Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815. Grete. Der Alte will's nicht haben. Nan. Meinetwegen. Eure Lippen sind so roth als Erdbeeren. Grete. Ich habe sie aus Aergerniß roth gebissen. Nan. Gebt mir einen Kuß, so bleiben sie roth. Grete. Pst! mein Mann kann's ja noch sehen. Nan. Wenn er's aber nicht mehr sehen kann, wie? Grete. Er ist mir der rechte Frosch. Nan. Wer jung ist muß lieben, wer liebt, muß küssen. (will es thun) Grete. (sich sträubend) Auf öffentlicher Straße! schämt er sich nicht? - jetzt muß ich Kuchen backen. Wenn's regnet, so kann er auch herein kommen. Aber nehm' er sich in Acht, daß ich ihn nicht in's Mehlfaß stecke (sie droht Nanetten schlau lächelnd, hüpft dem Hause zu, sieht sich noch einmal um, dann plötzlich zum Grete. Der Alte will's nicht haben. Nan. Meinetwegen. Eure Lippen sind so roth als Erdbeeren. Grete. Ich habe sie aus Aergerniß roth gebissen. Nan. Gebt mir einen Kuß, so bleiben sie roth. Grete. Pst! mein Mann kann's ja noch sehen. Nan. Wenn er's aber nicht mehr sehen kann, wie? Grete. Er ist mir der rechte Frosch. Nan. Wer jung ist muß lieben, wer liebt, muß kuͤssen. (will es thun) Grete. (sich straͤubend) Auf oͤffentlicher Straße! schaͤmt er sich nicht? – jetzt muß ich Kuchen backen. Wenn's regnet, so kann er auch herein kommen. Aber nehm' er sich in Acht, daß ich ihn nicht in's Mehlfaß stecke (sie droht Nanetten schlau laͤchelnd, huͤpft dem Hause zu, sieht sich noch einmal um, dann ploͤtzlich zum <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0053" n="47"/> <sp who="#GRE"> <speaker>Grete.</speaker> <p> Der Alte will's nicht haben.</p> </sp> <sp who="#NA"> <speaker>Nan.</speaker> <p> Meinetwegen. Eure Lippen sind<lb/> so roth als Erdbeeren.</p> </sp> <sp who="#GRE"> <speaker>Grete.</speaker> <p> Ich habe sie aus Aergerniß roth<lb/> gebissen.</p> </sp> <sp who="#NA"> <speaker>Nan.</speaker> <p> Gebt mir einen Kuß, so <hi rendition="#g">bleiben</hi><lb/> sie roth.</p> </sp> <sp who="#GRE"> <speaker>Grete.</speaker> <p> Pst! mein Mann kann's ja noch<lb/> sehen.</p> </sp> <sp who="#NA"> <speaker>Nan.</speaker> <p> Wenn er's aber nicht mehr sehen<lb/> kann, wie?</p> </sp> <sp who="#GRE"> <speaker>Grete.</speaker> <p> Er ist mir der rechte Frosch.</p> </sp> <sp who="#NA"> <speaker>Nan.</speaker> <p> Wer jung ist muß lieben, wer<lb/> liebt, muß kuͤssen. <stage>(will es thun)</stage></p> </sp> <sp who="#GRE"> <speaker>Grete.</speaker> <p><stage>(sich straͤubend)</stage> Auf oͤffentlicher<lb/> Straße! schaͤmt er sich nicht? – jetzt muß<lb/> ich Kuchen backen. Wenn's regnet, so kann<lb/> er auch herein kommen. Aber nehm' er sich<lb/> in Acht, daß ich ihn nicht in's Mehlfaß stecke <stage><lb/> (sie droht Nanetten schlau laͤchelnd, huͤpft dem Hause<lb/> zu, sieht sich noch einmal um, dann ploͤtzlich zum </stage></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0053]
Grete. Der Alte will's nicht haben.
Nan. Meinetwegen. Eure Lippen sind
so roth als Erdbeeren.
Grete. Ich habe sie aus Aergerniß roth
gebissen.
Nan. Gebt mir einen Kuß, so bleiben
sie roth.
Grete. Pst! mein Mann kann's ja noch
sehen.
Nan. Wenn er's aber nicht mehr sehen
kann, wie?
Grete. Er ist mir der rechte Frosch.
Nan. Wer jung ist muß lieben, wer
liebt, muß kuͤssen. (will es thun)
Grete. (sich straͤubend) Auf oͤffentlicher
Straße! schaͤmt er sich nicht? – jetzt muß
ich Kuchen backen. Wenn's regnet, so kann
er auch herein kommen. Aber nehm' er sich
in Acht, daß ich ihn nicht in's Mehlfaß stecke
(sie droht Nanetten schlau laͤchelnd, huͤpft dem Hause
zu, sieht sich noch einmal um, dann ploͤtzlich zum
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Zitationshilfe: | Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_rehbock_1815/53>, abgerufen am 21.07.2024. |