in sich schliessen. Dahin gehören die Verknüpfungen des Allgemeinen mit dem Besonderen und umgekehrt, sowie die Association solcher Vorstellungen, welche sich unter einer naheliegenden Allgemeinvor- stellung gleichberechtigt zusammenfassen lassen. Gerade diese Zu- gehörigkeit zu einer und derselben Gruppe von Vorstellungen ist es, welche hier die Annahme von Aehnlichkeitsassociationen rechtfertigt. Allein es ergiebt sich bald, dass die grosse Mehrzahl dieser Verbin- dungen durchaus zu der Gattung der eingeübten, gewohnheitsmässig festgehaltenen gehört, da eben die Beziehungen so sehr naheliegende sind. Associationen wie Zeit-Raum, Stahl-Eisen, Frost-Hitze können daher kaum noch als wirkliche intellectuelle Leistungen angesehen werden; wenigstens muss es als zweifelhaft gelten, ob nicht in jedem einzelnen Falle die mechanische Einübung die Hauptrolle spielt. Noch schwieriger wird diese Entscheidung bei den häufigen Wortzusammen- setzungen, die ursprünglich aus einer Subordination der Vorstellungen hervorgegangen sind, wie in den Beispielen Graf-Pfalzgraf, Wind- Wirbelwind u. s. f.
Eine besondere Stellung nehmen endlich diejenigen Associationen ein, welchen Urtheile zu Grunde liegen und die ich deswegen einst- weilen mit dem Namen der "prädicativen" bezeichnen möchte. Zu dieser Klasse rechne ich die Hinzufügung von Eigenschaften oder Thätigkeiten zum Reizworte, wie in den Beispielen Blei-schwer, Kind-schreien. Hier liegen in gewissem Sinne Berührungsassociationen vor, insofern aus der ganzen Zahl von Erfahrungselementen, welche die Ausgangsvorstellung zusammensetzen, ein einzelnes herausgehoben wird, welches mit den übrigen durch den Vorgang der Complication in Verbindung getreten war. Gleichwol erscheint es mir nicht möglich, diese Gruppe der Associationen zu den äusseren zu rechnen, da sie offenbar in allernächster Verwandtschaft zu den Subordinations- und Coordinationsassociationen stehen. Hier wie dort handelt es sich um innere begriffliche Beziehungen der sich aneinander knüpfen- den Vorstellungen im Gegensatze zu der rein äusserlichen Ver- bindung durch associative Gewöhnung oder den Gleichklang der sprachlichen Bezeichnung. Allerdings ist schliesslich die Complication der einzelnen sinnlichen Erfahrungen, welche die Vorstellung eines Gegenstandes zusammensetzen, auch nur durch die Gewöhnung be- dingt, welche uns die regelmässige Coexistenz der gleichen Wahr- nehmungselemente als eine nothwendige erscheinen lässt und somit zur Herstellung einer innigeren Verbindung den Anlass giebt. Ja das sprachliche Lautbild, welches sich zu der Vorstellung "Katze"
in sich schliessen. Dahin gehören die Verknüpfungen des Allgemeinen mit dem Besonderen und umgekehrt, sowie die Association solcher Vorstellungen, welche sich unter einer naheliegenden Allgemeinvor- stellung gleichberechtigt zusammenfassen lassen. Gerade diese Zu- gehörigkeit zu einer und derselben Gruppe von Vorstellungen ist es, welche hier die Annahme von Aehnlichkeitsassociationen rechtfertigt. Allein es ergiebt sich bald, dass die grosse Mehrzahl dieser Verbin- dungen durchaus zu der Gattung der eingeübten, gewohnheitsmässig festgehaltenen gehört, da eben die Beziehungen so sehr naheliegende sind. Associationen wie Zeit-Raum, Stahl-Eisen, Frost-Hitze können daher kaum noch als wirkliche intellectuelle Leistungen angesehen werden; wenigstens muss es als zweifelhaft gelten, ob nicht in jedem einzelnen Falle die mechanische Einübung die Hauptrolle spielt. Noch schwieriger wird diese Entscheidung bei den häufigen Wortzusammen- setzungen, die ursprünglich aus einer Subordination der Vorstellungen hervorgegangen sind, wie in den Beispielen Graf-Pfalzgraf, Wind- Wirbelwind u. s. f.
Eine besondere Stellung nehmen endlich diejenigen Associationen ein, welchen Urtheile zu Grunde liegen und die ich deswegen einst- weilen mit dem Namen der „prädicativen“ bezeichnen möchte. Zu dieser Klasse rechne ich die Hinzufügung von Eigenschaften oder Thätigkeiten zum Reizworte, wie in den Beispielen Blei-schwer, Kind-schreien. Hier liegen in gewissem Sinne Berührungsassociationen vor, insofern aus der ganzen Zahl von Erfahrungselementen, welche die Ausgangsvorstellung zusammensetzen, ein einzelnes herausgehoben wird, welches mit den übrigen durch den Vorgang der Complication in Verbindung getreten war. Gleichwol erscheint es mir nicht möglich, diese Gruppe der Associationen zu den äusseren zu rechnen, da sie offenbar in allernächster Verwandtschaft zu den Subordinations- und Coordinationsassociationen stehen. Hier wie dort handelt es sich um innere begriffliche Beziehungen der sich aneinander knüpfen- den Vorstellungen im Gegensatze zu der rein äusserlichen Ver- bindung durch associative Gewöhnung oder den Gleichklang der sprachlichen Bezeichnung. Allerdings ist schliesslich die Complication der einzelnen sinnlichen Erfahrungen, welche die Vorstellung eines Gegenstandes zusammensetzen, auch nur durch die Gewöhnung be- dingt, welche uns die regelmässige Coexistenz der gleichen Wahr- nehmungselemente als eine nothwendige erscheinen lässt und somit zur Herstellung einer innigeren Verbindung den Anlass giebt. Ja das sprachliche Lautbild, welches sich zu der Vorstellung „Katze“
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in sich schliessen. Dahin gehören die Verknüpfungen des Allgemeinen
mit dem Besonderen und umgekehrt, sowie die Association solcher
Vorstellungen, welche sich unter einer naheliegenden Allgemeinvor-
stellung gleichberechtigt zusammenfassen lassen. Gerade diese Zu-
gehörigkeit zu einer und derselben Gruppe von Vorstellungen ist es,
welche hier die Annahme von Aehnlichkeitsassociationen rechtfertigt.
Allein es ergiebt sich bald, dass die grosse Mehrzahl dieser Verbin-
dungen durchaus zu der Gattung der eingeübten, gewohnheitsmässig
festgehaltenen gehört, da eben die Beziehungen so sehr naheliegende
sind. Associationen wie Zeit-Raum, Stahl-Eisen, Frost-Hitze können
daher kaum noch als wirkliche intellectuelle Leistungen angesehen
werden; wenigstens muss es als zweifelhaft gelten, ob nicht in jedem
einzelnen Falle die mechanische Einübung die Hauptrolle spielt. Noch
schwieriger wird diese Entscheidung bei den häufigen Wortzusammen-
setzungen, die ursprünglich aus einer Subordination der Vorstellungen
hervorgegangen sind, wie in den Beispielen Graf-Pfalzgraf, Wind-
Wirbelwind u. s. f.
Eine besondere Stellung nehmen endlich diejenigen Associationen
ein, welchen Urtheile zu Grunde liegen und die ich deswegen einst-
weilen mit dem Namen der „prädicativen“ bezeichnen möchte. Zu
dieser Klasse rechne ich die Hinzufügung von Eigenschaften oder
Thätigkeiten zum Reizworte, wie in den Beispielen Blei-schwer,
Kind-schreien. Hier liegen in gewissem Sinne Berührungsassociationen
vor, insofern aus der ganzen Zahl von Erfahrungselementen, welche
die Ausgangsvorstellung zusammensetzen, ein einzelnes herausgehoben
wird, welches mit den übrigen durch den Vorgang der Complication
in Verbindung getreten war. Gleichwol erscheint es mir nicht
möglich, diese Gruppe der Associationen zu den äusseren zu rechnen,
da sie offenbar in allernächster Verwandtschaft zu den Subordinations-
und Coordinationsassociationen stehen. Hier wie dort handelt es sich
um innere begriffliche Beziehungen der sich aneinander knüpfen-
den Vorstellungen im Gegensatze zu der rein äusserlichen Ver-
bindung durch associative Gewöhnung oder den Gleichklang der
sprachlichen Bezeichnung. Allerdings ist schliesslich die Complication
der einzelnen sinnlichen Erfahrungen, welche die Vorstellung eines
Gegenstandes zusammensetzen, auch nur durch die Gewöhnung be-
dingt, welche uns die regelmässige Coexistenz der gleichen Wahr-
nehmungselemente als eine nothwendige erscheinen lässt und somit
zur Herstellung einer innigeren Verbindung den Anlass giebt. Ja
das sprachliche Lautbild, welches sich zu der Vorstellung „Katze“
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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/53>, abgerufen am 16.02.2025.
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