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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Bodenbearbeitung.
bei seichtem Boden von der Ackerkrume entblößt wird. Aehnliches gilt vom Stall-
miste, wenn man nicht die Vorsicht gebraucht, bei dem Ausbreiten desselben am Beet-
rücken einen Streifen beinahe frei zu lassen und in die Furche Dünger einzustreifen.
Bei dem Unterbringen des Samens mit dem Pflug wird sich der Same am Beet-
rücken häufen, während die Furchen nur durch Nachsäen mit Samen versehen werden
können. Eggt man unter, so wird der Same in der Furche zusammengezogen.
Nicht nur daß die Beetfurchen ungenügend bestellt sind, werden die etwa auflaufenden
Pflanzen durch das von dem Beetrücken ablaufende, in den Furchen sich ansammelnde
Wasser vernichtet. Je schmäler die Beete um so größer ist der Ausfall an ertrags-
loser Fläche. Dieser Bodenverlust kann, wenn die Beetfurche nur 30 Cm. breit
angenommen wird,

bei 40 Furchen breiten Beeten 3% der Gesammtfläche,
" 20 " " " 6% " "
" 10 " " " 12% " "
" 8 " " " 15% " "
" 6 " " " 20% " "
" 4 " " " 30% " " betragen.

Durch den Beetbau werden überdieß die Bestellungsarbeiten vermehrt. Manche
lassen sich gar nicht oder nicht mit jener Vollkommenheit wie bei der Ebencultur
ausführen. Bei dem Eggen, Walzen etc. wird ein Theil des Geräthes, welcher über
die Furchen geht, unwirksam sein. Durch die Beetfurchen wird die Anwendung der
Drill- und Mähmaschinen, das Einführen der Ernte sehr erschwert.

Der Kammbau beschränkt sich im Vergleiche zu dem Eben- und Beetbau auf
einen kleineren Verbreitungsbezirk. Die Kämme oder Dämme werden entweder mit
dem Pflug, dem Haken, dem Häufelpflug oder dem Kammformer gebildet. Mit
dem Pflug kann immer nur ein halber Kamm aufgeworfen werden, die Arbeit
fördert daher nur sehr wenig, dafür erhalten jedoch die Kämme die größte Breite.
Am häufigsten werden die Kämme mit dem Haken und mit dem Häufelpflug und
zwar gleichzeitig zwei halbe Kämme ausgeführt. Um bei dem Häufelpflug die
gleiche Entfernung der Kämme einzuhalten, werden vorher in den gewünschten Ent-
fernungen Linien über das Feld gezogen oder wie bei dem Howard'schen Häufel-
pflug (Fig. 47 auf S. 115) durch einen am Häufelpflug angebrachten Markirstab
eine Linie für den nächsten Gang in der erforderlichen Breite in den Boden geritzt.
Die gewöhnliche Breite der mit dem Anhäufler gebildeten Kämme wechselt zwischen
47 und 53 Cm. Genügt eine geringere Kammentfernung (42 Cm.), so wird die
Arbeit rascher durch den Kammformer vollendet. Derselbe besteht aus drei kleineren,
an einem gemeinschaftlichen Gestelle befestigten Häufelpflügen, welche gleichzeitig zwei ganze
und zwei halbe Kämme auf dem vorher ebengewalzten Felde aufwerfen. Regelmäßig
gestaltete Kämme lassen sich nur in lockerem Erdreiche ausheben. Die Kammcultur kann
daher nur dann als vollkommen bezeichnet werden, wenn eine gewöhnliche Bearbeitung
des Bodens mit dem Pflug vorausgegangen. Dieselbe wird um so nothwendiger

Krafft, Lehrb. d. Landw. I. 9

Die Bodenbearbeitung.
bei ſeichtem Boden von der Ackerkrume entblößt wird. Aehnliches gilt vom Stall-
miſte, wenn man nicht die Vorſicht gebraucht, bei dem Ausbreiten deſſelben am Beet-
rücken einen Streifen beinahe frei zu laſſen und in die Furche Dünger einzuſtreifen.
Bei dem Unterbringen des Samens mit dem Pflug wird ſich der Same am Beet-
rücken häufen, während die Furchen nur durch Nachſäen mit Samen verſehen werden
können. Eggt man unter, ſo wird der Same in der Furche zuſammengezogen.
Nicht nur daß die Beetfurchen ungenügend beſtellt ſind, werden die etwa auflaufenden
Pflanzen durch das von dem Beetrücken ablaufende, in den Furchen ſich anſammelnde
Waſſer vernichtet. Je ſchmäler die Beete um ſo größer iſt der Ausfall an ertrags-
loſer Fläche. Dieſer Bodenverluſt kann, wenn die Beetfurche nur 30 Cm. breit
angenommen wird,

bei 40 Furchen breiten Beeten 3% der Geſammtfläche,
„ 20 „ „ „ 6% „ „
„ 10 „ „ „ 12% „ „
„ 8 „ „ „ 15% „ „
„ 6 „ „ „ 20% „ „
„ 4 „ „ „ 30% „ „ betragen.

Durch den Beetbau werden überdieß die Beſtellungsarbeiten vermehrt. Manche
laſſen ſich gar nicht oder nicht mit jener Vollkommenheit wie bei der Ebencultur
ausführen. Bei dem Eggen, Walzen ꝛc. wird ein Theil des Geräthes, welcher über
die Furchen geht, unwirkſam ſein. Durch die Beetfurchen wird die Anwendung der
Drill- und Mähmaſchinen, das Einführen der Ernte ſehr erſchwert.

Der Kammbau beſchränkt ſich im Vergleiche zu dem Eben- und Beetbau auf
einen kleineren Verbreitungsbezirk. Die Kämme oder Dämme werden entweder mit
dem Pflug, dem Haken, dem Häufelpflug oder dem Kammformer gebildet. Mit
dem Pflug kann immer nur ein halber Kamm aufgeworfen werden, die Arbeit
fördert daher nur ſehr wenig, dafür erhalten jedoch die Kämme die größte Breite.
Am häufigſten werden die Kämme mit dem Haken und mit dem Häufelpflug und
zwar gleichzeitig zwei halbe Kämme ausgeführt. Um bei dem Häufelpflug die
gleiche Entfernung der Kämme einzuhalten, werden vorher in den gewünſchten Ent-
fernungen Linien über das Feld gezogen oder wie bei dem Howard'ſchen Häufel-
pflug (Fig. 47 auf S. 115) durch einen am Häufelpflug angebrachten Markirſtab
eine Linie für den nächſten Gang in der erforderlichen Breite in den Boden geritzt.
Die gewöhnliche Breite der mit dem Anhäufler gebildeten Kämme wechſelt zwiſchen
47 und 53 Cm. Genügt eine geringere Kammentfernung (42 Cm.), ſo wird die
Arbeit raſcher durch den Kammformer vollendet. Derſelbe beſteht aus drei kleineren,
an einem gemeinſchaftlichen Geſtelle befeſtigten Häufelpflügen, welche gleichzeitig zwei ganze
und zwei halbe Kämme auf dem vorher ebengewalzten Felde aufwerfen. Regelmäßig
geſtaltete Kämme laſſen ſich nur in lockerem Erdreiche ausheben. Die Kammcultur kann
daher nur dann als vollkommen bezeichnet werden, wenn eine gewöhnliche Bearbeitung
des Bodens mit dem Pflug vorausgegangen. Dieſelbe wird um ſo nothwendiger

Krafft, Lehrb. d. Landw. I. 9
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[129/0147] Die Bodenbearbeitung. bei ſeichtem Boden von der Ackerkrume entblößt wird. Aehnliches gilt vom Stall- miſte, wenn man nicht die Vorſicht gebraucht, bei dem Ausbreiten deſſelben am Beet- rücken einen Streifen beinahe frei zu laſſen und in die Furche Dünger einzuſtreifen. Bei dem Unterbringen des Samens mit dem Pflug wird ſich der Same am Beet- rücken häufen, während die Furchen nur durch Nachſäen mit Samen verſehen werden können. Eggt man unter, ſo wird der Same in der Furche zuſammengezogen. Nicht nur daß die Beetfurchen ungenügend beſtellt ſind, werden die etwa auflaufenden Pflanzen durch das von dem Beetrücken ablaufende, in den Furchen ſich anſammelnde Waſſer vernichtet. Je ſchmäler die Beete um ſo größer iſt der Ausfall an ertrags- loſer Fläche. Dieſer Bodenverluſt kann, wenn die Beetfurche nur 30 Cm. breit angenommen wird, bei 40 Furchen breiten Beeten 3% der Geſammtfläche, „ 20 „ „ „ 6% „ „ „ 10 „ „ „ 12% „ „ „ 8 „ „ „ 15% „ „ „ 6 „ „ „ 20% „ „ „ 4 „ „ „ 30% „ „ betragen. Durch den Beetbau werden überdieß die Beſtellungsarbeiten vermehrt. Manche laſſen ſich gar nicht oder nicht mit jener Vollkommenheit wie bei der Ebencultur ausführen. Bei dem Eggen, Walzen ꝛc. wird ein Theil des Geräthes, welcher über die Furchen geht, unwirkſam ſein. Durch die Beetfurchen wird die Anwendung der Drill- und Mähmaſchinen, das Einführen der Ernte ſehr erſchwert. Der Kammbau beſchränkt ſich im Vergleiche zu dem Eben- und Beetbau auf einen kleineren Verbreitungsbezirk. Die Kämme oder Dämme werden entweder mit dem Pflug, dem Haken, dem Häufelpflug oder dem Kammformer gebildet. Mit dem Pflug kann immer nur ein halber Kamm aufgeworfen werden, die Arbeit fördert daher nur ſehr wenig, dafür erhalten jedoch die Kämme die größte Breite. Am häufigſten werden die Kämme mit dem Haken und mit dem Häufelpflug und zwar gleichzeitig zwei halbe Kämme ausgeführt. Um bei dem Häufelpflug die gleiche Entfernung der Kämme einzuhalten, werden vorher in den gewünſchten Ent- fernungen Linien über das Feld gezogen oder wie bei dem Howard'ſchen Häufel- pflug (Fig. 47 auf S. 115) durch einen am Häufelpflug angebrachten Markirſtab eine Linie für den nächſten Gang in der erforderlichen Breite in den Boden geritzt. Die gewöhnliche Breite der mit dem Anhäufler gebildeten Kämme wechſelt zwiſchen 47 und 53 Cm. Genügt eine geringere Kammentfernung (42 Cm.), ſo wird die Arbeit raſcher durch den Kammformer vollendet. Derſelbe beſteht aus drei kleineren, an einem gemeinſchaftlichen Geſtelle befeſtigten Häufelpflügen, welche gleichzeitig zwei ganze und zwei halbe Kämme auf dem vorher ebengewalzten Felde aufwerfen. Regelmäßig geſtaltete Kämme laſſen ſich nur in lockerem Erdreiche ausheben. Die Kammcultur kann daher nur dann als vollkommen bezeichnet werden, wenn eine gewöhnliche Bearbeitung des Bodens mit dem Pflug vorausgegangen. Dieſelbe wird um ſo nothwendiger Krafft, Lehrb. d. Landw. I. 9

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/147>, abgerufen am 22.11.2024.