobbe <note place="foot" n="1)">Landwirth. Verſuchsſtationen. 1862, Heft 11, S. 217.</note> mit Mais ausgeführten<lb/> Vegetationsverſuche in einem Boden, in welchem die Nährſtoffe in verſchiedenen Schich-<lb/> ten künſtlich vertheilt waren. Am Schluſſe der Vegetation waren bei dieſen Verſuchen<lb/> die Wurzeln der Maispflanzen in jenen Bodenſchichten, welche die Nährſtoffe enthielten<lb/> am ſtärkſten verzweigt.</p><lb/> <p>Wenn nun auch die Pflanzenwurzeln (Haupt- und Nebenwurzeln) mit ihren<lb/> behaarten Theilen den Nährſtoffen nachgehen, ſo zeigen doch manche Culturpflanzen <note place="foot" n="2)">Nähere Auſſchlüſſe über die Wurzelbildung der Culturpflanzen geben: <hi rendition="#aq">Dr.</hi> C. Fraas.<lb/> Das Wurzelleben der Culturpflanzen. Leipzig 1870; <hi rendition="#aq">Dr.</hi> H. Thiel, Bewurzelung einiger<lb/> Culturpflanzen. Landw. Centralbl. f. Deutſchl. 1870. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 355; u. A.</note>,<lb/> welche ſich mit einem geringeren Bodenvolumen begnügen, das Beſtreben die Nahrung<lb/> größtentheils aus den oberen Bodenſchichten zu entnehmen. Derartige <hi rendition="#g">flachwur-<lb/> zelnde Gewächſe</hi> ſenden jedoch ihre Wurzeln unter Umſtänden auch in größere<lb/> Tiefen. Die flachwurzelnden Getreidepflanzen entwickeln z. B. Wurzeln von zuweilen<lb/> 1,25 Meter Länge. Andere die ſog. <hi rendition="#g">tiefwurzelnden Gewächſe</hi>, wie die blatt-<lb/> reichen Klee- und Rübengewächſe, die Hülſenfrüchte ſuchen die Nahrung ihrer Natur<lb/> nach und angeregt durch ein größeres Waſſerbedürfniß in tieferen Bodenſchichten, ſelbſt<lb/> dann, wenn dieſe durch eine feſtere Beſchaffenheit die Wurzelausbreitung wenig begünſtigen.</p><lb/> <p>Die Pflanzennährſtoffe ſind im Boden entweder im gelöſten oder wie der Sauer-<lb/> ſtoff, die Kohlenſäure und das Ammoniak im gasförmigen oder im feſten Zuſtande<lb/> enthalten oder ſie werden durch molekulare und chemiſche Kräfte an der Oberfläche<lb/> der Erdtheilchen feſtgehalten, abſorbirt. Die gelöſte und gasförmige Nahrung wird<lb/> unmittelbar durch Diffuſion von den Wurzelhaaren aufgenommen. Um auch die<lb/> feſten und abſorbirten Nährſtoffe zur Aufnahme durch Diffuſion geeignet zu machen,<lb/> ſcheidet die Wurzel eine Säure, nach Wiegmann Kohlenſäure aus, welche entweder<lb/> in der Zellwand vertheilt, die mit dieſer verwachſenen feſten Bodentheilchen löſt oder<lb/> ausgeſchieden die feſten und abſorbirten Nährſtoffe im Bodenwaſſer zur Löſung bringt.<lb/> Wie aus den Verſuchen von J. Sachs, welcher zuerſt 1859 zeigte, daß polirte Ge-<lb/> ſteinsplatten, durch wachſende Pflanzenwurzeln corroſirt werden, hervorgeht, werden<lb/> in der That die feſten Bodentheilchen als Pflanzennahrung aufgenommen. Daß<lb/> auch die abſorbirten Bodennährſtoffe aufgenommen werden, beweiſen die Vegetations-<lb/> verſuche von Ph. Zöller und <hi rendition="#aq">Dr.</hi> F. Stohmann <note place="foot" n="3)">Landw. Verſuchsſtationen und Agronomiſche Ztg. 1864.</note> in Torf, welcher mit abſorbirten<lb/> Nährſtoffen verſehen war.</p><lb/> <p>Die Pflanze nimmt jedoch die einzelnen Nährſtoffe nicht in denſelben Mengen-<lb/> verhältniſſen, als ſie im Boden vorkommen auf, da die Aufnahme, wie oben<lb/> erwähnt, von dem Verbrauche der Nährſtoffe in der Pflanze und von dem<lb/> Beſtreben die dadurch herbeigeführte Störung des molekularen Gleichgewichtes wiederher-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [20/0038]
Allgemeine Ackerbaulehre.
daher den Pflanzenwurzeln nicht zu, ſondern dieſe ſuchen durch die Ortsveränderung
bei ihrem Wachsthume die Bodennährſtoffe auf. Einen ſchönen Beweis für dieſe
beachtenswerthe Thatſache liefern die von Dr. F. Nobbe 1) mit Mais ausgeführten
Vegetationsverſuche in einem Boden, in welchem die Nährſtoffe in verſchiedenen Schich-
ten künſtlich vertheilt waren. Am Schluſſe der Vegetation waren bei dieſen Verſuchen
die Wurzeln der Maispflanzen in jenen Bodenſchichten, welche die Nährſtoffe enthielten
am ſtärkſten verzweigt.
Wenn nun auch die Pflanzenwurzeln (Haupt- und Nebenwurzeln) mit ihren
behaarten Theilen den Nährſtoffen nachgehen, ſo zeigen doch manche Culturpflanzen 2),
welche ſich mit einem geringeren Bodenvolumen begnügen, das Beſtreben die Nahrung
größtentheils aus den oberen Bodenſchichten zu entnehmen. Derartige flachwur-
zelnde Gewächſe ſenden jedoch ihre Wurzeln unter Umſtänden auch in größere
Tiefen. Die flachwurzelnden Getreidepflanzen entwickeln z. B. Wurzeln von zuweilen
1,25 Meter Länge. Andere die ſog. tiefwurzelnden Gewächſe, wie die blatt-
reichen Klee- und Rübengewächſe, die Hülſenfrüchte ſuchen die Nahrung ihrer Natur
nach und angeregt durch ein größeres Waſſerbedürfniß in tieferen Bodenſchichten, ſelbſt
dann, wenn dieſe durch eine feſtere Beſchaffenheit die Wurzelausbreitung wenig begünſtigen.
Die Pflanzennährſtoffe ſind im Boden entweder im gelöſten oder wie der Sauer-
ſtoff, die Kohlenſäure und das Ammoniak im gasförmigen oder im feſten Zuſtande
enthalten oder ſie werden durch molekulare und chemiſche Kräfte an der Oberfläche
der Erdtheilchen feſtgehalten, abſorbirt. Die gelöſte und gasförmige Nahrung wird
unmittelbar durch Diffuſion von den Wurzelhaaren aufgenommen. Um auch die
feſten und abſorbirten Nährſtoffe zur Aufnahme durch Diffuſion geeignet zu machen,
ſcheidet die Wurzel eine Säure, nach Wiegmann Kohlenſäure aus, welche entweder
in der Zellwand vertheilt, die mit dieſer verwachſenen feſten Bodentheilchen löſt oder
ausgeſchieden die feſten und abſorbirten Nährſtoffe im Bodenwaſſer zur Löſung bringt.
Wie aus den Verſuchen von J. Sachs, welcher zuerſt 1859 zeigte, daß polirte Ge-
ſteinsplatten, durch wachſende Pflanzenwurzeln corroſirt werden, hervorgeht, werden
in der That die feſten Bodentheilchen als Pflanzennahrung aufgenommen. Daß
auch die abſorbirten Bodennährſtoffe aufgenommen werden, beweiſen die Vegetations-
verſuche von Ph. Zöller und Dr. F. Stohmann 3) in Torf, welcher mit abſorbirten
Nährſtoffen verſehen war.
Die Pflanze nimmt jedoch die einzelnen Nährſtoffe nicht in denſelben Mengen-
verhältniſſen, als ſie im Boden vorkommen auf, da die Aufnahme, wie oben
erwähnt, von dem Verbrauche der Nährſtoffe in der Pflanze und von dem
Beſtreben die dadurch herbeigeführte Störung des molekularen Gleichgewichtes wiederher-
1) Landwirth. Verſuchsſtationen. 1862, Heft 11, S. 217.
2) Nähere Auſſchlüſſe über die Wurzelbildung der Culturpflanzen geben: Dr. C. Fraas.
Das Wurzelleben der Culturpflanzen. Leipzig 1870; Dr. H. Thiel, Bewurzelung einiger
Culturpflanzen. Landw. Centralbl. f. Deutſchl. 1870. II. S. 355; u. A.
3) Landw. Verſuchsſtationen und Agronomiſche Ztg. 1864.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |