Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.höflich, und benachrichtigte mich, daß am dritten des Diesesmal waren der Angeklagten nicht Weniger als Die Vertheidiger der Angeklagten warfen ihm diese hoͤflich, und benachrichtigte mich, daß am dritten des Diesesmal waren der Angeklagten nicht Weniger als Die Vertheidiger der Angeklagten warfen ihm diese <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="26"/> hoͤflich, und benachrichtigte mich, daß am dritten des<lb/> kommenden Monats ein noch weit interessanteres Ver-<lb/> hoͤr statt finden werde, als das heutige, zu welchem er<lb/> mich einlade, wenn es mir Vergnuͤgen gewaͤhre. Dieses<lb/> Zuvorkommen, welches ich schwerlich irgendwo in Deutsch-<lb/> land haͤtte erwarten duͤrfen, uͤberraschte mich in der That.<lb/> Jch dankte ihm herzlich, und ermangelte nicht mich am<lb/> bestimmten Tage einzufinden.</p><lb/> <p>Diesesmal waren der Angeklagten nicht Weniger als<lb/><hi rendition="#g">vierzehn.</hi> Da nun jeder seinen eignen Soldaten bei<lb/> sich hatte, so war auf den fuͤr sie bestimmten Baͤnken<lb/> kaum Platz fuͤr alle. Dazu kam noch, daß die rothen<lb/> Federbuͤsche der Soldaten viele Gesichter der Delinquen-<lb/> ten verbargen, und dadurch manche physiognomische Be-<lb/> merkung verhinderten. Sie hatten saͤmmtlich an der fa-<lb/> brikation falscher Banknoten Theil genommen. Ein Ku-<lb/> pferstecher Namens Duclos, der sich anheischig gemacht<lb/> hatte, die Platten zu stechen, spielte die verhaßte Rolle<lb/> des <hi rendition="#g">Angebers,</hi> und wurde so eben abgehoͤrt, als ich<lb/> hineintrat. Aus mehreren Aeußerungen der Angeklagten<lb/> erhellte ziemlich deutlich, daß der Patron sich schwerlich<lb/> verrathen haben wuͤrde, wenn er so viele Vorschuͤsse be-<lb/> kommen haͤtte, als er unaufhoͤrlich verlangte. Nach sei-<lb/> ner Anzeige an die Obrigkeit bediente sich die Polizey<lb/> seiner, um die Uebrigen zu fangen. Er lockte saͤmmtli-<lb/> che Spießgesellen zu einem Diner in Lyon. Keiner ahnete<lb/> den Verrath, und so fielen sie alle auf einmal den Auf-<lb/> passern in die Haͤnde.</p><lb/> <p>Die Vertheidiger der Angeklagten warfen ihm diese<lb/> Hinterlist bitter vor. Sie fuͤhrten unter andern an<lb/> (und er konnte es nicht laͤugnen), daß Einige der Ver-<lb/> hafteten mehreremal gegen ihn geaͤußert: sie wollten die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0026]
hoͤflich, und benachrichtigte mich, daß am dritten des
kommenden Monats ein noch weit interessanteres Ver-
hoͤr statt finden werde, als das heutige, zu welchem er
mich einlade, wenn es mir Vergnuͤgen gewaͤhre. Dieses
Zuvorkommen, welches ich schwerlich irgendwo in Deutsch-
land haͤtte erwarten duͤrfen, uͤberraschte mich in der That.
Jch dankte ihm herzlich, und ermangelte nicht mich am
bestimmten Tage einzufinden.
Diesesmal waren der Angeklagten nicht Weniger als
vierzehn. Da nun jeder seinen eignen Soldaten bei
sich hatte, so war auf den fuͤr sie bestimmten Baͤnken
kaum Platz fuͤr alle. Dazu kam noch, daß die rothen
Federbuͤsche der Soldaten viele Gesichter der Delinquen-
ten verbargen, und dadurch manche physiognomische Be-
merkung verhinderten. Sie hatten saͤmmtlich an der fa-
brikation falscher Banknoten Theil genommen. Ein Ku-
pferstecher Namens Duclos, der sich anheischig gemacht
hatte, die Platten zu stechen, spielte die verhaßte Rolle
des Angebers, und wurde so eben abgehoͤrt, als ich
hineintrat. Aus mehreren Aeußerungen der Angeklagten
erhellte ziemlich deutlich, daß der Patron sich schwerlich
verrathen haben wuͤrde, wenn er so viele Vorschuͤsse be-
kommen haͤtte, als er unaufhoͤrlich verlangte. Nach sei-
ner Anzeige an die Obrigkeit bediente sich die Polizey
seiner, um die Uebrigen zu fangen. Er lockte saͤmmtli-
che Spießgesellen zu einem Diner in Lyon. Keiner ahnete
den Verrath, und so fielen sie alle auf einmal den Auf-
passern in die Haͤnde.
Die Vertheidiger der Angeklagten warfen ihm diese
Hinterlist bitter vor. Sie fuͤhrten unter andern an
(und er konnte es nicht laͤugnen), daß Einige der Ver-
hafteten mehreremal gegen ihn geaͤußert: sie wollten die
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