Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.gesammelt. Jch will nennen, was mir noch im Gedächtnisse Eben das ist der Fall mit dem eigenhändigen Ma- Ein frommes Buch auf Purpurpergament, Mir besonders interessant war eine uralte Hand- gesammelt. Jch will nennen, was mir noch im Gedaͤchtnisse Eben das ist der Fall mit dem eigenhaͤndigen Ma- Ein frommes Buch auf Purpurpergament, Mir besonders interessant war eine uralte Hand- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0114" n="114"/> gesammelt. Jch will nennen, was mir noch im Gedaͤchtnisse<lb/> schwebt, und auch den Ungelehrten interessiren kann. — <hi rendition="#g">Ei-<lb/> genhaͤndige Briefe Heinrich des Vierten an<lb/> seine Geliebte.</hi> Sie sind zwar meist alle schon gedruckt,<lb/> aber sie machen einen weit lebhaftern Eindruck, wenn<lb/> man sie von Heinrichs Hand <hi rendition="#g">geschrieben</hi> sieht, und<lb/> das naͤmliche Blatt haͤlt, auf dem die schoͤnen Augen der<lb/> Geliebten ruhten.</p><lb/> <p>Eben das ist der Fall mit dem eigenhaͤndigen <hi rendition="#g">Ma-<lb/> nuskript</hi> des <hi rendition="#g">Telemach</hi> von <hi rendition="#g">Fenelon,</hi> wo auch<lb/> besonders die Korrekturen des Verfassers Aufmerksamkeit<lb/> verdienen.</p><lb/> <p>Ein frommes Buch auf <hi rendition="#g">Purpurpergament,</hi><lb/> aus dem <hi rendition="#g">sechsten</hi> Jahrhundert, erhaͤlt freylich nur sei-<lb/> nen großen Werth durch das hohe Alterthum; aber der<lb/> griechische <hi rendition="#g">Paulus</hi> aus eben jener Zeit, wird noch durch<lb/> eine besondere Anekdote merkwuͤrdig. Ein Englaͤnder ar-<lb/> beitete einst taͤglich in der Bibliothek, und da man ihn<lb/> fuͤr einen honetten Gelehrten hielt, so gab man nicht<lb/> mehr so genau auf ihn Achtung. Der gelehrte Spitzbu-<lb/> be stahl mehrere Kapitel aus diesem <hi rendition="#g">Paulus,</hi> die er<lb/> kuͤnstlich ausschnitt, und seinen Raub nach Oxford brach-<lb/> te. Es waͤhrte lange, ehe man den Diebstahl bemerkte;<lb/> als es aber geschah, wurde der damalige Conservateur<lb/> des manuscrits, Abbé Sallier, so sehr dadurch erschuͤt-<lb/> tert, daß er erkrankte, und starb. Man spuͤrte indessen<lb/> dem Thaͤter nach, entdeckte die gestohlenen Kapitel zu<lb/> Oxford, reklamirte sie, und der Koͤnig von England be-<lb/> fahl sogleich, sie wieder heraus zu geben.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Mir</hi> besonders interessant war eine uralte Hand-<lb/> schrift des <hi rendition="#g">Terenz</hi> mit den <hi rendition="#g">Masken</hi> zu Anfang jedes<lb/> Stuͤcks, und mehrern dazwischen gemalten Szenen. Es<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [114/0114]
gesammelt. Jch will nennen, was mir noch im Gedaͤchtnisse
schwebt, und auch den Ungelehrten interessiren kann. — Ei-
genhaͤndige Briefe Heinrich des Vierten an
seine Geliebte. Sie sind zwar meist alle schon gedruckt,
aber sie machen einen weit lebhaftern Eindruck, wenn
man sie von Heinrichs Hand geschrieben sieht, und
das naͤmliche Blatt haͤlt, auf dem die schoͤnen Augen der
Geliebten ruhten.
Eben das ist der Fall mit dem eigenhaͤndigen Ma-
nuskript des Telemach von Fenelon, wo auch
besonders die Korrekturen des Verfassers Aufmerksamkeit
verdienen.
Ein frommes Buch auf Purpurpergament,
aus dem sechsten Jahrhundert, erhaͤlt freylich nur sei-
nen großen Werth durch das hohe Alterthum; aber der
griechische Paulus aus eben jener Zeit, wird noch durch
eine besondere Anekdote merkwuͤrdig. Ein Englaͤnder ar-
beitete einst taͤglich in der Bibliothek, und da man ihn
fuͤr einen honetten Gelehrten hielt, so gab man nicht
mehr so genau auf ihn Achtung. Der gelehrte Spitzbu-
be stahl mehrere Kapitel aus diesem Paulus, die er
kuͤnstlich ausschnitt, und seinen Raub nach Oxford brach-
te. Es waͤhrte lange, ehe man den Diebstahl bemerkte;
als es aber geschah, wurde der damalige Conservateur
des manuscrits, Abbé Sallier, so sehr dadurch erschuͤt-
tert, daß er erkrankte, und starb. Man spuͤrte indessen
dem Thaͤter nach, entdeckte die gestohlenen Kapitel zu
Oxford, reklamirte sie, und der Koͤnig von England be-
fahl sogleich, sie wieder heraus zu geben.
Mir besonders interessant war eine uralte Hand-
schrift des Terenz mit den Masken zu Anfang jedes
Stuͤcks, und mehrern dazwischen gemalten Szenen. Es
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