Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.Harlekins Geburt aus dem Eye aufführen sehen, 9) Theatre de la gaiete. Ein artiges Haus, sehr Harlekins Geburt aus dem Eye auffuͤhren sehen, 9) Theatre de la gaiété. Ein artiges Haus, sehr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0143" n="143"/><hi rendition="#g">Harlekins Geburt aus dem Eye</hi> auffuͤhren sehen,<lb/> ein Zauberspiel mit vielen Verwandlungen, Spektakel,<lb/> Musik, Pantomine, Tanz, Gesang, Alles so gut, daß<lb/> man in großen Staͤdten Teutschlands gewaltig herzustroͤ-<lb/> men wuͤrde. Ein Gefecht zwischen sechs Personen, nach<lb/> dem Takt der Musik, habe ich auf unseren Buͤhnen nie<lb/> so taͤuschend darstellen sehen. Auch ein Kampf <hi rendition="#g">zu Pfer-<lb/> de</hi> zwischen sechs Reitern, bei welchem die Pferde lustig<lb/> hinten ausschlugen, und Harlekin und Pierrot mit den<lb/> uͤberhaͤngenden Beinen fochten; ferner, feuerspeiende<lb/> Drachen u. dgl., Alles so gut als in der Donaunymphe.<lb/> Bewundernswuͤrdig schnell war Harlekin in der Kunst,<lb/> sich selbst zu verwandeln, besonders nahm er zweimal<lb/> hintereinander die Gestalt seines Nebenbuhlers an, wo-<lb/> bei er nicht allein alle Kleider, sondern auch sogar die<lb/> schwarze Larve mit seinem eignen Gesichte wechselte, wel-<lb/> ches Alles — zumal das <hi rendition="#g">zweitemal</hi> — wirklich nahe<lb/> an Zauberei graͤnzte. — Ein Tageblatt (les annales de<lb/> la politesse) beklagte sich, daß auf den kleinen Theatern<lb/> der <hi rendition="#g">teutsche</hi> Geschmack am Wnnderbaren so sehr einrisse,<lb/> und zu fuͤrchten sey, <hi rendition="#g">daß die Vernunft des Vol-<lb/> kes dadurch werde geschwaͤcht werden,</hi> auch<lb/> werde man endlich wohl gar die Ruͤckwirkung (Contre-<lb/> coup) auf den großen Theatern spuͤren: denn die Volks-<lb/> meynung pflanze sich fort, wie ein elektrischer Schlag,<lb/> bis in die entferntesten Glieder. So ganz unrecht mag<lb/> das Blatt nicht haben.</p><lb/> <p>9) Theatre de la gaiété. Ein artiges Haus, sehr<lb/> geschmackvoll verziert. Statt der ewigen <hi rendition="#g">Greifen</hi> sieht<lb/> man hier uͤberall an den Logenberuͤstungen niedliche <hi rendition="#g">Ge-<lb/> nien</hi> mit Blumenguirlanden, die in allerlei Stellungen<lb/> drapirte Vorhaͤnge aufheben. Jch wuͤßte mich nicht zu<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [143/0143]
Harlekins Geburt aus dem Eye auffuͤhren sehen,
ein Zauberspiel mit vielen Verwandlungen, Spektakel,
Musik, Pantomine, Tanz, Gesang, Alles so gut, daß
man in großen Staͤdten Teutschlands gewaltig herzustroͤ-
men wuͤrde. Ein Gefecht zwischen sechs Personen, nach
dem Takt der Musik, habe ich auf unseren Buͤhnen nie
so taͤuschend darstellen sehen. Auch ein Kampf zu Pfer-
de zwischen sechs Reitern, bei welchem die Pferde lustig
hinten ausschlugen, und Harlekin und Pierrot mit den
uͤberhaͤngenden Beinen fochten; ferner, feuerspeiende
Drachen u. dgl., Alles so gut als in der Donaunymphe.
Bewundernswuͤrdig schnell war Harlekin in der Kunst,
sich selbst zu verwandeln, besonders nahm er zweimal
hintereinander die Gestalt seines Nebenbuhlers an, wo-
bei er nicht allein alle Kleider, sondern auch sogar die
schwarze Larve mit seinem eignen Gesichte wechselte, wel-
ches Alles — zumal das zweitemal — wirklich nahe
an Zauberei graͤnzte. — Ein Tageblatt (les annales de
la politesse) beklagte sich, daß auf den kleinen Theatern
der teutsche Geschmack am Wnnderbaren so sehr einrisse,
und zu fuͤrchten sey, daß die Vernunft des Vol-
kes dadurch werde geschwaͤcht werden, auch
werde man endlich wohl gar die Ruͤckwirkung (Contre-
coup) auf den großen Theatern spuͤren: denn die Volks-
meynung pflanze sich fort, wie ein elektrischer Schlag,
bis in die entferntesten Glieder. So ganz unrecht mag
das Blatt nicht haben.
9) Theatre de la gaiété. Ein artiges Haus, sehr
geschmackvoll verziert. Statt der ewigen Greifen sieht
man hier uͤberall an den Logenberuͤstungen niedliche Ge-
nien mit Blumenguirlanden, die in allerlei Stellungen
drapirte Vorhaͤnge aufheben. Jch wuͤßte mich nicht zu
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