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Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803.

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Bürg. (räuspert sich) Es ist ihnen aller-
seits wohl bewußt, welchergestalt meine älteste
Eheleibliche Tochter Sabina nunmehro die
mannbaren Jahre erreicht hat.
Fr. St. Freylich, sie soll ja heirathen.
Fr. Br. Etwas zu jung mögte sie aller-
dings noch seyn.
Fr. M. Wenn sie nicht meine liebe Muh-
me wäre, so würde ich sagen, sie sey noch ein
wenig naseweiß.
Hr. St. Getroffen Die Bücher aus
meiner Lesebibliothek sind ihr Alle nicht gut
genug.
Fr. Br. Ein ziemliches Weltkind, das
die neusten Moden aus der Residenz bekömmt.
Fr. M. Neulich spottete sie gar über
unsere Manier uns zu verneigen.
Fr. Br. Unser alter Tanzmeister war zu
seiner Zeit doch ein berühmter Mann.
Fr. M. Freylich wußte er nichts von
dem neumodischen Hopsasa!


Fr. Br.
Buͤrg. (raͤuſpert ſich) Es iſt ihnen aller-
ſeits wohl bewußt, welchergeſtalt meine aͤlteſte
Eheleibliche Tochter Sabina nunmehro die
mannbaren Jahre erreicht hat.
Fr. St. Freylich, ſie ſoll ja heirathen.
Fr. Br. Etwas zu jung moͤgte ſie aller-
dings noch ſeyn.
Fr. M. Wenn ſie nicht meine liebe Muh-
me waͤre, ſo wuͤrde ich ſagen, ſie ſey noch ein
wenig naſeweiß.
Hr. St. Getroffen Die Buͤcher aus
meiner Leſebibliothek ſind ihr Alle nicht gut
genug.
Fr. Br. Ein ziemliches Weltkind, das
die neuſten Moden aus der Reſidenz bekoͤmmt.
Fr. M. Neulich ſpottete ſie gar uͤber
unſere Manier uns zu verneigen.
Fr. Br. Unſer alter Tanzmeiſter war zu
ſeiner Zeit doch ein beruͤhmter Mann.
Fr. M. Freylich wußte er nichts von
dem neumodiſchen Hopſaſa!


Fr. Br.
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[108/0114] Buͤrg. (raͤuſpert ſich) Es iſt ihnen aller- ſeits wohl bewußt, welchergeſtalt meine aͤlteſte Eheleibliche Tochter Sabina nunmehro die mannbaren Jahre erreicht hat. Fr. St. Freylich, ſie ſoll ja heirathen. Fr. Br. Etwas zu jung moͤgte ſie aller- dings noch ſeyn. Fr. M. Wenn ſie nicht meine liebe Muh- me waͤre, ſo wuͤrde ich ſagen, ſie ſey noch ein wenig naſeweiß. Hr. St. Getroffen Die Buͤcher aus meiner Leſebibliothek ſind ihr Alle nicht gut genug. Fr. Br. Ein ziemliches Weltkind, das die neuſten Moden aus der Reſidenz bekoͤmmt. Fr. M. Neulich ſpottete ſie gar uͤber unſere Manier uns zu verneigen. Fr. Br. Unſer alter Tanzmeiſter war zu ſeiner Zeit doch ein beruͤhmter Mann. Fr. M. Freylich wußte er nichts von dem neumodiſchen Hopſaſa! Fr. Br.

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/114>, abgerufen am 04.05.2024.