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Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.

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vielen Orten mit biblischen Sprüchen sich behelfen, und
Davids Geschlechtsregister auswendig lernen.) Ganz
passend waren indessen auch hier nicht alle Vorschriften:
manche giengen wohl über die Begriffe der Kinder, man-
che konnten auch nachtheilig wirken; z. B. die Ver-
söhnung mit einem Feinde ist selten von
Dauer.
-- Leider eine Wahrheit! aber was soll der Kna-
be
damit machen? -- Merkwürdig ist, daß die Kirche
dieses Waisenhauses, vermuthlich an Schätzen leer, wäh-
rend der Revolution unberaubt und unberührt geblieben.

Das Haus der heiligen Perine.

ist ein neues, treffliches Jnstitut. Um darinn aufgenom-
men zu werden, muß man entweder alt oder kränk-
lich
seyn. Darinn gleicht es andern Hospitälern; aber
wodurch es sich von allen andern unterscheidet, und dem
Geiste unsers Zeitalters Ehre macht, ist folgendes: Durch
eine leichte Ersparung in jüngern Jahren verschafft es
dem hilflosen Alter ein sicheres Eigenthum, und be-
darf keiner Unterstützung von der Regierung. Jeder näm-
lich, der unterzeichnet, bezahlt zwischen dem 30sten und
40sten Jahre monatlich zwei Franken, zwischen 40 und
50 drei, zwischen 50 und 60 vier, zwischen 60 und
70 neun Franken, zusammen eine Summe von 2160
Franken, und das ist sein lebenslängliches Eigenthum.
Tritt er nach dem 30sten Jahre ein, so muß er dennoch
das Versäumte nachzahlen. Doch erleichtert die Admini-
stration Unbegüterten die Zahlung gern. Wirklich in das
Haus ziehen kann der Unterzeichnete nicht früher als in
seinem 70sten Jahre, es wäre denn, daß er schon vorher
krank und hilflos wäre.

Jm Hause hat Jeder sein eigenes, niedliches Zim-

vielen Orten mit biblischen Spruͤchen sich behelfen, und
Davids Geschlechtsregister auswendig lernen.) Ganz
passend waren indessen auch hier nicht alle Vorschriften:
manche giengen wohl uͤber die Begriffe der Kinder, man-
che konnten auch nachtheilig wirken; z. B. die Ver-
soͤhnung mit einem Feinde ist selten von
Dauer.
— Leider eine Wahrheit! aber was soll der Kna-
be
damit machen? — Merkwuͤrdig ist, daß die Kirche
dieses Waisenhauses, vermuthlich an Schaͤtzen leer, waͤh-
rend der Revolution unberaubt und unberuͤhrt geblieben.

Das Haus der heiligen Perine.

ist ein neues, treffliches Jnstitut. Um darinn aufgenom-
men zu werden, muß man entweder alt oder kraͤnk-
lich
seyn. Darinn gleicht es andern Hospitaͤlern; aber
wodurch es sich von allen andern unterscheidet, und dem
Geiste unsers Zeitalters Ehre macht, ist folgendes: Durch
eine leichte Ersparung in juͤngern Jahren verschafft es
dem hilflosen Alter ein sicheres Eigenthum, und be-
darf keiner Unterstuͤtzung von der Regierung. Jeder naͤm-
lich, der unterzeichnet, bezahlt zwischen dem 30sten und
40sten Jahre monatlich zwei Franken, zwischen 40 und
50 drei, zwischen 50 und 60 vier, zwischen 60 und
70 neun Franken, zusammen eine Summe von 2160
Franken, und das ist sein lebenslaͤngliches Eigenthum.
Tritt er nach dem 30sten Jahre ein, so muß er dennoch
das Versaͤumte nachzahlen. Doch erleichtert die Admini-
stration Unbeguͤterten die Zahlung gern. Wirklich in das
Haus ziehen kann der Unterzeichnete nicht fruͤher als in
seinem 70sten Jahre, es waͤre denn, daß er schon vorher
krank und hilflos waͤre.

Jm Hause hat Jeder sein eigenes, niedliches Zim-

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[56/0056] vielen Orten mit biblischen Spruͤchen sich behelfen, und Davids Geschlechtsregister auswendig lernen.) Ganz passend waren indessen auch hier nicht alle Vorschriften: manche giengen wohl uͤber die Begriffe der Kinder, man- che konnten auch nachtheilig wirken; z. B. die Ver- soͤhnung mit einem Feinde ist selten von Dauer. — Leider eine Wahrheit! aber was soll der Kna- be damit machen? — Merkwuͤrdig ist, daß die Kirche dieses Waisenhauses, vermuthlich an Schaͤtzen leer, waͤh- rend der Revolution unberaubt und unberuͤhrt geblieben. Das Haus der heiligen Perine. ist ein neues, treffliches Jnstitut. Um darinn aufgenom- men zu werden, muß man entweder alt oder kraͤnk- lich seyn. Darinn gleicht es andern Hospitaͤlern; aber wodurch es sich von allen andern unterscheidet, und dem Geiste unsers Zeitalters Ehre macht, ist folgendes: Durch eine leichte Ersparung in juͤngern Jahren verschafft es dem hilflosen Alter ein sicheres Eigenthum, und be- darf keiner Unterstuͤtzung von der Regierung. Jeder naͤm- lich, der unterzeichnet, bezahlt zwischen dem 30sten und 40sten Jahre monatlich zwei Franken, zwischen 40 und 50 drei, zwischen 50 und 60 vier, zwischen 60 und 70 neun Franken, zusammen eine Summe von 2160 Franken, und das ist sein lebenslaͤngliches Eigenthum. Tritt er nach dem 30sten Jahre ein, so muß er dennoch das Versaͤumte nachzahlen. Doch erleichtert die Admini- stration Unbeguͤterten die Zahlung gern. Wirklich in das Haus ziehen kann der Unterzeichnete nicht fruͤher als in seinem 70sten Jahre, es waͤre denn, daß er schon vorher krank und hilflos waͤre. Jm Hause hat Jeder sein eigenes, niedliches Zim-

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/56>, abgerufen am 24.11.2024.