Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite
Sab. Nein, das nicht. Wir haben
Mondschein.
Olm. Erst gegen Morgen.
Sab. Thut nichts. Er steht doch im
Kalender, und da befleißigen wir uns einer
weisen Sparsamkeit.
Olm. Freylich, bey dem herrlichen Stein-
pflaster --
Sab. Spotten Sie nicht, und seyn Sie
froh, daß Sie mit einer geschundnen Nase
davon gekommen sind.
Olm. Aber, liebes Mädgen, auf meinem
Zimmer wären wir ja weit ruhiger, weit un-
gestörter gewesen?
Sab. Meinen Sie? o ja. Schade nur,
daß es in Krähwinkel nicht Sitte ist, daß die
jungen Mädgen zu ihren Liebhabern auf die
Stube gehn. Hier auf der Straße befinde
ich mich gleichsam in der Obhut aller meiner
Verwandten.
Olm. Und können im Nothfall den
Nachtwächter zu Hülfe rufen.


Sab.
Sab. Nein, das nicht. Wir haben
Mondſchein.
Olm. Erſt gegen Morgen.
Sab. Thut nichts. Er ſteht doch im
Kalender, und da befleißigen wir uns einer
weiſen Sparſamkeit.
Olm. Freylich, bey dem herrlichen Stein-
pflaſter —
Sab. Spotten Sie nicht, und ſeyn Sie
froh, daß Sie mit einer geſchundnen Naſe
davon gekommen ſind.
Olm. Aber, liebes Maͤdgen, auf meinem
Zimmer waͤren wir ja weit ruhiger, weit un-
geſtoͤrter geweſen?
Sab. Meinen Sie? o ja. Schade nur,
daß es in Kraͤhwinkel nicht Sitte iſt, daß die
jungen Maͤdgen zu ihren Liebhabern auf die
Stube gehn. Hier auf der Straße befinde
ich mich gleichſam in der Obhut aller meiner
Verwandten.
Olm. Und koͤnnen im Nothfall den
Nachtwaͤchter zu Huͤlfe rufen.


Sab.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0143" n="137"/>
          <sp who="#SAB">
            <speaker><hi rendition="#g">Sab</hi>.</speaker>
            <p>Nein, das nicht. Wir haben<lb/>
Mond&#x017F;chein.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OLM">
            <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker>
            <p>Er&#x017F;t gegen Morgen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SAB">
            <speaker><hi rendition="#g">Sab</hi>.</speaker>
            <p>Thut nichts. Er &#x017F;teht doch im<lb/>
Kalender, und da befleißigen wir uns einer<lb/>
wei&#x017F;en Spar&#x017F;amkeit.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OLM">
            <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker>
            <p>Freylich, bey dem herrlichen Stein-<lb/>
pfla&#x017F;ter &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SAB">
            <speaker><hi rendition="#g">Sab</hi>.</speaker>
            <p>Spotten Sie nicht, und &#x017F;eyn Sie<lb/>
froh, daß Sie mit einer ge&#x017F;chundnen Na&#x017F;e<lb/>
davon gekommen &#x017F;ind.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OLM">
            <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker>
            <p>Aber, liebes Ma&#x0364;dgen, auf meinem<lb/>
Zimmer wa&#x0364;ren wir ja weit ruhiger, weit un-<lb/>
ge&#x017F;to&#x0364;rter gewe&#x017F;en?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SAB">
            <speaker><hi rendition="#g">Sab</hi>.</speaker>
            <p>Meinen Sie? o ja. Schade nur,<lb/>
daß es in Kra&#x0364;hwinkel nicht Sitte i&#x017F;t, daß die<lb/>
jungen Ma&#x0364;dgen zu ihren Liebhabern auf die<lb/>
Stube gehn. Hier auf der Straße befinde<lb/>
ich mich gleich&#x017F;am in der Obhut aller meiner<lb/>
Verwandten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OLM">
            <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker>
            <p>Und ko&#x0364;nnen im Nothfall den<lb/>
Nachtwa&#x0364;chter zu Hu&#x0364;lfe rufen.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">Sab</hi>.</fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0143] Sab. Nein, das nicht. Wir haben Mondſchein. Olm. Erſt gegen Morgen. Sab. Thut nichts. Er ſteht doch im Kalender, und da befleißigen wir uns einer weiſen Sparſamkeit. Olm. Freylich, bey dem herrlichen Stein- pflaſter — Sab. Spotten Sie nicht, und ſeyn Sie froh, daß Sie mit einer geſchundnen Naſe davon gekommen ſind. Olm. Aber, liebes Maͤdgen, auf meinem Zimmer waͤren wir ja weit ruhiger, weit un- geſtoͤrter geweſen? Sab. Meinen Sie? o ja. Schade nur, daß es in Kraͤhwinkel nicht Sitte iſt, daß die jungen Maͤdgen zu ihren Liebhabern auf die Stube gehn. Hier auf der Straße befinde ich mich gleichſam in der Obhut aller meiner Verwandten. Olm. Und koͤnnen im Nothfall den Nachtwaͤchter zu Huͤlfe rufen. Sab.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/143
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/143>, abgerufen am 21.11.2024.