Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.nie einen andern Titel annehmen wollte, als den: Mei- Die chirurgische Schule. Ein prächtiges Gebäude. Das Jnnere entspricht Allerlei Kuriositäten sind auch zu schauen: die Kopf- nie einen andern Titel annehmen wollte, als den: Mei- Die chirurgische Schule. Ein praͤchtiges Gebaͤude. Das Jnnere entspricht Allerlei Kuriositaͤten sind auch zu schauen: die Kopf- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0059" n="59"/> nie einen andern Titel annehmen wollte, als den: <hi rendition="#g">Mei-<lb/> ster Toͤpfer.</hi></p> </div><lb/> <div n="2"> <head>Die chirurgische Schule.</head><lb/> <p>Ein praͤchtiges Gebaͤude. Das Jnnere entspricht<lb/> dem Aeußern. Die mit Wachs ausgespritzten Praͤparate<lb/> sind erstaunenswuͤrdig; doch hab' ich bey dem Geheimen-<lb/> rath <hi rendition="#g">Loder</hi> in Halle sie eben so gut gesehen. — Eine<lb/> Menge in Wachs sehr taͤuschend nachgeahmter Krankhei-<lb/> ten, unter andern ein vom Krebs zur Haͤlfte weggefres-<lb/> sener Kopf, das Original liegt dabei, graͤßlich zu betrach-<lb/> ten, und der Mensch hat dennoch gelebt, und hat immer<lb/> noch leben wollen. Alles Essen wurde ihm, Gott weis<lb/> wie, in die Gurgel gefloͤßt, denn Mund, Nase, Backen,<lb/> Zaͤhne, Alles war weg; und dennoch hat er immer noch<lb/> leben wollen. Welch eine Zauberei liegt dann im Daseyn!<lb/> da selbst Der es nicht fahren lassen will, der ihm taͤg-<lb/> lich fluchen muß. — Skelette, Koͤpfe und Gebeine giebt<lb/> es hier bei Hunderten, Misgeburten aller Art, zusam-<lb/> mengewachsene Kinder, auch Eins mit einem Kroͤten-<lb/> kopfe. Wenn ich ein solches elendes Geschoͤpf sehe, hoͤre<lb/> ich auch immer den Jammer der armen Mutter, die mit<lb/> Schmerzen gebahr, und nun, da sie den Lohn uͤberstan-<lb/> dener Leiden an den vollen Mutterbusen druͤcken will, sich<lb/> ploͤtzlich von einem Kroͤtenkopfe angrinsen sieht.</p><lb/> <p>Allerlei Kuriositaͤten sind auch zu schauen: die Kopf-<lb/> haut des beruͤchtigten <hi rendition="#g">Cartusch;</hi> der Zwerg des Koͤnigs<lb/> von Polen, <hi rendition="#g">Bebe,</hi> in Wachs geformt, mit seinen eig-<lb/> nen Kleidern angethan; das Skelett des vor einem Jahre<lb/> verstorbenen Mannes, der weder <hi rendition="#g">Arme</hi> noch <hi rendition="#g">Beine,</hi><lb/> sondern nur <hi rendition="#g">Haͤnde</hi> und <hi rendition="#g">Fuͤße</hi> hatte, die gleich oben<lb/> am Ellenbogen und unten am Leibe angewachsen wa-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [59/0059]
nie einen andern Titel annehmen wollte, als den: Mei-
ster Toͤpfer.
Die chirurgische Schule.
Ein praͤchtiges Gebaͤude. Das Jnnere entspricht
dem Aeußern. Die mit Wachs ausgespritzten Praͤparate
sind erstaunenswuͤrdig; doch hab' ich bey dem Geheimen-
rath Loder in Halle sie eben so gut gesehen. — Eine
Menge in Wachs sehr taͤuschend nachgeahmter Krankhei-
ten, unter andern ein vom Krebs zur Haͤlfte weggefres-
sener Kopf, das Original liegt dabei, graͤßlich zu betrach-
ten, und der Mensch hat dennoch gelebt, und hat immer
noch leben wollen. Alles Essen wurde ihm, Gott weis
wie, in die Gurgel gefloͤßt, denn Mund, Nase, Backen,
Zaͤhne, Alles war weg; und dennoch hat er immer noch
leben wollen. Welch eine Zauberei liegt dann im Daseyn!
da selbst Der es nicht fahren lassen will, der ihm taͤg-
lich fluchen muß. — Skelette, Koͤpfe und Gebeine giebt
es hier bei Hunderten, Misgeburten aller Art, zusam-
mengewachsene Kinder, auch Eins mit einem Kroͤten-
kopfe. Wenn ich ein solches elendes Geschoͤpf sehe, hoͤre
ich auch immer den Jammer der armen Mutter, die mit
Schmerzen gebahr, und nun, da sie den Lohn uͤberstan-
dener Leiden an den vollen Mutterbusen druͤcken will, sich
ploͤtzlich von einem Kroͤtenkopfe angrinsen sieht.
Allerlei Kuriositaͤten sind auch zu schauen: die Kopf-
haut des beruͤchtigten Cartusch; der Zwerg des Koͤnigs
von Polen, Bebe, in Wachs geformt, mit seinen eig-
nen Kleidern angethan; das Skelett des vor einem Jahre
verstorbenen Mannes, der weder Arme noch Beine,
sondern nur Haͤnde und Fuͤße hatte, die gleich oben
am Ellenbogen und unten am Leibe angewachsen wa-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |