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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Düngung.
jedoch für die Milchsecretion und die Ausscheidung durch Lunge und Haut 1--2 Kilogr.
in Anspruch genommen, erst das Ueberbleibende geht in den Dünger. Jungvieh und
im Erhaltungsfutter stehende Ochsen nehmen etwas weniger, etwa 3--4 Kilogr.
Wasser auf 1 Kilogr. Trockensubstanz auf, dafür geht dasselbe vollständiger in den
Dünger über. Der Rindviehstallmist enthält daher 20--30 Procent Trockensubstanz und
70--80 Procent Wasser. (Siehe die Tabelle auf S. 158). In Folge dieses großen
Wassergehaltes geht die Fäulniß und Verwesung des Rindviehdüngers nur langsam
vor sich; in Haufen gesetzt erwärmt er sich nicht sehr rasch. Seine Wärmecapcität
ist eine hohe, man bezeichnet ihn daher als kalten Dünger. Wegen seiner Eigen-
schaften kann er in großen Mengen auf einmal angewendet werden. Die langsame
Zersetzung desselben ist Ursache, daß seine Wirkung auf das Pflanzenwachsthum
durch längere Zeit 3--4 Jahre anhält. Am geeignetsten ist derselbe für Bodenarten
von geringerer Wärmecapacität z. B. für Sand und für humusarme Bodenarten. Für
wenig thätige Bodenarten empfiehlt sich eine rascher wirkende Düngerart.

Ueber die Wärmecapacität der Düngerarten liegen Untersuchungen von Dr. H. Platter 1)
vor, deren Resultate wir hier gleich im Zusammenhange mittheilen:

[Tabelle]

Als ungefährer Anhaltspunkt für die Schätzung der Düngermenge, welche
von dem Rindviehe gewonnen werden kann, dient die Angabe des jährlichen Dünger-
erzeugnisses von einem Stücke Vieh Für eine Kuh von 350--400 Kilogr.
Lebendgewicht werden gegenwärtig bei Stallfütterung 10,000 Kilogr. Stallmist an-
genommen. Bei schwererem Vieh, guter Düngerbehandlung, reichlicher Streu ent-
sprechend mehr, 12--15,000 Kilogr. Weidekühe, Jungvieh, Arbeitsochsen geben
jedoch wesentlich weniger Dünger. Genauer läßt sich die Quantität an Stallmist
aus der Menge des verabreichten Futters und der Einstreu berechnen. Nach den
S. 162 von E. Wolff mitgetheilten Durchschnittswerthen geben 100 Kilogr. Trocken-
substanz im Futter (Kuh 47.1, Ochse 51.4) nahezu 50 Kilogr. Trockensubstanz im
Dünger. Dazu kommt noch die Menge der Trockensubstanz, welche durch das Streu-
stroh in den Dünger gelangt, dieselbe beträgt unter gewöhnlichen Verhältnissen
1/4 der Futtertrockensubstanz.

Es geben daher 100 Kilogr. Futtertrockensubstanz

50 Kilogr. T. s. in den Exkrementen
1/4 Streu 25 Kilogr. T. s.
Zusammen 75 Kilogr. T. s. Rindviehmist = 300 Kilogr. frischen Mist
mit 75 Procent Wasser.
1) Annalen d. preuß. Landwirthschaft. Mtsbl. Juli 1870. S. 52.

Die Düngung.
jedoch für die Milchſecretion und die Ausſcheidung durch Lunge und Haut 1—2 Kilogr.
in Anſpruch genommen, erſt das Ueberbleibende geht in den Dünger. Jungvieh und
im Erhaltungsfutter ſtehende Ochſen nehmen etwas weniger, etwa 3—4 Kilogr.
Waſſer auf 1 Kilogr. Trockenſubſtanz auf, dafür geht daſſelbe vollſtändiger in den
Dünger über. Der Rindviehſtallmiſt enthält daher 20—30 Procent Trockenſubſtanz und
70—80 Procent Waſſer. (Siehe die Tabelle auf S. 158). In Folge dieſes großen
Waſſergehaltes geht die Fäulniß und Verweſung des Rindviehdüngers nur langſam
vor ſich; in Haufen geſetzt erwärmt er ſich nicht ſehr raſch. Seine Wärmecapcität
iſt eine hohe, man bezeichnet ihn daher als kalten Dünger. Wegen ſeiner Eigen-
ſchaften kann er in großen Mengen auf einmal angewendet werden. Die langſame
Zerſetzung deſſelben iſt Urſache, daß ſeine Wirkung auf das Pflanzenwachsthum
durch längere Zeit 3—4 Jahre anhält. Am geeignetſten iſt derſelbe für Bodenarten
von geringerer Wärmecapacität z. B. für Sand und für humusarme Bodenarten. Für
wenig thätige Bodenarten empfiehlt ſich eine raſcher wirkende Düngerart.

Ueber die Wärmecapacität der Düngerarten liegen Unterſuchungen von Dr. H. Platter 1)
vor, deren Reſultate wir hier gleich im Zuſammenhange mittheilen:

[Tabelle]

Als ungefährer Anhaltspunkt für die Schätzung der Düngermenge, welche
von dem Rindviehe gewonnen werden kann, dient die Angabe des jährlichen Dünger-
erzeugniſſes von einem Stücke Vieh Für eine Kuh von 350—400 Kilogr.
Lebendgewicht werden gegenwärtig bei Stallfütterung 10,000 Kilogr. Stallmiſt an-
genommen. Bei ſchwererem Vieh, guter Düngerbehandlung, reichlicher Streu ent-
ſprechend mehr, 12—15,000 Kilogr. Weidekühe, Jungvieh, Arbeitsochſen geben
jedoch weſentlich weniger Dünger. Genauer läßt ſich die Quantität an Stallmiſt
aus der Menge des verabreichten Futters und der Einſtreu berechnen. Nach den
S. 162 von E. Wolff mitgetheilten Durchſchnittswerthen geben 100 Kilogr. Trocken-
ſubſtanz im Futter (Kuh 47.1, Ochſe 51.4) nahezu 50 Kilogr. Trockenſubſtanz im
Dünger. Dazu kommt noch die Menge der Trockenſubſtanz, welche durch das Streu-
ſtroh in den Dünger gelangt, dieſelbe beträgt unter gewöhnlichen Verhältniſſen
¼ der Futtertrockenſubſtanz.

Es geben daher 100 Kilogr. Futtertrockenſubſtanz

50 Kilogr. T. ſ. in den Exkrementen
¼ Streu 25 Kilogr. T. ſ.
Zuſammen 75 Kilogr. T. ſ. Rindviehmiſt = 300 Kilogr. friſchen Miſt
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1) Annalen d. preuß. Landwirthſchaft. Mtsbl. Juli 1870. S. 52.
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[165/0183] Die Düngung. jedoch für die Milchſecretion und die Ausſcheidung durch Lunge und Haut 1—2 Kilogr. in Anſpruch genommen, erſt das Ueberbleibende geht in den Dünger. Jungvieh und im Erhaltungsfutter ſtehende Ochſen nehmen etwas weniger, etwa 3—4 Kilogr. Waſſer auf 1 Kilogr. Trockenſubſtanz auf, dafür geht daſſelbe vollſtändiger in den Dünger über. Der Rindviehſtallmiſt enthält daher 20—30 Procent Trockenſubſtanz und 70—80 Procent Waſſer. (Siehe die Tabelle auf S. 158). In Folge dieſes großen Waſſergehaltes geht die Fäulniß und Verweſung des Rindviehdüngers nur langſam vor ſich; in Haufen geſetzt erwärmt er ſich nicht ſehr raſch. Seine Wärmecapcität iſt eine hohe, man bezeichnet ihn daher als kalten Dünger. Wegen ſeiner Eigen- ſchaften kann er in großen Mengen auf einmal angewendet werden. Die langſame Zerſetzung deſſelben iſt Urſache, daß ſeine Wirkung auf das Pflanzenwachsthum durch längere Zeit 3—4 Jahre anhält. Am geeignetſten iſt derſelbe für Bodenarten von geringerer Wärmecapacität z. B. für Sand und für humusarme Bodenarten. Für wenig thätige Bodenarten empfiehlt ſich eine raſcher wirkende Düngerart. Ueber die Wärmecapacität der Düngerarten liegen Unterſuchungen von Dr. H. Platter 1) vor, deren Reſultate wir hier gleich im Zuſammenhange mittheilen: Als ungefährer Anhaltspunkt für die Schätzung der Düngermenge, welche von dem Rindviehe gewonnen werden kann, dient die Angabe des jährlichen Dünger- erzeugniſſes von einem Stücke Vieh Für eine Kuh von 350—400 Kilogr. Lebendgewicht werden gegenwärtig bei Stallfütterung 10,000 Kilogr. Stallmiſt an- genommen. Bei ſchwererem Vieh, guter Düngerbehandlung, reichlicher Streu ent- ſprechend mehr, 12—15,000 Kilogr. Weidekühe, Jungvieh, Arbeitsochſen geben jedoch weſentlich weniger Dünger. Genauer läßt ſich die Quantität an Stallmiſt aus der Menge des verabreichten Futters und der Einſtreu berechnen. Nach den S. 162 von E. Wolff mitgetheilten Durchſchnittswerthen geben 100 Kilogr. Trocken- ſubſtanz im Futter (Kuh 47.1, Ochſe 51.4) nahezu 50 Kilogr. Trockenſubſtanz im Dünger. Dazu kommt noch die Menge der Trockenſubſtanz, welche durch das Streu- ſtroh in den Dünger gelangt, dieſelbe beträgt unter gewöhnlichen Verhältniſſen ¼ der Futtertrockenſubſtanz. Es geben daher 100 Kilogr. Futtertrockenſubſtanz 50 Kilogr. T. ſ. in den Exkrementen ¼ Streu 25 Kilogr. T. ſ. Zuſammen 75 Kilogr. T. ſ. Rindviehmiſt = 300 Kilogr. friſchen Miſt mit 75 Procent Waſſer. 1) Annalen d. preuß. Landwirthſchaft. Mtsbl. Juli 1870. S. 52.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/183>, abgerufen am 22.11.2024.