Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790.Zweyter Auftritt. Bittermann. Der Graf. Bitterm. Ich habe die Ehre, Ew. Hochgräfl. Excellenz zu vermelden, daß die Tafel servirt ist. Graf Womit ist die Tafel servirt? Bitterm. Fürs erste sind da delicate junge Hüh- ner und zuckersüße junge Erbsen. Alsdann ein Hecht, so lang als ein Wallfisch, ein gebratener Kapaun, so zart als ein Milchbrey, und Krebse, so groß als die Schildkröten. Graf. Lieber Bittermann, wenn er auch noch zwanzig der schmackhaftesten Schüsseln auf die Ta- fel setzt, so wird er meinen Appetit doch nicht eher rege machen, als bis er die Tafel auch mit einigen Menschen servirt. Allein schlafen kann ich zur Noth; aber allein essen ist mir unmöglich. Je mehr Men- schen um mich her sitzen, je voller sie die Backen stopfen, je begieriger sie einhauen, desto besser schmeckt es mir selbst. Bitterm. Da könnt ich Ew. Hochgräfl. Excel- lenz meinen Peter recommandiren; der frißt, als wollt' er die Schüsseln zusammt den Speisen ver- schlingen. Zweyter Auftritt. Bittermann. Der Graf. Bitterm. Ich habe die Ehre, Ew. Hochgraͤfl. Excellenz zu vermelden, daß die Tafel ſervirt iſt. Graf Womit iſt die Tafel ſervirt? Bitterm. Fuͤrs erſte ſind da delicate junge Huͤh- ner und zuckerſuͤße junge Erbſen. Alsdann ein Hecht, ſo lang als ein Wallfiſch, ein gebratener Kapaun, ſo zart als ein Milchbrey, und Krebſe, ſo groß als die Schildkroͤten. Graf. Lieber Bittermann, wenn er auch noch zwanzig der ſchmackhafteſten Schuͤſſeln auf die Ta- fel ſetzt, ſo wird er meinen Appetit doch nicht eher rege machen, als bis er die Tafel auch mit einigen Menſchen ſervirt. Allein ſchlafen kann ich zur Noth; aber allein eſſen iſt mir unmoͤglich. Je mehr Men- ſchen um mich her ſitzen, je voller ſie die Backen ſtopfen, je begieriger ſie einhauen, deſto beſſer ſchmeckt es mir ſelbſt. Bitterm. Da koͤnnt ich Ew. Hochgraͤfl. Excel- lenz meinen Peter recommandiren; der frißt, als wollt’ er die Schuͤſſeln zuſammt den Speiſen ver- ſchlingen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0147" n="139"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Zweyter Auftritt</hi>.</hi> </head><lb/> <stage>Bittermann. Der Graf.</stage><lb/> <sp who="#BITTER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Bitterm.</hi> </speaker> <p>Ich habe die Ehre, Ew. Hochgraͤfl.<lb/> Excellenz zu vermelden, daß die Tafel ſervirt iſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRAF"> <speaker> <hi rendition="#fr">Graf</hi> </speaker> <p>Womit iſt die Tafel ſervirt?</p> </sp><lb/> <sp who="#BITTER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Bitterm.</hi> </speaker> <p>Fuͤrs erſte ſind da delicate junge Huͤh-<lb/> ner und zuckerſuͤße junge Erbſen. Alsdann ein<lb/> Hecht, ſo lang als ein Wallfiſch, ein gebratener<lb/> Kapaun, ſo zart als ein Milchbrey, und Krebſe,<lb/> ſo groß als die Schildkroͤten.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRAF"> <speaker> <hi rendition="#fr">Graf.</hi> </speaker> <p>Lieber Bittermann, wenn er auch noch<lb/> zwanzig der ſchmackhafteſten Schuͤſſeln auf die Ta-<lb/> fel ſetzt, ſo wird er meinen Appetit doch nicht eher<lb/> rege machen, als bis er die Tafel auch mit einigen<lb/> Menſchen ſervirt. Allein ſchlafen kann ich zur Noth;<lb/> aber allein eſſen iſt mir unmoͤglich. Je mehr Men-<lb/> ſchen um mich her ſitzen, je voller ſie die Backen<lb/> ſtopfen, je begieriger ſie einhauen, deſto beſſer<lb/> ſchmeckt es mir ſelbſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#BITTER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Bitterm.</hi> </speaker> <p>Da koͤnnt ich Ew. Hochgraͤfl. Excel-<lb/> lenz meinen Peter recommandiren; der frißt, als<lb/> wollt’ er die Schuͤſſeln zuſammt den Speiſen ver-<lb/> ſchlingen.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [139/0147]
Zweyter Auftritt.
Bittermann. Der Graf.
Bitterm. Ich habe die Ehre, Ew. Hochgraͤfl.
Excellenz zu vermelden, daß die Tafel ſervirt iſt.
Graf Womit iſt die Tafel ſervirt?
Bitterm. Fuͤrs erſte ſind da delicate junge Huͤh-
ner und zuckerſuͤße junge Erbſen. Alsdann ein
Hecht, ſo lang als ein Wallfiſch, ein gebratener
Kapaun, ſo zart als ein Milchbrey, und Krebſe,
ſo groß als die Schildkroͤten.
Graf. Lieber Bittermann, wenn er auch noch
zwanzig der ſchmackhafteſten Schuͤſſeln auf die Ta-
fel ſetzt, ſo wird er meinen Appetit doch nicht eher
rege machen, als bis er die Tafel auch mit einigen
Menſchen ſervirt. Allein ſchlafen kann ich zur Noth;
aber allein eſſen iſt mir unmoͤglich. Je mehr Men-
ſchen um mich her ſitzen, je voller ſie die Backen
ſtopfen, je begieriger ſie einhauen, deſto beſſer
ſchmeckt es mir ſelbſt.
Bitterm. Da koͤnnt ich Ew. Hochgraͤfl. Excel-
lenz meinen Peter recommandiren; der frißt, als
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