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Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.

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gen las, daß diese Bitten ihm nicht unangenehm, son-
dern ein nicht zu unterlassendes Vorspiel waren, das noch
lange dauern konnte, ich hingegen solchen Zierereien in den
Tod feind bin, so schlich ich fort, gerade einige Minu-
ten vorher, ehe er zur Gnade sich neigte, kann also sein
Talent nur auf Hörensagen rühmen.

Daß Delile, Talma, Lafond und Garat
nicht gerade allein das Privilegium haben, den ersten
Pariser Zirkeln einen geistigen Genuß zu gewähren, ver-
steht sich von selbst. Es giebt wohl wenige gute Häuser,
in welchen nicht ein oder mehrere Vertraute der Musen
heimisch wären; und wer nur zu essen geben kann, der
hat auch gewiß, aus Mode oder Geschmack, Einige der
schönen Geister, von welchen Paris wimmelt, an seiner
Tafel. So fand ich z. B. bei Madame von Beauhar-
nois
den alten Retif de la Bretonne (der einem
gutmüthigen Faun gleicht, und dessen Romane wohl Kei-
nem meiner Leser unbekannt seyn werden) Cailhava
(dessen Buch l'Art de la Comedie einst gelesen, und
dessen Schauspiele einst gespielt wurden), Dorat Cu-
bieres
(eigentlich Palmeseaux, der, ich habe ver-
gessen warum, Dorats Namen angenommen) Volme-
ranges,
(der Verfasser verschiedener Boulevard-Stücke)
Vigee, (ein angenehmer Dichter und besonders guter
Deklamateur) u. s. w.

Wer nun aber nicht so glücklich ist, oder nicht Lust
hat, seine Gesellschaften auf diese Weise zu beleben, ja,
der muß wie gewöhnlich zu den Karten seine Zuflucht
nehmen. Doch bleiben freilich in guten Häusern auch
immer noch Leute genug übrig, die nicht spielen, und
unter welchen ein Fremder immer sehr interessante Be-
kanntschaften macht. Da trifft man auch wohl zuweilen

gen las, daß diese Bitten ihm nicht unangenehm, son-
dern ein nicht zu unterlassendes Vorspiel waren, das noch
lange dauern konnte, ich hingegen solchen Zierereien in den
Tod feind bin, so schlich ich fort, gerade einige Minu-
ten vorher, ehe er zur Gnade sich neigte, kann also sein
Talent nur auf Hoͤrensagen ruͤhmen.

Daß Delile, Talma, Lafond und Garat
nicht gerade allein das Privilegium haben, den ersten
Pariser Zirkeln einen geistigen Genuß zu gewaͤhren, ver-
steht sich von selbst. Es giebt wohl wenige gute Haͤuser,
in welchen nicht ein oder mehrere Vertraute der Musen
heimisch waͤren; und wer nur zu essen geben kann, der
hat auch gewiß, aus Mode oder Geschmack, Einige der
schoͤnen Geister, von welchen Paris wimmelt, an seiner
Tafel. So fand ich z. B. bei Madame von Beauhar-
nois
den alten Retif de la Bretonne (der einem
gutmuͤthigen Faun gleicht, und dessen Romane wohl Kei-
nem meiner Leser unbekannt seyn werden) Cailhava
(dessen Buch l'Art de la Comédie einst gelesen, und
dessen Schauspiele einst gespielt wurden), Dorat Cu-
bieres
(eigentlich Palmeseaux, der, ich habe ver-
gessen warum, Dorats Namen angenommen) Volme-
ranges,
(der Verfasser verschiedener Boulevard-Stuͤcke)
Vigée, (ein angenehmer Dichter und besonders guter
Deklamateur) u. s. w.

Wer nun aber nicht so gluͤcklich ist, oder nicht Lust
hat, seine Gesellschaften auf diese Weise zu beleben, ja,
der muß wie gewoͤhnlich zu den Karten seine Zuflucht
nehmen. Doch bleiben freilich in guten Haͤusern auch
immer noch Leute genug uͤbrig, die nicht spielen, und
unter welchen ein Fremder immer sehr interessante Be-
kanntschaften macht. Da trifft man auch wohl zuweilen

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[41/0041] gen las, daß diese Bitten ihm nicht unangenehm, son- dern ein nicht zu unterlassendes Vorspiel waren, das noch lange dauern konnte, ich hingegen solchen Zierereien in den Tod feind bin, so schlich ich fort, gerade einige Minu- ten vorher, ehe er zur Gnade sich neigte, kann also sein Talent nur auf Hoͤrensagen ruͤhmen. Daß Delile, Talma, Lafond und Garat nicht gerade allein das Privilegium haben, den ersten Pariser Zirkeln einen geistigen Genuß zu gewaͤhren, ver- steht sich von selbst. Es giebt wohl wenige gute Haͤuser, in welchen nicht ein oder mehrere Vertraute der Musen heimisch waͤren; und wer nur zu essen geben kann, der hat auch gewiß, aus Mode oder Geschmack, Einige der schoͤnen Geister, von welchen Paris wimmelt, an seiner Tafel. So fand ich z. B. bei Madame von Beauhar- nois den alten Retif de la Bretonne (der einem gutmuͤthigen Faun gleicht, und dessen Romane wohl Kei- nem meiner Leser unbekannt seyn werden) Cailhava (dessen Buch l'Art de la Comédie einst gelesen, und dessen Schauspiele einst gespielt wurden), Dorat Cu- bieres (eigentlich Palmeseaux, der, ich habe ver- gessen warum, Dorats Namen angenommen) Volme- ranges, (der Verfasser verschiedener Boulevard-Stuͤcke) Vigée, (ein angenehmer Dichter und besonders guter Deklamateur) u. s. w. Wer nun aber nicht so gluͤcklich ist, oder nicht Lust hat, seine Gesellschaften auf diese Weise zu beleben, ja, der muß wie gewoͤhnlich zu den Karten seine Zuflucht nehmen. Doch bleiben freilich in guten Haͤusern auch immer noch Leute genug uͤbrig, die nicht spielen, und unter welchen ein Fremder immer sehr interessante Be- kanntschaften macht. Da trifft man auch wohl zuweilen

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/41>, abgerufen am 03.12.2024.