len zu hauen und zu graben, um -- ein eisernes Gitter darin zu befestigen, daß sie eben so gut und weit leichter auf eine andere Art hätten befestigen können. Leider wa- ren sogar schon öfters dergleichen Versuche gemacht wor- den; denn ich sah mehrere Löcher in den Säulen, die mit Kalk wieder zugefüllt waren. -- Ein angenehmer Spa- ziergang am Wasser führt bis zu dem Zusammenfluß der Rhone und Saone, der jedoch bei weitem nicht den schö- nen Anblick gewährt, wie der Zusammenfluß des Rheins mit dem Maine. Der Kay, von dem einst einer mei- ner Bekannten behauptete, er übertreffe den Kay zu Pe- tersburg, ist mit diesem letztern gar nicht zu vergleichen. Dort die Breite, majestätische Newa, mit den Pallästen zu beiden Seiten, hier die schmale Rhone mit größten Theils unansehnlichen Häusern; dort der Fußpfad und das Gelän- der von Granit, hier ein gepflasterter Fußpfad und gar kein Geländer; dort der Strom mit Schiffen und niedlich geschmückten Schaluppen bedeckt, hier mit großen platten Böten, in welchen lange Reihen von Wäscherinnen schmu- tzige Wäsche auf Bänken klopfen, und dann vor dem Au- ge des Spaziergängers zum Trocknen aushängen. -- Jn einer Fabrik, die ich besah, wurden eben Fensterkis- sen, zum Auflegen der Arme, für Bonaparte gemacht; sie waren auf blauem Grunde mit Gold und Silber sehr reich gestickt, und kosteten sicher mehr, als vormals das ganze Gehalt dieses außerordentlichen Mannes betrug. -- Das Theater in Lyon ist in jeder Rücksicht mittelmäßig. Man gab Eugenie; die Rolle des ersten Liebhabers, Lord Clarendon, wurde von einem sechzigjährigen Manne ge- brüllt, und je ärger er brüllte, je toller klatschten die Zuschauer, auch wenn sie nichts verstanden hatten; denn der Lärm im Theater war fast noch ärger, als zuweilen
len zu hauen und zu graben, um — ein eisernes Gitter darin zu befestigen, daß sie eben so gut und weit leichter auf eine andere Art haͤtten befestigen koͤnnen. Leider wa- ren sogar schon oͤfters dergleichen Versuche gemacht wor- den; denn ich sah mehrere Loͤcher in den Saͤulen, die mit Kalk wieder zugefuͤllt waren. — Ein angenehmer Spa- ziergang am Wasser fuͤhrt bis zu dem Zusammenfluß der Rhone und Saone, der jedoch bei weitem nicht den schoͤ- nen Anblick gewaͤhrt, wie der Zusammenfluß des Rheins mit dem Maine. Der Kay, von dem einst einer mei- ner Bekannten behauptete, er uͤbertreffe den Kay zu Pe- tersburg, ist mit diesem letztern gar nicht zu vergleichen. Dort die Breite, majestaͤtische Newa, mit den Pallaͤsten zu beiden Seiten, hier die schmale Rhone mit groͤßten Theils unansehnlichen Haͤusern; dort der Fußpfad und das Gelaͤn- der von Granit, hier ein gepflasterter Fußpfad und gar kein Gelaͤnder; dort der Strom mit Schiffen und niedlich geschmuͤckten Schaluppen bedeckt, hier mit großen platten Boͤten, in welchen lange Reihen von Waͤscherinnen schmu- tzige Waͤsche auf Baͤnken klopfen, und dann vor dem Au- ge des Spaziergaͤngers zum Trocknen aushaͤngen. — Jn einer Fabrik, die ich besah, wurden eben Fensterkis- sen, zum Auflegen der Arme, fuͤr Bonaparte gemacht; sie waren auf blauem Grunde mit Gold und Silber sehr reich gestickt, und kosteten sicher mehr, als vormals das ganze Gehalt dieses außerordentlichen Mannes betrug. — Das Theater in Lyon ist in jeder Ruͤcksicht mittelmaͤßig. Man gab Eugenie; die Rolle des ersten Liebhabers, Lord Clarendon, wurde von einem sechzigjaͤhrigen Manne ge- bruͤllt, und je aͤrger er bruͤllte, je toller klatschten die Zuschauer, auch wenn sie nichts verstanden hatten; denn der Laͤrm im Theater war fast noch aͤrger, als zuweilen
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len zu hauen und zu graben, um — ein eisernes Gitter
darin zu befestigen, daß sie eben so gut und weit leichter
auf eine andere Art haͤtten befestigen koͤnnen. Leider wa-
ren sogar schon oͤfters dergleichen Versuche gemacht wor-
den; denn ich sah mehrere Loͤcher in den Saͤulen, die mit
Kalk wieder zugefuͤllt waren. — Ein angenehmer Spa-
ziergang am Wasser fuͤhrt bis zu dem Zusammenfluß der
Rhone und Saone, der jedoch bei weitem nicht den schoͤ-
nen Anblick gewaͤhrt, wie der Zusammenfluß des Rheins
mit dem Maine. Der Kay, von dem einst einer mei-
ner Bekannten behauptete, er uͤbertreffe den Kay zu Pe-
tersburg, ist mit diesem letztern gar nicht zu vergleichen.
Dort die Breite, majestaͤtische Newa, mit den Pallaͤsten
zu beiden Seiten, hier die schmale Rhone mit groͤßten Theils
unansehnlichen Haͤusern; dort der Fußpfad und das Gelaͤn-
der von Granit, hier ein gepflasterter Fußpfad und gar
kein Gelaͤnder; dort der Strom mit Schiffen und niedlich
geschmuͤckten Schaluppen bedeckt, hier mit großen platten
Boͤten, in welchen lange Reihen von Waͤscherinnen schmu-
tzige Waͤsche auf Baͤnken klopfen, und dann vor dem Au-
ge des Spaziergaͤngers zum Trocknen aushaͤngen. — Jn
einer Fabrik, die ich besah, wurden eben Fensterkis-
sen, zum Auflegen der Arme, fuͤr Bonaparte gemacht;
sie waren auf blauem Grunde mit Gold und Silber sehr
reich gestickt, und kosteten sicher mehr, als vormals das
ganze Gehalt dieses außerordentlichen Mannes betrug. —
Das Theater in Lyon ist in jeder Ruͤcksicht mittelmaͤßig.
Man gab Eugenie; die Rolle des ersten Liebhabers, Lord
Clarendon, wurde von einem sechzigjaͤhrigen Manne ge-
bruͤllt, und je aͤrger er bruͤllte, je toller klatschten die
Zuschauer, auch wenn sie nichts verstanden hatten; denn
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/45>, abgerufen am 01.08.2024.
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