Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.dem Jesuskinde, Alles in Marmor gehauen, aber so schön, Das Palais-Royal gleicht noch ganz dem Gemälde, welches unser Lands- dem Jesuskinde, Alles in Marmor gehauen, aber so schoͤn, Das Palais-Royal gleicht noch ganz dem Gemaͤlde, welches unser Lands- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0071" n="71"/> dem Jesuskinde, Alles in Marmor gehauen, aber so schoͤn,<lb/> daß in einer geringen Entfernung die Phantasie sehr<lb/> gluͤcklich getaͤuscht wird.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>Das Palais-Royal</head><lb/> <p>gleicht noch ganz dem Gemaͤlde, welches unser Lands-<lb/> mann, <hi rendition="#g">Friedrich Schulz,</hi> einst davon entwarf. Nur<lb/> der innere Hof, 320 Schritte lang und 150 breit, ist<lb/> neu bepflanzt worden. Die jetzige Generazion wird es<lb/> schwerlich erleben, unter dem Schatten dieser Pflanzun-<lb/> gen zu wandern. Jndessen, beschattet oder unbeschattet,<lb/> bleibt das Palais-Royal doch immer ein taͤglicher Sam-<lb/> melplatz vieler tausend Menschen, und unter den Arka-<lb/> den desselben ist es den groͤßten Theil des Tages so voll,<lb/> daß man nur mit Hilfe der Ellenbogen sich durchwinden<lb/> kann. Kein Wunder, denn man findet hier 18 <hi rendition="#g">Kaffee-<lb/> haͤuser, 10 Restaurateurs,</hi> ein halbes Dutzend<lb/><hi rendition="#g">Pastetenbaͤcker,</hi> eben so viele <hi rendition="#g">Viktualienhaͤnd-<lb/> ler,</hi> mehrere <hi rendition="#g">Weinhaͤndler, Eisverkaͤufer, Obst-<lb/> weiber,</hi> ein Paar <hi rendition="#g">Billards,</hi> eine Menge <hi rendition="#g">Zucker-<lb/> baͤcker,</hi> kurz, man kann hier essen und trinken, so viel<lb/> und so delikat als irgend in der Welt. Unter Andern<lb/> ist auch eine eigene <hi rendition="#g">Waffelbude</hi> hier, wo einige<lb/> Menschen, den ganzen Tag vor dem Feuer sitzend, nichts<lb/> Anders thun, als Waffeln backen, und zwar ganz vor-<lb/> treffliche Waffeln. Jn einem kleinen Stuͤbchen, hinter<lb/> der Bude, werden sie heiß aufgetragen, und, wenn man<lb/> Lust hat, ein Glas Mallaga dazu. Es war mein ge-<lb/> woͤhnliches, den Magen nicht beschwerendes Fruͤhstuͤck.<lb/> Wem das nicht genuͤgt, der kann aus der naͤchsten Bude<lb/> sich eine kalte Pastete von rothen Rebhuͤhnern holen,<lb/> oder sonst eine von den tausend kalten Speisen, die ihn,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0071]
dem Jesuskinde, Alles in Marmor gehauen, aber so schoͤn,
daß in einer geringen Entfernung die Phantasie sehr
gluͤcklich getaͤuscht wird.
Das Palais-Royal
gleicht noch ganz dem Gemaͤlde, welches unser Lands-
mann, Friedrich Schulz, einst davon entwarf. Nur
der innere Hof, 320 Schritte lang und 150 breit, ist
neu bepflanzt worden. Die jetzige Generazion wird es
schwerlich erleben, unter dem Schatten dieser Pflanzun-
gen zu wandern. Jndessen, beschattet oder unbeschattet,
bleibt das Palais-Royal doch immer ein taͤglicher Sam-
melplatz vieler tausend Menschen, und unter den Arka-
den desselben ist es den groͤßten Theil des Tages so voll,
daß man nur mit Hilfe der Ellenbogen sich durchwinden
kann. Kein Wunder, denn man findet hier 18 Kaffee-
haͤuser, 10 Restaurateurs, ein halbes Dutzend
Pastetenbaͤcker, eben so viele Viktualienhaͤnd-
ler, mehrere Weinhaͤndler, Eisverkaͤufer, Obst-
weiber, ein Paar Billards, eine Menge Zucker-
baͤcker, kurz, man kann hier essen und trinken, so viel
und so delikat als irgend in der Welt. Unter Andern
ist auch eine eigene Waffelbude hier, wo einige
Menschen, den ganzen Tag vor dem Feuer sitzend, nichts
Anders thun, als Waffeln backen, und zwar ganz vor-
treffliche Waffeln. Jn einem kleinen Stuͤbchen, hinter
der Bude, werden sie heiß aufgetragen, und, wenn man
Lust hat, ein Glas Mallaga dazu. Es war mein ge-
woͤhnliches, den Magen nicht beschwerendes Fruͤhstuͤck.
Wem das nicht genuͤgt, der kann aus der naͤchsten Bude
sich eine kalte Pastete von rothen Rebhuͤhnern holen,
oder sonst eine von den tausend kalten Speisen, die ihn,
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