Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.Der erste Konsul und dessen Umgebungen. Es wäre kühn und zwecklos, wenn ich über Bonaparte Der erste Konsul und dessen Umgebungen. Es waͤre kuͤhn und zwecklos, wenn ich uͤber Bonaparte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0075" n="71"/> <div n="3"> <head>Der erste Konsul und dessen Umgebungen.</head><lb/> <p>Es waͤre kuͤhn und zwecklos, wenn ich uͤber Bonaparte<lb/> als Helden oder Staatsmann, sprechen wollte. Thaten<lb/> durch Erfolg gekroͤnt, sind immer Heldenthaten, und die-<lb/> jenige Staatskunst ist die rechte, die dem Lande Gluͤck und<lb/> Ruhm bringt. Daher kann nur die Nachwelt uͤber den<lb/> Mann richten, der jetzt, wie einst vom Jupiter gesungen<lb/> wurde, mit seinem Augenwimper Welten bewegt. Und<lb/> worauf wird das Urtheil der Nachwelt sich gruͤnden? Aber-<lb/> mals fast nur auf den <hi rendition="#g">Erfolg;</hi> wir beschraͤnkte Men-<lb/> schen haben nun einmal keinen andern Maasstab. Er-<lb/> kaͤmpft Bonaparte Frieden und lange Ruhe; darf er das<lb/> Schwert fuͤr eine Reihe von Jahren sinken lassen, — (es<lb/> ganz in die Scheide zu senken, waͤr' ihm schwerlich zu ra-<lb/> then), — so wird er auch gewiß alle die wohlthaͤtigen<lb/> Begleiter des Friedens unter seinem Schilde sammeln.<lb/> Man giebt ihm Schuld, was man schon vielen großen<lb/> Maͤnnern vorgeworfen, er achte die Menschen wenig, sie<lb/> seyen ihm nur Mittel zum Zwecke. Gesetzt dem waͤre so,<lb/> (und ohne zu erinnern, daß dem Manne auf des Berges<lb/> Spitze die Menschen im Thale nur klein <hi rendition="#g">scheinen,</hi> der<lb/> Regent hingegen an des Volkes Spitze nicht wenig Men-<lb/> schen kennen lernt, die wirklich klein <hi rendition="#g">sind,</hi>) — gesetzt<lb/> also dem waͤre so, was kuͤmmert es das Volk, zu wissen,<lb/><hi rendition="#g">warum</hi> Bonaparte es gluͤcklich gemacht hat? — Wenn<lb/> nur die schoͤne Zeit wiederkehrt, wo jeder Bauer sein Huhn<lb/> in den Topf steckt, wird er dabei fragen: ist es auch die<lb/><hi rendition="#g">Liebe</hi> des Regenten, der ich meinen Wohlstand verdan-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0075]
Der erste Konsul und dessen Umgebungen.
Es waͤre kuͤhn und zwecklos, wenn ich uͤber Bonaparte
als Helden oder Staatsmann, sprechen wollte. Thaten
durch Erfolg gekroͤnt, sind immer Heldenthaten, und die-
jenige Staatskunst ist die rechte, die dem Lande Gluͤck und
Ruhm bringt. Daher kann nur die Nachwelt uͤber den
Mann richten, der jetzt, wie einst vom Jupiter gesungen
wurde, mit seinem Augenwimper Welten bewegt. Und
worauf wird das Urtheil der Nachwelt sich gruͤnden? Aber-
mals fast nur auf den Erfolg; wir beschraͤnkte Men-
schen haben nun einmal keinen andern Maasstab. Er-
kaͤmpft Bonaparte Frieden und lange Ruhe; darf er das
Schwert fuͤr eine Reihe von Jahren sinken lassen, — (es
ganz in die Scheide zu senken, waͤr' ihm schwerlich zu ra-
then), — so wird er auch gewiß alle die wohlthaͤtigen
Begleiter des Friedens unter seinem Schilde sammeln.
Man giebt ihm Schuld, was man schon vielen großen
Maͤnnern vorgeworfen, er achte die Menschen wenig, sie
seyen ihm nur Mittel zum Zwecke. Gesetzt dem waͤre so,
(und ohne zu erinnern, daß dem Manne auf des Berges
Spitze die Menschen im Thale nur klein scheinen, der
Regent hingegen an des Volkes Spitze nicht wenig Men-
schen kennen lernt, die wirklich klein sind,) — gesetzt
also dem waͤre so, was kuͤmmert es das Volk, zu wissen,
warum Bonaparte es gluͤcklich gemacht hat? — Wenn
nur die schoͤne Zeit wiederkehrt, wo jeder Bauer sein Huhn
in den Topf steckt, wird er dabei fragen: ist es auch die
Liebe des Regenten, der ich meinen Wohlstand verdan-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |