Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803. Olm. Mein Gott! die Titel sind hier in der Provinz so lang, und das Studium der- selben so beschwerlich -- Sperl. Besonders wenn man selbst kei- nen Titel hat. (ab) Olm. Aus einer frohen Gesellschaft soll- te jeder Zwang verbannt seyn. Fr. Br. Da man aber bey einer Gaste- rey nicht zusammenkömmt, um froh zu seyn, sondern um die Gaben Gottes reichlich und mit Anstand zu genießen, so sollte man doch billig auf die respective Würde der Gesell- schaft einige Rücksicht nehmen. (verbeugt sich und geht) Fr. M. Zumal, da die guten Sitten nur durch ein ehrbares Ceremoniel in ihrer Rei- nigkeit erhalten werden. (verbeugt sich und geht.) Olm. Bewahre der Himmel! Bürg. (bey Seite, indem er sich die Perücke zurechte zupft) Wenn nur der Minister nicht wäre, ich wollte es ihm auch schon sagen. Sab.
Olm. Mein Gott! die Titel ſind hier in der Provinz ſo lang, und das Studium der- ſelben ſo beſchwerlich — Sperl. Beſonders wenn man ſelbſt kei- nen Titel hat. (ab) Olm. Aus einer frohen Geſellſchaft ſoll- te jeder Zwang verbannt ſeyn. Fr. Br. Da man aber bey einer Gaſte- rey nicht zuſammenkoͤmmt, um froh zu ſeyn, ſondern um die Gaben Gottes reichlich und mit Anſtand zu genießen, ſo ſollte man doch billig auf die reſpective Wuͤrde der Geſell- ſchaft einige Ruͤckſicht nehmen. (verbeugt ſich und geht) Fr. M. Zumal, da die guten Sitten nur durch ein ehrbares Ceremoniel in ihrer Rei- nigkeit erhalten werden. (verbeugt ſich und geht.) Olm. Bewahre der Himmel! Buͤrg. (bey Seite, indem er ſich die Peruͤcke zurechte zupft) Wenn nur der Miniſter nicht waͤre, ich wollte es ihm auch ſchon ſagen. Sab.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0108" n="102"/> <sp who="#OLM"> <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker> <p>Mein Gott! die Titel ſind hier in<lb/> der Provinz ſo lang, und das Studium der-<lb/> ſelben ſo beſchwerlich —</p> </sp><lb/> <sp who="#SPER"> <speaker><hi rendition="#g">Sperl</hi>.</speaker> <p>Beſonders wenn man ſelbſt kei-<lb/> nen Titel hat.</p> <stage>(ab)</stage> </sp><lb/> <sp who="#OLM"> <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker> <p>Aus einer frohen Geſellſchaft ſoll-<lb/> te jeder Zwang verbannt ſeyn.</p> </sp><lb/> <sp who="#BRENDEL "> <speaker> <hi rendition="#g">Fr. Br.</hi> </speaker> <p>Da man aber bey einer Gaſte-<lb/> rey nicht zuſammenkoͤmmt, um froh zu ſeyn,<lb/><choice><sic>ſonderu</sic><corr>ſondern</corr></choice> um die Gaben Gottes reichlich und<lb/> mit Anſtand zu genießen, ſo ſollte man doch<lb/> billig auf die reſpective Wuͤrde der Geſell-<lb/> ſchaft einige Ruͤckſicht nehmen.</p> <stage>(verbeugt ſich<lb/> und geht)</stage> </sp><lb/> <sp who="#MORGEN "> <speaker><hi rendition="#g">Fr</hi>. M.</speaker> <p>Zumal, da die guten Sitten nur<lb/> durch ein ehrbares Ceremoniel in ihrer Rei-<lb/> nigkeit erhalten werden.</p> <stage>(verbeugt ſich und geht.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#OLM"> <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker> <p>Bewahre der Himmel!</p> </sp><lb/> <sp who="#BUERGERM"> <speaker><hi rendition="#g">Buͤrg</hi>.</speaker> <stage>(bey Seite, indem er ſich die Peruͤcke<lb/> zurechte zupft)</stage> <p>Wenn nur der Miniſter nicht<lb/> waͤre, ich wollte es ihm auch ſchon ſagen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">Sab</hi>.</fw> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102/0108]
Olm. Mein Gott! die Titel ſind hier in
der Provinz ſo lang, und das Studium der-
ſelben ſo beſchwerlich —
Sperl. Beſonders wenn man ſelbſt kei-
nen Titel hat. (ab)
Olm. Aus einer frohen Geſellſchaft ſoll-
te jeder Zwang verbannt ſeyn.
Fr. Br. Da man aber bey einer Gaſte-
rey nicht zuſammenkoͤmmt, um froh zu ſeyn,
ſondern um die Gaben Gottes reichlich und
mit Anſtand zu genießen, ſo ſollte man doch
billig auf die reſpective Wuͤrde der Geſell-
ſchaft einige Ruͤckſicht nehmen. (verbeugt ſich
und geht)
Fr. M. Zumal, da die guten Sitten nur
durch ein ehrbares Ceremoniel in ihrer Rei-
nigkeit erhalten werden. (verbeugt ſich und geht.)
Olm. Bewahre der Himmel!
Buͤrg. (bey Seite, indem er ſich die Peruͤcke
zurechte zupft) Wenn nur der Miniſter nicht
waͤre, ich wollte es ihm auch ſchon ſagen.
Sab.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |