Hätt ich sogleich mit kühlem Ernst gefodert, Betäubung schleuderte sie mir ans Herz. -- Warum ihr Zeit vergönnt sich zu besinnen? Ein rascher Schritt, und längst schon war sie mein! Wer mag ein widerspenstig Herz gewin- nen? Geraubt, erstürmt, ertrotzet will es seyn! -- Ich gleiche fast dem eigensinnigen Kinde, Das um verschmähtes Spielwerk sich gebracht; Mich will bedünken, daß ich Lieb' empfinde Nun erst, da sie entronnen meiner Macht. --
Ich Liebe? Ha! in ihren bunten Netzen Mich zu verschlingen war ich nie verdammt; Daß man es wagt sich mir zu widersetzen, Mir Hohn zu sprechen, das hat mich ent- flammt! Es giebt eine Qual, die nicht gemeine See- len, Die auf dem Throne nur den Herrscher nagt:
Die
Haͤtt ich sogleich mit kuͤhlem Ernst gefodert, Betaͤubung schleuderte sie mir ans Herz. — Warum ihr Zeit vergoͤnnt sich zu besinnen? Ein rascher Schritt, und laͤngst schon war sie mein! Wer mag ein widerspenstig Herz gewin- nen? Geraubt, erstuͤrmt, ertrotzet will es seyn! — Ich gleiche fast dem eigensinnigen Kinde, Das um verschmaͤhtes Spielwerk sich gebracht; Mich will beduͤnken, daß ich Lieb' empfinde Nun erst, da sie entronnen meiner Macht. —
Ich Liebe? Ha! in ihren bunten Netzen Mich zu verschlingen war ich nie verdammt; Daß man es wagt sich mir zu widersetzen, Mir Hohn zu sprechen, das hat mich ent- flammt! Es giebt eine Qual, die nicht gemeine See- len, Die auf dem Throne nur den Herrscher nagt:
Die
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Haͤtt ich sogleich mit kuͤhlem Ernst gefodert,
Betaͤubung schleuderte sie mir ans Herz. —
Warum ihr Zeit vergoͤnnt sich zu besinnen?
Ein rascher Schritt, und laͤngst schon war
sie mein!
Wer mag ein widerspenstig Herz gewin-
nen?
Geraubt, erstuͤrmt, ertrotzet will es seyn! —
Ich gleiche fast dem eigensinnigen Kinde,
Das um verschmaͤhtes Spielwerk sich gebracht;
Mich will beduͤnken, daß ich Lieb' empfinde
Nun erst, da sie entronnen meiner Macht. —
Ich Liebe? Ha! in ihren bunten Netzen
Mich zu verschlingen war ich nie verdammt;
Daß man es wagt sich mir zu widersetzen,
Mir Hohn zu sprechen, das hat mich ent-
flammt!
Es giebt eine Qual, die nicht gemeine See-
len,
Die auf dem Throne nur den Herrscher nagt:
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Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/131>, abgerufen am 16.02.2025.
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