ren -- alle Steine die in thierischen Körpern gefunden werden. Es sind fürchterlich große Steine von Men- schen darunter. -- Das Schaf, vom ersten Augen- blicke seiner Entstehung, bis zu seiner Geburt, in mehr als fünfzig Epochen. -- Eine kostbare Sammlung von chirurgischen Jnstrumenten aller Art, auch eine große Bibliothek, die doch nicht aus lauter zur Wissenschaft gehörigen Werken besteht, denn ich fand zu meiner Ver- wunderung auch hier wieder Voltairs Werke. -- Das ganze Lokal, so schön und groß es bereits ist, wird den- noch in diesem Augenblicke noch sehr erweitert. -- Jch will bei dieser Gelegenheit sogleich einige Worte über die
Veterinairschule zu Charenton
einschalten. Sie ist eine Schöpfung des Exministers Fran- cois de Neufchateau, und wurde anfangs sehr unter- stützt, geräth aber jetzt immer mehr in Verfall, weil Geld fehlt, und sich Niemand darum bekümmert. So geht es leider, nach der Versicherung wohlunterrichteter Leute, mit vielen hiesigen Jnstituten, die glänzend wie Meteore heraufsteigen, und eben so zerplatzen. So gieng es unter andern einem kleinen Hospital, welches zu der ecole de medecine gehörte, und zur Vervollkommnung der Zöglinge errichtet worden war, daher es auch le per- fectionnement genannt wurde. Man richtete mehrere Säle dazu ein, ein Chirurgus wurde dabei angestellt. Alles gieng eine kurze Zeit recht gut, und nun liegt Alles wieder im Schlummer begraben.
Das Jnstitut der Blindgebohrnen
ist, seitdem ich es nicht sah, noch erweitert worden. Man hat nämlich mit den 300 Blinden (quinzevingts),
ren — alle Steine die in thierischen Koͤrpern gefunden werden. Es sind fuͤrchterlich große Steine von Men- schen darunter. — Das Schaf, vom ersten Augen- blicke seiner Entstehung, bis zu seiner Geburt, in mehr als fuͤnfzig Epochen. — Eine kostbare Sammlung von chirurgischen Jnstrumenten aller Art, auch eine große Bibliothek, die doch nicht aus lauter zur Wissenschaft gehoͤrigen Werken besteht, denn ich fand zu meiner Ver- wunderung auch hier wieder Voltairs Werke. — Das ganze Lokal, so schoͤn und groß es bereits ist, wird den- noch in diesem Augenblicke noch sehr erweitert. — Jch will bei dieser Gelegenheit sogleich einige Worte uͤber die
Veterinairschule zu Charenton
einschalten. Sie ist eine Schoͤpfung des Exministers Fran- çois de Neufchateau, und wurde anfangs sehr unter- stuͤtzt, geraͤth aber jetzt immer mehr in Verfall, weil Geld fehlt, und sich Niemand darum bekuͤmmert. So geht es leider, nach der Versicherung wohlunterrichteter Leute, mit vielen hiesigen Jnstituten, die glaͤnzend wie Meteore heraufsteigen, und eben so zerplatzen. So gieng es unter andern einem kleinen Hospital, welches zu der école de medécine gehoͤrte, und zur Vervollkommnung der Zoͤglinge errichtet worden war, daher es auch le per- fectionnement genannt wurde. Man richtete mehrere Saͤle dazu ein, ein Chirurgus wurde dabei angestellt. Alles gieng eine kurze Zeit recht gut, und nun liegt Alles wieder im Schlummer begraben.
Das Jnstitut der Blindgebohrnen
ist, seitdem ich es nicht sah, noch erweitert worden. Man hat naͤmlich mit den 300 Blinden (quinzevingts),
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ren — alle Steine die in thierischen Koͤrpern gefunden
werden. Es sind fuͤrchterlich große Steine von Men-
schen darunter. — Das Schaf, vom ersten Augen-
blicke seiner Entstehung, bis zu seiner Geburt, in mehr
als fuͤnfzig Epochen. — Eine kostbare Sammlung von
chirurgischen Jnstrumenten aller Art, auch eine große
Bibliothek, die doch nicht aus lauter zur Wissenschaft
gehoͤrigen Werken besteht, denn ich fand zu meiner Ver-
wunderung auch hier wieder Voltairs Werke. — Das
ganze Lokal, so schoͤn und groß es bereits ist, wird den-
noch in diesem Augenblicke noch sehr erweitert. — Jch
will bei dieser Gelegenheit sogleich einige Worte uͤber die
Veterinairschule zu Charenton
einschalten. Sie ist eine Schoͤpfung des Exministers Fran-
çois de Neufchateau, und wurde anfangs sehr unter-
stuͤtzt, geraͤth aber jetzt immer mehr in Verfall, weil
Geld fehlt, und sich Niemand darum bekuͤmmert. So
geht es leider, nach der Versicherung wohlunterrichteter
Leute, mit vielen hiesigen Jnstituten, die glaͤnzend wie
Meteore heraufsteigen, und eben so zerplatzen. So gieng
es unter andern einem kleinen Hospital, welches zu der
école de medécine gehoͤrte, und zur Vervollkommnung
der Zoͤglinge errichtet worden war, daher es auch le per-
fectionnement genannt wurde. Man richtete mehrere
Saͤle dazu ein, ein Chirurgus wurde dabei angestellt.
Alles gieng eine kurze Zeit recht gut, und nun liegt Alles
wieder im Schlummer begraben.
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Man hat naͤmlich mit den 300 Blinden (quinzevingts),
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/60>, abgerufen am 31.07.2024.
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