Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.um kein Blut zu vergießen. Diese Schlacht, welche Wil- Unvergeßlich sollen mir die Sonntagsfrühstücke der L**, ein 70jähriger Greis, war im Dorfe Gagny, um kein Blut zu vergießen. Diese Schlacht, welche Wil- Unvergeßlich sollen mir die Sonntagsfruͤhstuͤcke der L**, ein 70jaͤhriger Greis, war im Dorfe Gagny, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0196" n="196"/> um kein Blut zu vergießen. Diese Schlacht, welche Wil-<lb/> helm den Eroberer und seinen Stammen auf den Thron<lb/> von England setzte, wurde im Jahre 1066 geliefert, und<lb/> mit ihr endet auch die Tapete, doch zerrissen, und so,<lb/> daß man sieht, sie sey noch laͤnger gewesen. Kunstver-<lb/> staͤndige glauben, sie sey vermuthlich bis zu Wilhelms<lb/> Kroͤnung fortgesetzt worden. — Jede Geschichte ist, wie<lb/> auf den Basreliefs der Alten, durch Baͤume, Haͤuser<lb/> oder etwas Dergleichen, von der folgenden geschieden.</p><lb/> <p>Unvergeßlich sollen mir die Sonntagsfruͤhstuͤcke der<lb/> dramatischen Autoren bleiben, zu welchen mir der Zutritt<lb/> vergoͤnnt war. Hier kommen Duval, Arnault, Andrieux,<lb/> Le Gouvé und eine Menge Anderer, bald bei Diesem,<lb/> bald bei Jenem zusammen, es wird à la fourchette, doch<lb/> ziemlich frugal gefruͤhstuͤckt, und dann liest Einer seine<lb/> neueste dramatische Arbeit vor. Dieß Vorlesen geschieht<lb/> aber nicht, um der Eitelkeit des Verfassers zu schmei-<lb/> cheln, sondern Jeder sagt ganz unverhohlen seine Mey-<lb/> nung, die von saͤmmtlichen Anwesenden gepruͤft, bestrit-<lb/> ten, gebilligt, und vom Verfasser benutzt wird. Wahr-<lb/> lich, ich habe hier oft in einer Stunde mehr feine Bemer-<lb/> kungen und Kritiken gehoͤrt, als ich zuweilen in einem<lb/> Jahrgange einer teutschen gelehrten Zeitung finde.</p><lb/> <p>L**, ein 70jaͤhriger Greis, war im Dorfe Gagny,<lb/> im Departement der Seine und Oise, 25 Jahre lang<lb/> Seelsorger, wurde aber, wie so viele Andere, vertrieben<lb/> und deportirt. Nachdem er mehrere Jahre im Elend her-<lb/> umgewandert, erlaubte ihm endlich eine mildere Regie-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [196/0196]
um kein Blut zu vergießen. Diese Schlacht, welche Wil-
helm den Eroberer und seinen Stammen auf den Thron
von England setzte, wurde im Jahre 1066 geliefert, und
mit ihr endet auch die Tapete, doch zerrissen, und so,
daß man sieht, sie sey noch laͤnger gewesen. Kunstver-
staͤndige glauben, sie sey vermuthlich bis zu Wilhelms
Kroͤnung fortgesetzt worden. — Jede Geschichte ist, wie
auf den Basreliefs der Alten, durch Baͤume, Haͤuser
oder etwas Dergleichen, von der folgenden geschieden.
Unvergeßlich sollen mir die Sonntagsfruͤhstuͤcke der
dramatischen Autoren bleiben, zu welchen mir der Zutritt
vergoͤnnt war. Hier kommen Duval, Arnault, Andrieux,
Le Gouvé und eine Menge Anderer, bald bei Diesem,
bald bei Jenem zusammen, es wird à la fourchette, doch
ziemlich frugal gefruͤhstuͤckt, und dann liest Einer seine
neueste dramatische Arbeit vor. Dieß Vorlesen geschieht
aber nicht, um der Eitelkeit des Verfassers zu schmei-
cheln, sondern Jeder sagt ganz unverhohlen seine Mey-
nung, die von saͤmmtlichen Anwesenden gepruͤft, bestrit-
ten, gebilligt, und vom Verfasser benutzt wird. Wahr-
lich, ich habe hier oft in einer Stunde mehr feine Bemer-
kungen und Kritiken gehoͤrt, als ich zuweilen in einem
Jahrgange einer teutschen gelehrten Zeitung finde.
L**, ein 70jaͤhriger Greis, war im Dorfe Gagny,
im Departement der Seine und Oise, 25 Jahre lang
Seelsorger, wurde aber, wie so viele Andere, vertrieben
und deportirt. Nachdem er mehrere Jahre im Elend her-
umgewandert, erlaubte ihm endlich eine mildere Regie-
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