nen Paß, öffneten meinen Koffer nur obenhin, und hiel- ten mich keine fünf Minuten auf. Die Visitatoren nah- men zwar eine Kleinigkeit; aber ein anderer Beamter, der dabei stand, und mir mehr zu bedeuten schien, fand sich fast beleidigt, als ich ihm eine Erkenntlichkeit in die Hand drücken wollte. -- Einigen neueren Nachrichten zufolge hatte ich befürchtet, die Hälfte des Werthes meines Rei- sewagens deponiren zu müssen; aber niemand dachte dar- an, mir etwas abzufordern. Das Gesetz gilt nur von Englischen Wagen, die zur See eingebracht werden.
Cerdon.
Unaussprechlich angenehm bin ich durch die Reise von Genf bis hierher überrascht worden. Jch wußte nichts davon, daß ich hier Gegenden sehen würde, welche alles, was ich in der Schweiz erblickte, weit hinter sich lassen. Jedermann reist in die Schweiz, und sagt sein Wörtchen darüber, und meint, nun habe er das Herrlichste bewun- dert, was die Natur zur Schau gestellt; aber sicher wür- den die meisten gleich mir staunen, wenn sie nun ihren Weg nach Lyon fortsetzten, wenn sie durch das Fort Eclu- se sich durchwänden, wo zwischen dem rauschenden Rhone und den gethürmten Felsen jeder Eidechse der Weg ver- schlossen scheint; wenn sie die wilden, fürchterlich roman- tischen, schroffen Klippen sähen, von welchen in kleinen, kaum hundert Schritt weiten Entfernungen, die Wasser- fälle bald stürzen, bald tröpfeln, oft auch nur durch die Steine schwitzen, und ganze Berge mit einem flimmern- den Glanze überziehen. So windet man sich bis in die Gegend von Avranchy, und sieht immer unter seinen Fü- ßen die tausend Krümmungen des murrenden Rhone, der vergebens seinen Schaum zu den zahllosen Weinbergen hin-
nen Paß, oͤffneten meinen Koffer nur obenhin, und hiel- ten mich keine fuͤnf Minuten auf. Die Visitatoren nah- men zwar eine Kleinigkeit; aber ein anderer Beamter, der dabei stand, und mir mehr zu bedeuten schien, fand sich fast beleidigt, als ich ihm eine Erkenntlichkeit in die Hand druͤcken wollte. — Einigen neueren Nachrichten zufolge hatte ich befuͤrchtet, die Haͤlfte des Werthes meines Rei- sewagens deponiren zu muͤssen; aber niemand dachte dar- an, mir etwas abzufordern. Das Gesetz gilt nur von Englischen Wagen, die zur See eingebracht werden.
Cerdon.
Unaussprechlich angenehm bin ich durch die Reise von Genf bis hierher uͤberrascht worden. Jch wußte nichts davon, daß ich hier Gegenden sehen wuͤrde, welche alles, was ich in der Schweiz erblickte, weit hinter sich lassen. Jedermann reist in die Schweiz, und sagt sein Woͤrtchen daruͤber, und meint, nun habe er das Herrlichste bewun- dert, was die Natur zur Schau gestellt; aber sicher wuͤr- den die meisten gleich mir staunen, wenn sie nun ihren Weg nach Lyon fortsetzten, wenn sie durch das Fort Eclu- se sich durchwaͤnden, wo zwischen dem rauschenden Rhone und den gethuͤrmten Felsen jeder Eidechse der Weg ver- schlossen scheint; wenn sie die wilden, fuͤrchterlich roman- tischen, schroffen Klippen saͤhen, von welchen in kleinen, kaum hundert Schritt weiten Entfernungen, die Wasser- faͤlle bald stuͤrzen, bald troͤpfeln, oft auch nur durch die Steine schwitzen, und ganze Berge mit einem flimmern- den Glanze uͤberziehen. So windet man sich bis in die Gegend von Avranchy, und sieht immer unter seinen Fuͤ- ßen die tausend Kruͤmmungen des murrenden Rhone, der vergebens seinen Schaum zu den zahllosen Weinbergen hin-
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nen Paß, oͤffneten meinen Koffer nur obenhin, und hiel-
ten mich keine fuͤnf Minuten auf. Die Visitatoren nah-
men zwar eine Kleinigkeit; aber ein anderer Beamter, der
dabei stand, und mir mehr zu bedeuten schien, fand sich
fast beleidigt, als ich ihm eine Erkenntlichkeit in die Hand
druͤcken wollte. — Einigen neueren Nachrichten zufolge
hatte ich befuͤrchtet, die Haͤlfte des Werthes meines Rei-
sewagens deponiren zu muͤssen; aber niemand dachte dar-
an, mir etwas abzufordern. Das Gesetz gilt nur von
Englischen Wagen, die zur See eingebracht werden.
Cerdon.
Unaussprechlich angenehm bin ich durch die Reise von
Genf bis hierher uͤberrascht worden. Jch wußte nichts
davon, daß ich hier Gegenden sehen wuͤrde, welche alles,
was ich in der Schweiz erblickte, weit hinter sich lassen.
Jedermann reist in die Schweiz, und sagt sein Woͤrtchen
daruͤber, und meint, nun habe er das Herrlichste bewun-
dert, was die Natur zur Schau gestellt; aber sicher wuͤr-
den die meisten gleich mir staunen, wenn sie nun ihren
Weg nach Lyon fortsetzten, wenn sie durch das Fort Eclu-
se sich durchwaͤnden, wo zwischen dem rauschenden Rhone
und den gethuͤrmten Felsen jeder Eidechse der Weg ver-
schlossen scheint; wenn sie die wilden, fuͤrchterlich roman-
tischen, schroffen Klippen saͤhen, von welchen in kleinen,
kaum hundert Schritt weiten Entfernungen, die Wasser-
faͤlle bald stuͤrzen, bald troͤpfeln, oft auch nur durch die
Steine schwitzen, und ganze Berge mit einem flimmern-
den Glanze uͤberziehen. So windet man sich bis in die
Gegend von Avranchy, und sieht immer unter seinen Fuͤ-
ßen die tausend Kruͤmmungen des murrenden Rhone, der
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/40>, abgerufen am 01.08.2024.
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