Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.schwarz an, als es sollte, und es bestättigt sich hier aber- Pescio kam dennoch nicht mehr durch. Jn dem Sehr löblich scheint mir die Gewohnheit, den gan- Gemüthsstimmung der Pariser. Wenn man nicht wüßte, daß es überhaupt eine unver- Jn einer Diligenze führte der Zufall zehn Personen schwarz an, als es sollte, und es bestaͤttigt sich hier aber- Pescio kam dennoch nicht mehr durch. Jn dem Sehr loͤblich scheint mir die Gewohnheit, den gan- Gemuͤthsstimmung der Pariser. Wenn man nicht wuͤßte, daß es uͤberhaupt eine unver- Jn einer Diligenze fuͤhrte der Zufall zehn Personen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0029" n="29"/> schwarz an, als es sollte, und es bestaͤttigt sich hier aber-<lb/> mals, daß der groͤßere oder mindere Abscheu dagegen,<lb/> bloß von der Art und Weise abhaͤngt, wie die Staats-<lb/> gelder uͤberhaupt eingetrieben, oder verwandt werden.</p><lb/> <p>Pescio kam dennoch nicht mehr durch. Jn dem<lb/> Augenblicke seiner Verhaftnehmung machte er sich noch<lb/> verdaͤchtiger, indem er ein Papier wegwarf, in welches<lb/> noch vier falsche Frankenstuͤcke gewickelt waren. Er be-<lb/> kannte sogleich Alles, nannte auch einen Mitschuldigen,<lb/> einen Gensd'arme, von der sogenannten élite à cheval.<lb/> Am 29sten Vendemiaire wurde er guillotinirt.</p><lb/> <p>Sehr loͤblich scheint mir die Gewohnheit, den gan-<lb/> zen Prozeß, mit sammt dem Urtheile, durch oͤffentlichen<lb/> gedruckten Anschlag bekannt zu machen.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>Gemuͤthsstimmung der Pariser.</head><lb/> <p>Wenn man nicht wuͤßte, daß es uͤberhaupt eine unver-<lb/> tilgbare Unart der Menschen ist, immer die <hi rendition="#g">Zukunft,</hi><lb/> nie die <hi rendition="#g">Gegenwart</hi> zu genießen, und folglich, wenn<lb/> nun die Zukunft wirklich zur Gegenwart wird, des Ge-<lb/> nusses bereits uͤberdruͤßig zu seyn; wenn, sage ich, diese<lb/> Erbsuͤnde nicht auf <hi rendition="#g">allen</hi> Adamskindern haftete, so soll-<lb/> te man die Franzosen fuͤr inkonsequenter halten, als die<lb/> uͤbrigen Erdbewohner, denn ihre Revolutionen sammt al-<lb/> len daraus entsprungenen Folgen haben sie herzlich satt,<lb/> und die Meisten wuͤnschen die gute alte Zeit zuruͤck.</p><lb/> <p>Jn einer Diligenze fuͤhrte der Zufall zehn Personen<lb/> von verschiedenen Staͤnden zusammen: einen Unteroffizier,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0029]
schwarz an, als es sollte, und es bestaͤttigt sich hier aber-
mals, daß der groͤßere oder mindere Abscheu dagegen,
bloß von der Art und Weise abhaͤngt, wie die Staats-
gelder uͤberhaupt eingetrieben, oder verwandt werden.
Pescio kam dennoch nicht mehr durch. Jn dem
Augenblicke seiner Verhaftnehmung machte er sich noch
verdaͤchtiger, indem er ein Papier wegwarf, in welches
noch vier falsche Frankenstuͤcke gewickelt waren. Er be-
kannte sogleich Alles, nannte auch einen Mitschuldigen,
einen Gensd'arme, von der sogenannten élite à cheval.
Am 29sten Vendemiaire wurde er guillotinirt.
Sehr loͤblich scheint mir die Gewohnheit, den gan-
zen Prozeß, mit sammt dem Urtheile, durch oͤffentlichen
gedruckten Anschlag bekannt zu machen.
Gemuͤthsstimmung der Pariser.
Wenn man nicht wuͤßte, daß es uͤberhaupt eine unver-
tilgbare Unart der Menschen ist, immer die Zukunft,
nie die Gegenwart zu genießen, und folglich, wenn
nun die Zukunft wirklich zur Gegenwart wird, des Ge-
nusses bereits uͤberdruͤßig zu seyn; wenn, sage ich, diese
Erbsuͤnde nicht auf allen Adamskindern haftete, so soll-
te man die Franzosen fuͤr inkonsequenter halten, als die
uͤbrigen Erdbewohner, denn ihre Revolutionen sammt al-
len daraus entsprungenen Folgen haben sie herzlich satt,
und die Meisten wuͤnschen die gute alte Zeit zuruͤck.
Jn einer Diligenze fuͤhrte der Zufall zehn Personen
von verschiedenen Staͤnden zusammen: einen Unteroffizier,
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