taphpsik zu versteigen. Diese Bitte war zwar zum Theil überflüssig, weil die Damen gar nicht darauf Achtung gaben, aber mich deucht, er hat Unrecht, bey einer so gemischten Versammlung so sehr ins Einzelne zu gehen; dazu sollte er sich einen engern Zirkel wählen, bey dem auch weniger Störungen zu befürchten wären, die einen aufmerksamen Zuhörer an diesem Tage oft in Verzweiflung brachten. Schon längst war der Saal voll, beyde Thüren verschlossen, die Unterhaltung in vollem Gange, als noch alle Augenblicke Jemand herein wollte, und, wenn man nicht schnell genug öffnete, mit Fäusten unverschämt an den Thüren trommelte.
Die Zöglinge schienen überhaupt sehr lebhaft, beson- ders die Mädchen, die unaufhörlich untereinander gesti- kulirten. Wird ein neuer Taubstummer in das Jnstitut gebracht, so geben sie ihm gleich unter sich einen Namen, das heißt, vermittelst ihres Scharfblicks bemerken sie so- gleich, wodurch der Ankömmling sich etwa von den Ue- brigen unterscheidet, und darnach formiren sie ein Zei- chen. So haben sie für Sicard ein Zeichen, welches an- deutet, daß er den Kopf gewöhnlich etwas auf die rech- te Seite neigt. Sicards Vortrag ist klar, kräftig, männ- lich, zuweilen sogar ein wenig in das Gebieth der Dicht- kunst schweifend; zuweilen macht er aber auch die Sa- chen allzudeutlich, als ob er lauter Strohköpfe vor sich hätte. -- Sehr oft bath er um Aufmerksamkeit -- lei- der war es nothwendig.
taphpsik zu versteigen. Diese Bitte war zwar zum Theil uͤberfluͤssig, weil die Damen gar nicht darauf Achtung gaben, aber mich deucht, er hat Unrecht, bey einer so gemischten Versammlung so sehr ins Einzelne zu gehen; dazu sollte er sich einen engern Zirkel waͤhlen, bey dem auch weniger Stoͤrungen zu befuͤrchten waͤren, die einen aufmerksamen Zuhoͤrer an diesem Tage oft in Verzweiflung brachten. Schon laͤngst war der Saal voll, beyde Thuͤren verschlossen, die Unterhaltung in vollem Gange, als noch alle Augenblicke Jemand herein wollte, und, wenn man nicht schnell genug oͤffnete, mit Faͤusten unverschaͤmt an den Thuͤren trommelte.
Die Zoͤglinge schienen uͤberhaupt sehr lebhaft, beson- ders die Maͤdchen, die unaufhoͤrlich untereinander gesti- kulirten. Wird ein neuer Taubstummer in das Jnstitut gebracht, so geben sie ihm gleich unter sich einen Namen, das heißt, vermittelst ihres Scharfblicks bemerken sie so- gleich, wodurch der Ankoͤmmling sich etwa von den Ue- brigen unterscheidet, und darnach formiren sie ein Zei- chen. So haben sie fuͤr Sicard ein Zeichen, welches an- deutet, daß er den Kopf gewoͤhnlich etwas auf die rech- te Seite neigt. Sicards Vortrag ist klar, kraͤftig, maͤnn- lich, zuweilen sogar ein wenig in das Gebieth der Dicht- kunst schweifend; zuweilen macht er aber auch die Sa- chen allzudeutlich, als ob er lauter Strohkoͤpfe vor sich haͤtte. — Sehr oft bath er um Aufmerksamkeit — lei- der war es nothwendig.
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taphpsik zu versteigen. Diese Bitte war zwar zum Theil
uͤberfluͤssig, weil die Damen gar nicht darauf Achtung
gaben, aber mich deucht, er hat Unrecht, bey einer so
gemischten Versammlung so sehr ins Einzelne zu gehen;
dazu sollte er sich einen engern Zirkel waͤhlen, bey dem
auch weniger Stoͤrungen zu befuͤrchten waͤren, die
einen aufmerksamen Zuhoͤrer an diesem Tage oft in
Verzweiflung brachten. Schon laͤngst war der Saal voll,
beyde Thuͤren verschlossen, die Unterhaltung in vollem
Gange, als noch alle Augenblicke Jemand herein wollte,
und, wenn man nicht schnell genug oͤffnete, mit Faͤusten
unverschaͤmt an den Thuͤren trommelte.
Die Zoͤglinge schienen uͤberhaupt sehr lebhaft, beson-
ders die Maͤdchen, die unaufhoͤrlich untereinander gesti-
kulirten. Wird ein neuer Taubstummer in das Jnstitut
gebracht, so geben sie ihm gleich unter sich einen Namen,
das heißt, vermittelst ihres Scharfblicks bemerken sie so-
gleich, wodurch der Ankoͤmmling sich etwa von den Ue-
brigen unterscheidet, und darnach formiren sie ein Zei-
chen. So haben sie fuͤr Sicard ein Zeichen, welches an-
deutet, daß er den Kopf gewoͤhnlich etwas auf die rech-
te Seite neigt. Sicards Vortrag ist klar, kraͤftig, maͤnn-
lich, zuweilen sogar ein wenig in das Gebieth der Dicht-
kunst schweifend; zuweilen macht er aber auch die Sa-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/119>, abgerufen am 08.07.2024.
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