gesammelt. Jch will nennen, was mir noch im Gedächtnisse schwebt, und auch den Ungelehrten interessiren kann. -- Ei- genhändige Briefe Heinrich des Vierten an seine Geliebte. Sie sind zwar meist alle schon gedruckt, aber sie machen einen weit lebhaftern Eindruck, wenn man sie von Heinrichs Hand geschrieben sieht, und das nämliche Blatt hält, auf dem die schönen Augen der Geliebten ruhten.
Eben das ist der Fall mit dem eigenhändigen Ma- nuskript des Telemach von Fenelon, wo auch besonders die Korrekturen des Verfassers Aufmerksamkeit verdienen.
Ein frommes Buch auf Purpurpergament, aus dem sechsten Jahrhundert, erhält freylich nur sei- nen großen Werth durch das hohe Alterthum; aber der griechische Paulus aus eben jener Zeit, wird noch durch eine besondere Anekdote merkwürdig. Ein Engländer ar- beitete einst täglich in der Bibliothek, und da man ihn für einen honetten Gelehrten hielt, so gab man nicht mehr so genau auf ihn Achtung. Der gelehrte Spitzbu- be stahl mehrere Kapitel aus diesem Paulus, die er künstlich ausschnitt, und seinen Raub nach Oxford brach- te. Es währte lange, ehe man den Diebstahl bemerkte; als es aber geschah, wurde der damalige Conservateur des manuscrits, Abbe Sallier, so sehr dadurch erschüt- tert, daß er erkrankte, und starb. Man spürte indessen dem Thäter nach, entdeckte die gestohlenen Kapitel zu Oxford, reklamirte sie, und der König von England be- fahl sogleich, sie wieder heraus zu geben.
Mir besonders interessant war eine uralte Hand- schrift des Terenz mit den Masken zu Anfang jedes Stücks, und mehrern dazwischen gemalten Szenen. Es
gesammelt. Jch will nennen, was mir noch im Gedaͤchtnisse schwebt, und auch den Ungelehrten interessiren kann. — Ei- genhaͤndige Briefe Heinrich des Vierten an seine Geliebte. Sie sind zwar meist alle schon gedruckt, aber sie machen einen weit lebhaftern Eindruck, wenn man sie von Heinrichs Hand geschrieben sieht, und das naͤmliche Blatt haͤlt, auf dem die schoͤnen Augen der Geliebten ruhten.
Eben das ist der Fall mit dem eigenhaͤndigen Ma- nuskript des Telemach von Fenelon, wo auch besonders die Korrekturen des Verfassers Aufmerksamkeit verdienen.
Ein frommes Buch auf Purpurpergament, aus dem sechsten Jahrhundert, erhaͤlt freylich nur sei- nen großen Werth durch das hohe Alterthum; aber der griechische Paulus aus eben jener Zeit, wird noch durch eine besondere Anekdote merkwuͤrdig. Ein Englaͤnder ar- beitete einst taͤglich in der Bibliothek, und da man ihn fuͤr einen honetten Gelehrten hielt, so gab man nicht mehr so genau auf ihn Achtung. Der gelehrte Spitzbu- be stahl mehrere Kapitel aus diesem Paulus, die er kuͤnstlich ausschnitt, und seinen Raub nach Oxford brach- te. Es waͤhrte lange, ehe man den Diebstahl bemerkte; als es aber geschah, wurde der damalige Conservateur des manuscrits, Abbé Sallier, so sehr dadurch erschuͤt- tert, daß er erkrankte, und starb. Man spuͤrte indessen dem Thaͤter nach, entdeckte die gestohlenen Kapitel zu Oxford, reklamirte sie, und der Koͤnig von England be- fahl sogleich, sie wieder heraus zu geben.
Mir besonders interessant war eine uralte Hand- schrift des Terenz mit den Masken zu Anfang jedes Stuͤcks, und mehrern dazwischen gemalten Szenen. Es
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gesammelt. Jch will nennen, was mir noch im Gedaͤchtnisse
schwebt, und auch den Ungelehrten interessiren kann. — Ei-
genhaͤndige Briefe Heinrich des Vierten an
seine Geliebte. Sie sind zwar meist alle schon gedruckt,
aber sie machen einen weit lebhaftern Eindruck, wenn
man sie von Heinrichs Hand geschrieben sieht, und
das naͤmliche Blatt haͤlt, auf dem die schoͤnen Augen der
Geliebten ruhten.
Eben das ist der Fall mit dem eigenhaͤndigen Ma-
nuskript des Telemach von Fenelon, wo auch
besonders die Korrekturen des Verfassers Aufmerksamkeit
verdienen.
Ein frommes Buch auf Purpurpergament,
aus dem sechsten Jahrhundert, erhaͤlt freylich nur sei-
nen großen Werth durch das hohe Alterthum; aber der
griechische Paulus aus eben jener Zeit, wird noch durch
eine besondere Anekdote merkwuͤrdig. Ein Englaͤnder ar-
beitete einst taͤglich in der Bibliothek, und da man ihn
fuͤr einen honetten Gelehrten hielt, so gab man nicht
mehr so genau auf ihn Achtung. Der gelehrte Spitzbu-
be stahl mehrere Kapitel aus diesem Paulus, die er
kuͤnstlich ausschnitt, und seinen Raub nach Oxford brach-
te. Es waͤhrte lange, ehe man den Diebstahl bemerkte;
als es aber geschah, wurde der damalige Conservateur
des manuscrits, Abbé Sallier, so sehr dadurch erschuͤt-
tert, daß er erkrankte, und starb. Man spuͤrte indessen
dem Thaͤter nach, entdeckte die gestohlenen Kapitel zu
Oxford, reklamirte sie, und der Koͤnig von England be-
fahl sogleich, sie wieder heraus zu geben.
Mir besonders interessant war eine uralte Hand-
schrift des Terenz mit den Masken zu Anfang jedes
Stuͤcks, und mehrern dazwischen gemalten Szenen. Es
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/114>, abgerufen am 08.07.2024.
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