Landeigenthümer, Küster, Arzt, Zeitungsschreiber, Au- tor, Holzhändler, Advokaten und Juden.
"Schade, daß wir Frieden haben," hub der Sol- dat an, "im Kriege hoffte ich mein Glück zu machen, "so aber bleibe ich nur Sergeant."
Der Landeigenthümer. Freilich, die ganze Welt mag umgekehrt werden, wenn Sie nur avanziren. Jch wünsche zwar auch Krieg, aber aus ganz andern Ursachen: die Kornpreise werden immer geringer, das Brod ist fast umsonst zu haben.
Der Holzhändler. Ach! wenn wir nur wie- der ein paar tüchtige Winter erlebten! Aber der Kalen- der des Herrn Lamark verkündet Nichts als Nebel, Re- gen und Südwind. Ja sonst, da hatten wir noch zu- weilen 18 Grad Kälte, aber jetzt --
Der Advokat. Gott sey Dank, daß es warm bleibt! Die Advokaten müßten ja erfrieren. Man hat die Zahl der Rechtsgelehrten dermaßen vergrößert, man hat Friedensrichter und Vergleichsbüreaus eingeführt, man droht uns sogar mit einem Civilgesetzbuche wie in Preußen. Ja, sonst konnte man bei 40 Jahren sich mit 40000 Livres jährlicher Einkünfte in Ruhe setzen.
Der Zeitungsschreiber. Wenn ihr klaget, was soll ich thun? Jm Kriege gab es täglich gewonnene und verlorne Schlachten, belagerte und eroberte Städte, tausend widersprechende Verordnungen, überall Aufruhr; da war keine Provinz, kein Städtchen, die nicht ihr Erd- beben, ihre Ueberschwemmung gehabt hätten, und wie die Elemente, so kämpften die Partheien mit einander; aber da ist plötzlich ein Mann gekommen, der, wie Ne- ptun, Alles zum Schweigen gebracht hat. Höchstens giebt es eine Höllenmaschine, oder ein paar Steine, die aus dem Monde herabfallen.
Landeigenthuͤmer, Kuͤster, Arzt, Zeitungsschreiber, Au- tor, Holzhaͤndler, Advokaten und Juden.
„Schade, daß wir Frieden haben,“ hub der Sol- dat an, „im Kriege hoffte ich mein Gluͤck zu machen, „so aber bleibe ich nur Sergeant.“
Der Landeigenthuͤmer. Freilich, die ganze Welt mag umgekehrt werden, wenn Sie nur avanziren. Jch wuͤnsche zwar auch Krieg, aber aus ganz andern Ursachen: die Kornpreise werden immer geringer, das Brod ist fast umsonst zu haben.
Der Holzhaͤndler. Ach! wenn wir nur wie- der ein paar tuͤchtige Winter erlebten! Aber der Kalen- der des Herrn Lamark verkuͤndet Nichts als Nebel, Re- gen und Suͤdwind. Ja sonst, da hatten wir noch zu- weilen 18 Grad Kaͤlte, aber jetzt —
Der Advokat. Gott sey Dank, daß es warm bleibt! Die Advokaten muͤßten ja erfrieren. Man hat die Zahl der Rechtsgelehrten dermaßen vergroͤßert, man hat Friedensrichter und Vergleichsbuͤreaus eingefuͤhrt, man droht uns sogar mit einem Civilgesetzbuche wie in Preußen. Ja, sonst konnte man bei 40 Jahren sich mit 40000 Livres jaͤhrlicher Einkuͤnfte in Ruhe setzen.
Der Zeitungsschreiber. Wenn ihr klaget, was soll ich thun? Jm Kriege gab es taͤglich gewonnene und verlorne Schlachten, belagerte und eroberte Staͤdte, tausend widersprechende Verordnungen, uͤberall Aufruhr; da war keine Provinz, kein Staͤdtchen, die nicht ihr Erd- beben, ihre Ueberschwemmung gehabt haͤtten, und wie die Elemente, so kaͤmpften die Partheien mit einander; aber da ist ploͤtzlich ein Mann gekommen, der, wie Ne- ptun, Alles zum Schweigen gebracht hat. Hoͤchstens giebt es eine Hoͤllenmaschine, oder ein paar Steine, die aus dem Monde herabfallen.
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Landeigenthuͤmer, Kuͤster, Arzt, Zeitungsschreiber, Au-
tor, Holzhaͤndler, Advokaten und Juden.
„Schade, daß wir Frieden haben,“ hub der Sol-
dat an, „im Kriege hoffte ich mein Gluͤck zu machen,
„so aber bleibe ich nur Sergeant.“
Der Landeigenthuͤmer. Freilich, die ganze
Welt mag umgekehrt werden, wenn Sie nur avanziren.
Jch wuͤnsche zwar auch Krieg, aber aus ganz andern
Ursachen: die Kornpreise werden immer geringer, das
Brod ist fast umsonst zu haben.
Der Holzhaͤndler. Ach! wenn wir nur wie-
der ein paar tuͤchtige Winter erlebten! Aber der Kalen-
der des Herrn Lamark verkuͤndet Nichts als Nebel, Re-
gen und Suͤdwind. Ja sonst, da hatten wir noch zu-
weilen 18 Grad Kaͤlte, aber jetzt —
Der Advokat. Gott sey Dank, daß es warm
bleibt! Die Advokaten muͤßten ja erfrieren. Man hat
die Zahl der Rechtsgelehrten dermaßen vergroͤßert, man
hat Friedensrichter und Vergleichsbuͤreaus eingefuͤhrt,
man droht uns sogar mit einem Civilgesetzbuche wie in
Preußen. Ja, sonst konnte man bei 40 Jahren sich mit
40000 Livres jaͤhrlicher Einkuͤnfte in Ruhe setzen.
Der Zeitungsschreiber. Wenn ihr klaget,
was soll ich thun? Jm Kriege gab es taͤglich gewonnene
und verlorne Schlachten, belagerte und eroberte Staͤdte,
tausend widersprechende Verordnungen, uͤberall Aufruhr;
da war keine Provinz, kein Staͤdtchen, die nicht ihr Erd-
beben, ihre Ueberschwemmung gehabt haͤtten, und wie
die Elemente, so kaͤmpften die Partheien mit einander;
aber da ist ploͤtzlich ein Mann gekommen, der, wie Ne-
ptun, Alles zum Schweigen gebracht hat. Hoͤchstens
giebt es eine Hoͤllenmaschine, oder ein paar Steine, die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/30>, abgerufen am 31.07.2024.
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