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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
stichfurchen, aufgepflügt. Zwischen zwei angrenzenden Beeten bleibt immer eine
Doppelfurche, die Ausstichfurche offen. Damit dieselbe nicht zu breit ausfällt,
nimmt man die beiden letzten Furchenstreifen schmäler und hält dabei den Pflug
etwas geneigt gegen die Landseite um eine dreieckige Ausstichfurche zu erlangen. Bei
dem Auseinanderpflügen beginnt man in der früheren Ausstichfurche, so zwar
daß an Stelle dieser der Beetrücken kommt, während die neue Ausstichfurche an der
Stelle des bisherigen Beetrückens belassen wird. Durch das abwechselnde Aus-
einander- und wieder Zusammenpflügen der Beete kann allein die gleiche Form und
Wölbung der Beete erhalten werden.

Die Zahl der Furchen, welche zu einem Beete zusammengelegt werden, richtet
sich nach der Furchenbreite und der Breite des Beetes. Schmale Beete werden von
4--8 Furchen, breite von 10--20 Furchen gebildet. 4--6 Furchen breite und
zugleich stark gewölbte Beete heißen in Oberösterreich, Baiern etc. Bifänge. Beete,
welche über 20 Furchen breit sind, lassen sich nur mehr schwer gleichmäßig wölben.
Man spricht dann nicht mehr von Beet- sondern von Ebenpflügen (s. oben). Um
die regelmäßige Wölbung der Beete zu erreichen, nimmt man die Furchenstreifen, welche
den Beetrücken bilden, tiefer und pflügt dann in dem Maße als man sich der Beetfurche
nähert immer seichter. Die richtige Anlage von Beeten ist daher viel mühsamer und
verlangt geübtere und aufmerksamere Pflugleute als der Ebenbau.

Durch den Beetbau will man die raschere Ableitung des Regenwassers erzielen
und den capillar durchfeuchteten Boden schneller zum Abtrocknen bringen. Zu diesem
Zwecke werden auch die offenen Furchen der Beete, welche auch nach dem Abeggen
ihre Form bewahren, mit dem Anhäufler oder dem Haken vertieft und glatt aus-
gestrichen, oder wie in Belgien aus denselben die Erde mit dem Spaten ausgehoben
und zur Erhöhung der Beete über diese ausgebreitet. Diese ausgestrichenen Beet-
furchen wirken dann ähnlich wie offene Entwässerungsgräben. Von der großen
Oberfläche der Beete kann gleichzeitig der Wind die Feuchtigkeit leichter entführen.
Dieser Vortheil des Beetbaues läßt sich jedoch viel sicherer durch die Drainage
erreichen, welche jede Wölbung des Bodens, die um so unvortheilhafter je höher und
schmäler sie ist, überflüssig macht. Die Beibehaltung des Beetbaues wird daher
nur in gewissen Fällen gerechtfertigt sein wie auf bindigen, flachgründigen Böden,
auf Böden, welche sich wegen eines felsigen Untergrundes, einer kesselförmigen Ab-
lagerung, eines benachbarten hochstehenden Gewässers, nicht leicht auf andere Weise
entwässern lassen. In den meisten übrigen Fällen ist bei den vielen Nachtheilen des
Beetbaues der sachgemäße, d. h. zur Vermeidung von Ernterückschlägen allmälige
Uebergang, zum Ebenbau dringend zu empfehlen.

Gegenüber dem Ebenbau ergeben sich für den Beetbau die folgenden Nachtheile
Bei dem Beetbau ist die Bodenbearbeitung viel ungleichförmiger. Ein Theil des
Bodens bleibt besonders bei mangelhaftem Pflügen unter den beiden Furchen, welche
den Beetrücken bilden, unbearbeitet. Wie diesem Uebelstande beim Anfurchen ab-
geholfen werden kann, wurde früher angegeben. Unvermeidlich ist es jedoch, daß auf
dem Beetrücken die fruchtbare Erde zusammengehäuft wird, während die Beetfurche

Allgemeine Ackerbaulehre.
ſtichfurchen, aufgepflügt. Zwiſchen zwei angrenzenden Beeten bleibt immer eine
Doppelfurche, die Ausſtichfurche offen. Damit dieſelbe nicht zu breit ausfällt,
nimmt man die beiden letzten Furchenſtreifen ſchmäler und hält dabei den Pflug
etwas geneigt gegen die Landſeite um eine dreieckige Ausſtichfurche zu erlangen. Bei
dem Auseinanderpflügen beginnt man in der früheren Ausſtichfurche, ſo zwar
daß an Stelle dieſer der Beetrücken kommt, während die neue Ausſtichfurche an der
Stelle des bisherigen Beetrückens belaſſen wird. Durch das abwechſelnde Aus-
einander- und wieder Zuſammenpflügen der Beete kann allein die gleiche Form und
Wölbung der Beete erhalten werden.

Die Zahl der Furchen, welche zu einem Beete zuſammengelegt werden, richtet
ſich nach der Furchenbreite und der Breite des Beetes. Schmale Beete werden von
4—8 Furchen, breite von 10—20 Furchen gebildet. 4—6 Furchen breite und
zugleich ſtark gewölbte Beete heißen in Oberöſterreich, Baiern ꝛc. Bifänge. Beete,
welche über 20 Furchen breit ſind, laſſen ſich nur mehr ſchwer gleichmäßig wölben.
Man ſpricht dann nicht mehr von Beet- ſondern von Ebenpflügen (ſ. oben). Um
die regelmäßige Wölbung der Beete zu erreichen, nimmt man die Furchenſtreifen, welche
den Beetrücken bilden, tiefer und pflügt dann in dem Maße als man ſich der Beetfurche
nähert immer ſeichter. Die richtige Anlage von Beeten iſt daher viel mühſamer und
verlangt geübtere und aufmerkſamere Pflugleute als der Ebenbau.

Durch den Beetbau will man die raſchere Ableitung des Regenwaſſers erzielen
und den capillar durchfeuchteten Boden ſchneller zum Abtrocknen bringen. Zu dieſem
Zwecke werden auch die offenen Furchen der Beete, welche auch nach dem Abeggen
ihre Form bewahren, mit dem Anhäufler oder dem Haken vertieft und glatt aus-
geſtrichen, oder wie in Belgien aus denſelben die Erde mit dem Spaten ausgehoben
und zur Erhöhung der Beete über dieſe ausgebreitet. Dieſe ausgeſtrichenen Beet-
furchen wirken dann ähnlich wie offene Entwäſſerungsgräben. Von der großen
Oberfläche der Beete kann gleichzeitig der Wind die Feuchtigkeit leichter entführen.
Dieſer Vortheil des Beetbaues läßt ſich jedoch viel ſicherer durch die Drainage
erreichen, welche jede Wölbung des Bodens, die um ſo unvortheilhafter je höher und
ſchmäler ſie iſt, überflüſſig macht. Die Beibehaltung des Beetbaues wird daher
nur in gewiſſen Fällen gerechtfertigt ſein wie auf bindigen, flachgründigen Böden,
auf Böden, welche ſich wegen eines felſigen Untergrundes, einer keſſelförmigen Ab-
lagerung, eines benachbarten hochſtehenden Gewäſſers, nicht leicht auf andere Weiſe
entwäſſern laſſen. In den meiſten übrigen Fällen iſt bei den vielen Nachtheilen des
Beetbaues der ſachgemäße, d. h. zur Vermeidung von Ernterückſchlägen allmälige
Uebergang, zum Ebenbau dringend zu empfehlen.

Gegenüber dem Ebenbau ergeben ſich für den Beetbau die folgenden Nachtheile
Bei dem Beetbau iſt die Bodenbearbeitung viel ungleichförmiger. Ein Theil des
Bodens bleibt beſonders bei mangelhaftem Pflügen unter den beiden Furchen, welche
den Beetrücken bilden, unbearbeitet. Wie dieſem Uebelſtande beim Anfurchen ab-
geholfen werden kann, wurde früher angegeben. Unvermeidlich iſt es jedoch, daß auf
dem Beetrücken die fruchtbare Erde zuſammengehäuft wird, während die Beetfurche

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[128/0146] Allgemeine Ackerbaulehre. ſtichfurchen, aufgepflügt. Zwiſchen zwei angrenzenden Beeten bleibt immer eine Doppelfurche, die Ausſtichfurche offen. Damit dieſelbe nicht zu breit ausfällt, nimmt man die beiden letzten Furchenſtreifen ſchmäler und hält dabei den Pflug etwas geneigt gegen die Landſeite um eine dreieckige Ausſtichfurche zu erlangen. Bei dem Auseinanderpflügen beginnt man in der früheren Ausſtichfurche, ſo zwar daß an Stelle dieſer der Beetrücken kommt, während die neue Ausſtichfurche an der Stelle des bisherigen Beetrückens belaſſen wird. Durch das abwechſelnde Aus- einander- und wieder Zuſammenpflügen der Beete kann allein die gleiche Form und Wölbung der Beete erhalten werden. Die Zahl der Furchen, welche zu einem Beete zuſammengelegt werden, richtet ſich nach der Furchenbreite und der Breite des Beetes. Schmale Beete werden von 4—8 Furchen, breite von 10—20 Furchen gebildet. 4—6 Furchen breite und zugleich ſtark gewölbte Beete heißen in Oberöſterreich, Baiern ꝛc. Bifänge. Beete, welche über 20 Furchen breit ſind, laſſen ſich nur mehr ſchwer gleichmäßig wölben. Man ſpricht dann nicht mehr von Beet- ſondern von Ebenpflügen (ſ. oben). Um die regelmäßige Wölbung der Beete zu erreichen, nimmt man die Furchenſtreifen, welche den Beetrücken bilden, tiefer und pflügt dann in dem Maße als man ſich der Beetfurche nähert immer ſeichter. Die richtige Anlage von Beeten iſt daher viel mühſamer und verlangt geübtere und aufmerkſamere Pflugleute als der Ebenbau. Durch den Beetbau will man die raſchere Ableitung des Regenwaſſers erzielen und den capillar durchfeuchteten Boden ſchneller zum Abtrocknen bringen. Zu dieſem Zwecke werden auch die offenen Furchen der Beete, welche auch nach dem Abeggen ihre Form bewahren, mit dem Anhäufler oder dem Haken vertieft und glatt aus- geſtrichen, oder wie in Belgien aus denſelben die Erde mit dem Spaten ausgehoben und zur Erhöhung der Beete über dieſe ausgebreitet. Dieſe ausgeſtrichenen Beet- furchen wirken dann ähnlich wie offene Entwäſſerungsgräben. Von der großen Oberfläche der Beete kann gleichzeitig der Wind die Feuchtigkeit leichter entführen. Dieſer Vortheil des Beetbaues läßt ſich jedoch viel ſicherer durch die Drainage erreichen, welche jede Wölbung des Bodens, die um ſo unvortheilhafter je höher und ſchmäler ſie iſt, überflüſſig macht. Die Beibehaltung des Beetbaues wird daher nur in gewiſſen Fällen gerechtfertigt ſein wie auf bindigen, flachgründigen Böden, auf Böden, welche ſich wegen eines felſigen Untergrundes, einer keſſelförmigen Ab- lagerung, eines benachbarten hochſtehenden Gewäſſers, nicht leicht auf andere Weiſe entwäſſern laſſen. In den meiſten übrigen Fällen iſt bei den vielen Nachtheilen des Beetbaues der ſachgemäße, d. h. zur Vermeidung von Ernterückſchlägen allmälige Uebergang, zum Ebenbau dringend zu empfehlen. Gegenüber dem Ebenbau ergeben ſich für den Beetbau die folgenden Nachtheile Bei dem Beetbau iſt die Bodenbearbeitung viel ungleichförmiger. Ein Theil des Bodens bleibt beſonders bei mangelhaftem Pflügen unter den beiden Furchen, welche den Beetrücken bilden, unbearbeitet. Wie dieſem Uebelſtande beim Anfurchen ab- geholfen werden kann, wurde früher angegeben. Unvermeidlich iſt es jedoch, daß auf dem Beetrücken die fruchtbare Erde zuſammengehäuft wird, während die Beetfurche

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/146>, abgerufen am 23.11.2024.