Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite
ches. Mein Bruder hat seit meiner Kind-
heit mich nicht gesehen.
Nan. Erwartet aber ihre Ankunft.
Baronin. Gelingt es mir nur, einen
Tag ihn zu täuschen, nur bis ich den mir
bestimmten Herrn Bräutigam gesehn habe.
Nan. Sie wollen unerkannt ihn prüfen.
Baronin. Prüfen? wozu? Die Män-
ner gleichen sich alle auf ein Haar, und hei-
rathen werde ich ihn auf keinen Fall; Thor-
heiten begeht man nur Einmal.
Nan. Umgekehrt, gnädige Frau, was
man nur Einmal begeht, ist selten eine Thor-
heit.
Baronin. Aber es würde mich in Ver-
legenheit setzen, ihm einen Korb zu geben, und
darum soll er mich nicht kennen.
Nan. Ei, wenn Sie wirklich so fest ent-
schlossen waren, ihn zu verschmähen, warum
blieben Sie nicht zu Hause und erklärten
schriftlich Ihre Willensmeinung? war es wohl
der
ches. Mein Bruder hat seit meiner Kind-
heit mich nicht gesehen.
Nan. Erwartet aber ihre Ankunft.
Baronin. Gelingt es mir nur, einen
Tag ihn zu taͤuschen, nur bis ich den mir
bestimmten Herrn Braͤutigam gesehn habe.
Nan. Sie wollen unerkannt ihn pruͤfen.
Baronin. Pruͤfen? wozu? Die Maͤn-
ner gleichen sich alle auf ein Haar, und hei-
rathen werde ich ihn auf keinen Fall; Thor-
heiten begeht man nur Einmal.
Nan. Umgekehrt, gnaͤdige Frau, was
man nur Einmal begeht, ist selten eine Thor-
heit.
Baronin. Aber es wuͤrde mich in Ver-
legenheit setzen, ihm einen Korb zu geben, und
darum soll er mich nicht kennen.
Nan. Ei, wenn Sie wirklich so fest ent-
schlossen waren, ihn zu verschmaͤhen, warum
blieben Sie nicht zu Hause und erklaͤrten
schriftlich Ihre Willensmeinung? war es wohl
der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#BA">
              <p><pb facs="#f0035" n="29"/>
ches. Mein Bruder hat seit meiner Kind-<lb/>
heit mich nicht gesehen.</p>
            </sp>
            <sp who="#NA">
              <speaker>Nan.</speaker>
              <p> Erwartet aber ihre Ankunft.</p>
            </sp>
            <sp who="#BAR">
              <speaker>Baronin.</speaker>
              <p> Gelingt es mir nur, einen<lb/>
Tag ihn zu ta&#x0364;uschen, nur bis ich den mir<lb/>
bestimmten Herrn Bra&#x0364;utigam gesehn habe.</p>
            </sp>
            <sp who="#NA">
              <speaker>Nan.</speaker>
              <p> Sie wollen unerkannt ihn pru&#x0364;fen.</p>
            </sp>
            <sp who="#BAR">
              <speaker>Baronin.</speaker>
              <p> Pru&#x0364;fen? wozu? Die Ma&#x0364;n-<lb/>
ner gleichen sich alle auf ein Haar, und hei-<lb/>
rathen werde ich ihn auf keinen Fall; Thor-<lb/>
heiten begeht man nur Einmal.</p>
            </sp>
            <sp who="#NA">
              <speaker>Nan.</speaker>
              <p> Umgekehrt, gna&#x0364;dige Frau, was<lb/>
man nur Einmal begeht, ist selten eine Thor-<lb/>
heit.</p>
            </sp>
            <sp who="#BAR">
              <speaker>Baronin.</speaker>
              <p> Aber es wu&#x0364;rde mich in Ver-<lb/>
legenheit setzen, ihm einen Korb zu geben, und<lb/>
darum soll er mich nicht kennen.</p>
            </sp>
            <sp who="#NA">
              <speaker>Nan.</speaker>
              <p> Ei, wenn Sie wirklich so fest ent-<lb/>
schlossen waren, ihn zu verschma&#x0364;hen, warum<lb/>
blieben Sie nicht zu Hause und erkla&#x0364;rten<lb/>
schriftlich Ihre Willensmeinung? war es wohl<lb/>
der<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0035] ches. Mein Bruder hat seit meiner Kind- heit mich nicht gesehen. Nan. Erwartet aber ihre Ankunft. Baronin. Gelingt es mir nur, einen Tag ihn zu taͤuschen, nur bis ich den mir bestimmten Herrn Braͤutigam gesehn habe. Nan. Sie wollen unerkannt ihn pruͤfen. Baronin. Pruͤfen? wozu? Die Maͤn- ner gleichen sich alle auf ein Haar, und hei- rathen werde ich ihn auf keinen Fall; Thor- heiten begeht man nur Einmal. Nan. Umgekehrt, gnaͤdige Frau, was man nur Einmal begeht, ist selten eine Thor- heit. Baronin. Aber es wuͤrde mich in Ver- legenheit setzen, ihm einen Korb zu geben, und darum soll er mich nicht kennen. Nan. Ei, wenn Sie wirklich so fest ent- schlossen waren, ihn zu verschmaͤhen, warum blieben Sie nicht zu Hause und erklaͤrten schriftlich Ihre Willensmeinung? war es wohl der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_rehbock_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_rehbock_1815/35
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_rehbock_1815/35>, abgerufen am 02.05.2024.