Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790.Fünfter Aufzug. (Zimmer im Schloß.) Erster Auftritt. Der Graf allein, geht herum und schlägt Fliegen todt. Ehemals zog ich gegen Menschen zu Felde, und nun gegen Fliegen. Beyde sind impertinentes Ge- schmeiß. Den heutigen Feldzug eröffne ich blos aus langer Weile, wie es die großen Herrn gewöhnlich zu machen pflegen, wenn sie nichts bessers zu thun wissen. -- Kayser Domitian schlug Fliegen todt, so gut, als ich; darüber lacht die ganze Welt: aber daß Kayser Karl der Große Menschen todt schlug, wie Fliegen, weil sie nicht beten wollten wie er, darüber lacht niemand; und es ist doch, bey Gott! sehr lächerlich. -- Guter Domitian! deine Asche ruhet in Frieden, die Seelen der ermordeten Flie- gen lassen dich ungehudelt. Selig ist der Kayser, der fein zu Hause bleibt und Fliegen todt schlägt. Fuͤnfter Aufzug. (Zimmer im Schloß.) Erſter Auftritt. Der Graf allein, geht herum und ſchlägt Fliegen todt. Ehemals zog ich gegen Menſchen zu Felde, und nun gegen Fliegen. Beyde ſind impertinentes Ge- ſchmeiß. Den heutigen Feldzug eroͤffne ich blos aus langer Weile, wie es die großen Herrn gewoͤhnlich zu machen pflegen, wenn ſie nichts beſſers zu thun wiſſen. — Kayſer Domitian ſchlug Fliegen todt, ſo gut, als ich; daruͤber lacht die ganze Welt: aber daß Kayſer Karl der Große Menſchen todt ſchlug, wie Fliegen, weil ſie nicht beten wollten wie er, daruͤber lacht niemand; und es iſt doch, bey Gott! ſehr laͤcherlich. — Guter Domitian! deine Aſche ruhet in Frieden, die Seelen der ermordeten Flie- gen laſſen dich ungehudelt. Selig iſt der Kayſer, der fein zu Hauſe bleibt und Fliegen todt ſchlaͤgt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0146" n="138"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Fuͤnfter Aufzug</hi>.</hi> </head><lb/> <stage>(Zimmer im Schloß.)</stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Erſter Auftritt</hi>.</hi> </head><lb/> <sp who="#GRAF"> <speaker>Der Graf</speaker> <stage>allein, geht herum und ſchlägt Fliegen todt.</stage><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>hemals zog ich gegen Menſchen zu Felde, und<lb/> nun gegen Fliegen. Beyde ſind impertinentes Ge-<lb/> ſchmeiß. Den heutigen Feldzug eroͤffne ich blos aus<lb/> langer Weile, wie es die großen Herrn gewoͤhnlich<lb/> zu machen pflegen, wenn ſie nichts beſſers zu thun<lb/> wiſſen. — Kayſer Domitian ſchlug Fliegen todt,<lb/> ſo gut, als ich; daruͤber lacht die ganze Welt: aber<lb/> daß Kayſer Karl der Große Menſchen todt ſchlug,<lb/> wie Fliegen, weil ſie nicht beten wollten wie er,<lb/> daruͤber lacht niemand; und es iſt doch, bey Gott!<lb/> ſehr laͤcherlich. — Guter Domitian! deine Aſche<lb/> ruhet in Frieden, die Seelen der ermordeten Flie-<lb/> gen laſſen dich ungehudelt. Selig iſt der Kayſer, der<lb/> fein zu Hauſe bleibt und Fliegen todt ſchlaͤgt.</p> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [138/0146]
Fuͤnfter Aufzug.
(Zimmer im Schloß.)
Erſter Auftritt.
Der Graf allein, geht herum und ſchlägt Fliegen todt.
Ehemals zog ich gegen Menſchen zu Felde, und
nun gegen Fliegen. Beyde ſind impertinentes Ge-
ſchmeiß. Den heutigen Feldzug eroͤffne ich blos aus
langer Weile, wie es die großen Herrn gewoͤhnlich
zu machen pflegen, wenn ſie nichts beſſers zu thun
wiſſen. — Kayſer Domitian ſchlug Fliegen todt,
ſo gut, als ich; daruͤber lacht die ganze Welt: aber
daß Kayſer Karl der Große Menſchen todt ſchlug,
wie Fliegen, weil ſie nicht beten wollten wie er,
daruͤber lacht niemand; und es iſt doch, bey Gott!
ſehr laͤcherlich. — Guter Domitian! deine Aſche
ruhet in Frieden, die Seelen der ermordeten Flie-
gen laſſen dich ungehudelt. Selig iſt der Kayſer, der
fein zu Hauſe bleibt und Fliegen todt ſchlaͤgt.
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