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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.

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schon, um die Verbindung aufrecht zu erhalten; die inneren begriff-
lichen Beziehungen treten immer mehr in den Hintergrund.

Natürlich vollzieht sich dieser Vorgang überall nur ganz allmäh-
lich, und es ist daher im einzelnen Falle nicht selten völlig unmöglich,
zu entscheiden, ob hier noch eine Aehnlichkeits- oder nur eine Be-
rührungsassociation vorliege. Weib und Kind, Blitz und Donner
können als die coordinirten Glieder der Vorstellung Familie oder
Naturerscheinung aufgefasst werden, oder sie können einfach durch
die associative Gewöhnung des Sprachgebrauches an einander geknüpft
sein. Zudem wäre hier weiterhin auch noch die Möglichkeit einer Ver-
bindung nach räumlicher oder zeitlicher Coexistenz gegeben. Bei der
Association Haft-Haftpflicht ist die rein mechanische Verknüpfung der
beiden Bestandtheile nicht zweifelhaft, da das Product in keiner be-
grifflichen Beziehung zum Ausgangsworte steht; sobald wir dagegen
associiren Haft-Strafhaft, kann es ungewiss erscheinen, ob die Strafhaft
begrifflich als eine besondere Form der Haft, etwa im Gegensatze zur
Untersuchungshaft, gedacht wurde, oder ob es sich auch hier um eine
rein äussere Verknüpfung durch sprachliche Gewöhnung handelt. Aehn-
liche Beispiele lassen sich leicht in grosser Zahl auffinden. Aber selbst
dort, wo an sich die eine oder andere Deutung von vornherein selbst-
verständlich erscheint, ist es doch meist nicht möglich, wenigstens eine
Mitbetheiligung andersartiger associativer Einflüsse gänzlich auszu-
schliessen, da offenbar die verschiedenen Arten der Verknüpfung über-
aus häufig gleichzeitig neben und mit einander vorkommen.

Als eine dritte Gruppe der äusseren Vorstellungsverbindungen
haben wir die Klangassociationen anzusehen. Hier deckt sich,
wenigstens anscheinend, der Begriff der äusseren mit demjenigen der
Berührungsassociationen nicht vollständig, da die Verknüpfung auf
Grund einer Aehnlichkeit, freilich einer ganz äusserlichen, sich voll-
zieht. Allerdings könnte man etwa sagen, dass bei einer Association
Baum-Traum oder Fuchs-Dachs, sofern hier überhaupt die Klang-
ähnlichkeit eine Rolle spielt, die nicht übereinstimmenden Laute ein-
fach auf Grund einer gewohnheitsmässigen Verknüpfung durch die über-
einstimmenden Elemente in die Vorstellungsverbindung hineingezogen
werden und unter diesem Gesichtspunkte auch hier die "Berührung"
das eigentliche tertium associationis darstelle. Die Klangassociationen
bieten im Allgemeinen der Classification die geringste Schwierigkeit;
sie sind in ihrer Eigenart ohne Weiteres zu erkennen.

Unter den inneren Associationen möchte ich in erster Linie die-
jenigen nennen, welche eine Subordination oder Coordination

schon, um die Verbindung aufrecht zu erhalten; die inneren begriff-
lichen Beziehungen treten immer mehr in den Hintergrund.

Natürlich vollzieht sich dieser Vorgang überall nur ganz allmäh-
lich, und es ist daher im einzelnen Falle nicht selten völlig unmöglich,
zu entscheiden, ob hier noch eine Aehnlichkeits- oder nur eine Be-
rührungsassociation vorliege. Weib und Kind, Blitz und Donner
können als die coordinirten Glieder der Vorstellung Familie oder
Naturerscheinung aufgefasst werden, oder sie können einfach durch
die associative Gewöhnung des Sprachgebrauches an einander geknüpft
sein. Zudem wäre hier weiterhin auch noch die Möglichkeit einer Ver-
bindung nach räumlicher oder zeitlicher Coexistenz gegeben. Bei der
Association Haft-Haftpflicht ist die rein mechanische Verknüpfung der
beiden Bestandtheile nicht zweifelhaft, da das Product in keiner be-
grifflichen Beziehung zum Ausgangsworte steht; sobald wir dagegen
associiren Haft-Strafhaft, kann es ungewiss erscheinen, ob die Strafhaft
begrifflich als eine besondere Form der Haft, etwa im Gegensatze zur
Untersuchungshaft, gedacht wurde, oder ob es sich auch hier um eine
rein äussere Verknüpfung durch sprachliche Gewöhnung handelt. Aehn-
liche Beispiele lassen sich leicht in grosser Zahl auffinden. Aber selbst
dort, wo an sich die eine oder andere Deutung von vornherein selbst-
verständlich erscheint, ist es doch meist nicht möglich, wenigstens eine
Mitbetheiligung andersartiger associativer Einflüsse gänzlich auszu-
schliessen, da offenbar die verschiedenen Arten der Verknüpfung über-
aus häufig gleichzeitig neben und mit einander vorkommen.

Als eine dritte Gruppe der äusseren Vorstellungsverbindungen
haben wir die Klangassociationen anzusehen. Hier deckt sich,
wenigstens anscheinend, der Begriff der äusseren mit demjenigen der
Berührungsassociationen nicht vollständig, da die Verknüpfung auf
Grund einer Aehnlichkeit, freilich einer ganz äusserlichen, sich voll-
zieht. Allerdings könnte man etwa sagen, dass bei einer Association
Baum-Traum oder Fuchs-Dachs, sofern hier überhaupt die Klang-
ähnlichkeit eine Rolle spielt, die nicht übereinstimmenden Laute ein-
fach auf Grund einer gewohnheitsmässigen Verknüpfung durch die über-
einstimmenden Elemente in die Vorstellungsverbindung hineingezogen
werden und unter diesem Gesichtspunkte auch hier die „Berührung“
das eigentliche tertium associationis darstelle. Die Klangassociationen
bieten im Allgemeinen der Classification die geringste Schwierigkeit;
sie sind in ihrer Eigenart ohne Weiteres zu erkennen.

Unter den inneren Associationen möchte ich in erster Linie die-
jenigen nennen, welche eine Subordination oder Coordination

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[36/0052] schon, um die Verbindung aufrecht zu erhalten; die inneren begriff- lichen Beziehungen treten immer mehr in den Hintergrund. Natürlich vollzieht sich dieser Vorgang überall nur ganz allmäh- lich, und es ist daher im einzelnen Falle nicht selten völlig unmöglich, zu entscheiden, ob hier noch eine Aehnlichkeits- oder nur eine Be- rührungsassociation vorliege. Weib und Kind, Blitz und Donner können als die coordinirten Glieder der Vorstellung Familie oder Naturerscheinung aufgefasst werden, oder sie können einfach durch die associative Gewöhnung des Sprachgebrauches an einander geknüpft sein. Zudem wäre hier weiterhin auch noch die Möglichkeit einer Ver- bindung nach räumlicher oder zeitlicher Coexistenz gegeben. Bei der Association Haft-Haftpflicht ist die rein mechanische Verknüpfung der beiden Bestandtheile nicht zweifelhaft, da das Product in keiner be- grifflichen Beziehung zum Ausgangsworte steht; sobald wir dagegen associiren Haft-Strafhaft, kann es ungewiss erscheinen, ob die Strafhaft begrifflich als eine besondere Form der Haft, etwa im Gegensatze zur Untersuchungshaft, gedacht wurde, oder ob es sich auch hier um eine rein äussere Verknüpfung durch sprachliche Gewöhnung handelt. Aehn- liche Beispiele lassen sich leicht in grosser Zahl auffinden. Aber selbst dort, wo an sich die eine oder andere Deutung von vornherein selbst- verständlich erscheint, ist es doch meist nicht möglich, wenigstens eine Mitbetheiligung andersartiger associativer Einflüsse gänzlich auszu- schliessen, da offenbar die verschiedenen Arten der Verknüpfung über- aus häufig gleichzeitig neben und mit einander vorkommen. Als eine dritte Gruppe der äusseren Vorstellungsverbindungen haben wir die Klangassociationen anzusehen. Hier deckt sich, wenigstens anscheinend, der Begriff der äusseren mit demjenigen der Berührungsassociationen nicht vollständig, da die Verknüpfung auf Grund einer Aehnlichkeit, freilich einer ganz äusserlichen, sich voll- zieht. Allerdings könnte man etwa sagen, dass bei einer Association Baum-Traum oder Fuchs-Dachs, sofern hier überhaupt die Klang- ähnlichkeit eine Rolle spielt, die nicht übereinstimmenden Laute ein- fach auf Grund einer gewohnheitsmässigen Verknüpfung durch die über- einstimmenden Elemente in die Vorstellungsverbindung hineingezogen werden und unter diesem Gesichtspunkte auch hier die „Berührung“ das eigentliche tertium associationis darstelle. Die Klangassociationen bieten im Allgemeinen der Classification die geringste Schwierigkeit; sie sind in ihrer Eigenart ohne Weiteres zu erkennen. Unter den inneren Associationen möchte ich in erster Linie die- jenigen nennen, welche eine Subordination oder Coordination

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Zitationshilfe: Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/52>, abgerufen am 21.11.2024.