Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815.
nicht täglich, trotz aller Erfahrungen, diesel- ben dummen Streiche wiederholen? - Mei- ne verdammten Träume von häuslicher Glück- seligkeit! wie unsanft bin ich wach gerüttelt worden! und siehe da, ich träume schon wie- der. Graf. Fasse Muth, Herr Bruder! Du hast sehr wohl gethan, nach dem Trauerjahre dich hierher zu flüchten. Wir haben in dieser Gegend eine herrliche Mädchenrace; keiner fehlt das dreifache H welches den Mann beglückt: hübsch, herzlich, häuslich - Bar. Und um's Himmelswillen nicht zu viel Verstand! An der Gattin ist fromme Ein- falt mir lieber als die Gabe, eine Corinna zu schreiben. Graf. Auf Morgen ist der große Ball
veranstaltet, zu dem ich alle schönen Weiber und Mädchen, auf drei Meilen in der Runde, eingeladen habe. Da suche dir aus, Herr Bruder.
nicht taͤglich, trotz aller Erfahrungen, diesel- ben dummen Streiche wiederholen? – Mei- ne verdammten Traͤume von haͤuslicher Gluͤck- seligkeit! wie unsanft bin ich wach geruͤttelt worden! und siehe da, ich traͤume schon wie- der. Graf. Fasse Muth, Herr Bruder! Du hast sehr wohl gethan, nach dem Trauerjahre dich hierher zu fluͤchten. Wir haben in dieser Gegend eine herrliche Maͤdchenrace; keiner fehlt das dreifache H welches den Mann begluͤckt: huͤbsch, herzlich, haͤuslich – Bar. Und um's Himmelswillen nicht zu viel Verstand! An der Gattin ist fromme Ein- falt mir lieber als die Gabe, eine Corinna zu schreiben. Graf. Auf Morgen ist der große Ball
veranstaltet, zu dem ich alle schoͤnen Weiber und Maͤdchen, auf drei Meilen in der Runde, eingeladen habe. Da suche dir aus, Herr Bruder. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#BA"> <p><pb facs="#f0012" n="6"/> nicht taͤglich, trotz aller Erfahrungen, diesel-<lb/> ben dummen Streiche wiederholen? – Mei-<lb/> ne verdammten Traͤume von haͤuslicher Gluͤck-<lb/> seligkeit! wie unsanft bin ich wach geruͤttelt<lb/> worden! und siehe da, ich traͤume schon wie-<lb/> der.</p> </sp> <sp who="#GRAF"> <speaker>Graf.</speaker> <p> Fasse Muth, Herr Bruder! Du<lb/> hast sehr wohl gethan, nach dem Trauerjahre<lb/> dich hierher zu fluͤchten. Wir haben in dieser<lb/> Gegend eine herrliche Maͤdchenrace; keiner<lb/> fehlt das dreifache H welches den Mann begluͤckt: <hi rendition="#g">huͤbsch</hi>, <hi rendition="#g">herzlich</hi>, <hi rendition="#g">haͤuslich</hi> –</p> </sp> <sp who="#BA"> <speaker>Bar.</speaker> <p> Und um's Himmelswillen nicht zu<lb/> viel Verstand! An der Gattin ist fromme Ein-<lb/> falt mir lieber als die Gabe, eine Corinna zu<lb/> schreiben.</p> </sp> <sp who="#GRAF"> <speaker>Graf.</speaker> <p> Auf Morgen ist der große Ball<lb/> veranstaltet, zu dem ich alle schoͤnen Weiber<lb/> und Maͤdchen, auf drei Meilen in der Runde,<lb/> eingeladen habe. Da suche dir aus, Herr<lb/> Bruder.</p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0012]
nicht taͤglich, trotz aller Erfahrungen, diesel-
ben dummen Streiche wiederholen? – Mei-
ne verdammten Traͤume von haͤuslicher Gluͤck-
seligkeit! wie unsanft bin ich wach geruͤttelt
worden! und siehe da, ich traͤume schon wie-
der.
Graf. Fasse Muth, Herr Bruder! Du
hast sehr wohl gethan, nach dem Trauerjahre
dich hierher zu fluͤchten. Wir haben in dieser
Gegend eine herrliche Maͤdchenrace; keiner
fehlt das dreifache H welches den Mann begluͤckt: huͤbsch, herzlich, haͤuslich –
Bar. Und um's Himmelswillen nicht zu
viel Verstand! An der Gattin ist fromme Ein-
falt mir lieber als die Gabe, eine Corinna zu
schreiben.
Graf. Auf Morgen ist der große Ball
veranstaltet, zu dem ich alle schoͤnen Weiber
und Maͤdchen, auf drei Meilen in der Runde,
eingeladen habe. Da suche dir aus, Herr
Bruder.
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Zitationshilfe: | Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_rehbock_1815/12>, abgerufen am 20.07.2024. |