Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815. Graf. Je nun, wenn es darauf an- kömmt, so haben wir einander nichts vorzu- werfen. Gräfin. Was willst du damit sagen? Graf. Unschuldig bist auch du, das weiß ich, doch fürwahr nicht minder schuld- bewußt als ich; - denn - gesteh' es nur - der feine Herr Stallmeister war dir nicht gleichgültig. Gräfin. Eduard! Graf. Kannst du es läugnen? Gräfin. (sehr empfindlich) Ja, ja! und wenn du Recht hättest - wie war es mög- lich den Mangel an Delikatesse so weit zu treiben! in seiner Gegenwart! in Gegen- wart meiner Schwägerin, die mich noch nicht kennt. Graf. Nun, nun, sey nur ruhig, er ist ja dein Bruder. Graf. Je nun, wenn es darauf an- koͤmmt, so haben wir einander nichts vorzu- werfen. Graͤfin. Was willst du damit sagen? Graf. Unschuldig bist auch du, das weiß ich, doch fuͤrwahr nicht minder schuld- bewußt als ich; – denn – gesteh' es nur – der feine Herr Stallmeister war dir nicht gleichguͤltig. Graͤfin. Eduard! Graf. Kannst du es laͤugnen? Graͤfin. (sehr empfindlich) Ja, ja! und wenn du Recht haͤttest – wie war es moͤg- lich den Mangel an Delikatesse so weit zu treiben! in seiner Gegenwart! in Gegen- wart meiner Schwaͤgerin, die mich noch nicht kennt. Graf. Nun, nun, sey nur ruhig, er ist ja dein Bruder. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0149" n="143"/> <sp who="#GRAF"> <speaker>Graf.</speaker> <p> Je nun, wenn es darauf an-<lb/> koͤmmt, so haben wir einander nichts vorzu-<lb/> werfen.</p> </sp> <sp who="#GRAFI"> <speaker>Graͤfin.</speaker> <p> Was willst du damit sagen?</p> </sp> <sp who="#GRAF"> <speaker>Graf.</speaker> <p><hi rendition="#g">Unschuldig</hi> bist auch du, das<lb/> weiß ich, doch fuͤrwahr nicht minder <hi rendition="#g">schuld-<lb/> bewußt</hi> als ich; – denn – gesteh' es<lb/> nur – der feine Herr Stallmeister war dir<lb/> nicht gleichguͤltig.</p> </sp> <sp who="#GRAFI"> <speaker>Graͤfin.</speaker> <p> Eduard!</p> </sp> <sp who="#GRAF"> <speaker>Graf.</speaker> <p> Kannst du es laͤugnen?</p> </sp> <sp who="#GRAFI"> <speaker>Graͤfin.</speaker> <p><stage>(sehr empfindlich)</stage> Ja, ja! und<lb/> wenn du Recht haͤttest – wie war es moͤg-<lb/> lich den Mangel an Delikatesse so weit zu<lb/> treiben! in <hi rendition="#g">seiner</hi> Gegenwart! in Gegen-<lb/> wart meiner Schwaͤgerin, die mich noch nicht<lb/> kennt.</p> </sp> <sp who="#GRAF"> <speaker>Graf.</speaker> <p> Nun, nun, sey nur ruhig, er ist<lb/> ja dein Bruder.</p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143/0149]
Graf. Je nun, wenn es darauf an-
koͤmmt, so haben wir einander nichts vorzu-
werfen.
Graͤfin. Was willst du damit sagen?
Graf. Unschuldig bist auch du, das
weiß ich, doch fuͤrwahr nicht minder schuld-
bewußt als ich; – denn – gesteh' es
nur – der feine Herr Stallmeister war dir
nicht gleichguͤltig.
Graͤfin. Eduard!
Graf. Kannst du es laͤugnen?
Graͤfin. (sehr empfindlich) Ja, ja! und
wenn du Recht haͤttest – wie war es moͤg-
lich den Mangel an Delikatesse so weit zu
treiben! in seiner Gegenwart! in Gegen-
wart meiner Schwaͤgerin, die mich noch nicht
kennt.
Graf. Nun, nun, sey nur ruhig, er ist
ja dein Bruder.
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Zitationshilfe: | Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_rehbock_1815/149>, abgerufen am 21.07.2024. |