werde, leugnete er das, weil die Vulcane von Anbeginn sich vielleicht schon unter dem Wasser zu Bergen zu bil- den angefangen hätten, wie auch die vielen Seethiere auf ihren Gipfeln bewiesen. -- Jch hätte ihm gern noch Stun- den lang zugehört, aber freilich kann ich Laie Jhnen das nicht so wieder erzählen. --
Das Theater in Genf fand ich nicht ganz schlecht. Man gab unter andern Monsieur de Crac dans son pe- tit Castel, worin einige gute Komiker auftraten. Die Lo- ge des Maire sieht aus, wie ein Papagaien-Käfich; denn sie ist rings umher mit Drath beflochten. Eine sonderba- re Auszeichnung. -- Die häßliche Mode der Schauspie- ler, Löcher in den Vorhang zu reißen, um ihre Nasen hindurch zu stecken, herrscht zwar auch hier, aber wenig- stens hat man auf eine Weise, die ich noch nirgend gese- hen, dafür gesorgt, daß aus den Löchern keine Schli- tzen werden! man hat sie nehmlich mit Blech eingefaßt. Jn Berlin verdankt man es Jffland (dem man so vieles verdankt), daß dieser Uebelstand von dem Vorhange ver- schwunden ist. -- Lieber, als alle Dekorationen des Gen- fer Theaters, hätte ich den Mont blanc gesehen, der mir leider nicht die Freude machte, aus seinem Wolkenschleier hervor zu treten. Doch dieser Altvater bleibt ja, wo er ist, und ich hoffe, ihn einmal auf derselben Stelle wieder zu finden. Eine andere Merkwürdigkeit von Genf hinge- gen habe ich ungern vermißt. Die berühmte Verfasserin der Delphine nehmlich hatte sich auch in ihren Schleier gewickelt, und war, ich weiß nicht wohin, gereist. Zum vollgültigen Ersatz für diese zerstörte Hoffnung fuhr ich nach Ferney, und betrat dies Heiligthum mit klopfen- dem Herzen. Jch hatte in Petersburg das Modell davon gesehen, (es steht in der Eremitage in Voltaire's Biblio-
werde, leugnete er das, weil die Vulcane von Anbeginn sich vielleicht schon unter dem Wasser zu Bergen zu bil- den angefangen haͤtten, wie auch die vielen Seethiere auf ihren Gipfeln bewiesen. — Jch haͤtte ihm gern noch Stun- den lang zugehoͤrt, aber freilich kann ich Laie Jhnen das nicht so wieder erzaͤhlen. —
Das Theater in Genf fand ich nicht ganz schlecht. Man gab unter andern Monsieur de Crac dans son pe- tit Castel, worin einige gute Komiker auftraten. Die Lo- ge des Maire sieht aus, wie ein Papagaien-Kaͤfich; denn sie ist rings umher mit Drath beflochten. Eine sonderba- re Auszeichnung. — Die haͤßliche Mode der Schauspie- ler, Loͤcher in den Vorhang zu reißen, um ihre Nasen hindurch zu stecken, herrscht zwar auch hier, aber wenig- stens hat man auf eine Weise, die ich noch nirgend gese- hen, dafuͤr gesorgt, daß aus den Loͤchern keine Schli- tzen werden! man hat sie nehmlich mit Blech eingefaßt. Jn Berlin verdankt man es Jffland (dem man so vieles verdankt), daß dieser Uebelstand von dem Vorhange ver- schwunden ist. — Lieber, als alle Dekorationen des Gen- fer Theaters, haͤtte ich den Mont blanc gesehen, der mir leider nicht die Freude machte, aus seinem Wolkenschleier hervor zu treten. Doch dieser Altvater bleibt ja, wo er ist, und ich hoffe, ihn einmal auf derselben Stelle wieder zu finden. Eine andere Merkwuͤrdigkeit von Genf hinge- gen habe ich ungern vermißt. Die beruͤhmte Verfasserin der Delphine nehmlich hatte sich auch in ihren Schleier gewickelt, und war, ich weiß nicht wohin, gereist. Zum vollguͤltigen Ersatz fuͤr diese zerstoͤrte Hoffnung fuhr ich nach Ferney, und betrat dies Heiligthum mit klopfen- dem Herzen. Jch hatte in Petersburg das Modell davon gesehen, (es steht in der Eremitage in Voltaire's Biblio-
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werde, leugnete er das, weil die Vulcane von Anbeginn
sich vielleicht schon unter dem Wasser zu Bergen zu bil-
den angefangen haͤtten, wie auch die vielen Seethiere auf
ihren Gipfeln bewiesen. — Jch haͤtte ihm gern noch Stun-
den lang zugehoͤrt, aber freilich kann ich Laie Jhnen das
nicht so wieder erzaͤhlen. —
Das Theater in Genf fand ich nicht ganz schlecht.
Man gab unter andern Monsieur de Crac dans son pe-
tit Castel, worin einige gute Komiker auftraten. Die Lo-
ge des Maire sieht aus, wie ein Papagaien-Kaͤfich; denn
sie ist rings umher mit Drath beflochten. Eine sonderba-
re Auszeichnung. — Die haͤßliche Mode der Schauspie-
ler, Loͤcher in den Vorhang zu reißen, um ihre Nasen
hindurch zu stecken, herrscht zwar auch hier, aber wenig-
stens hat man auf eine Weise, die ich noch nirgend gese-
hen, dafuͤr gesorgt, daß aus den Loͤchern keine Schli-
tzen werden! man hat sie nehmlich mit Blech eingefaßt.
Jn Berlin verdankt man es Jffland (dem man so vieles
verdankt), daß dieser Uebelstand von dem Vorhange ver-
schwunden ist. — Lieber, als alle Dekorationen des Gen-
fer Theaters, haͤtte ich den Mont blanc gesehen, der mir
leider nicht die Freude machte, aus seinem Wolkenschleier
hervor zu treten. Doch dieser Altvater bleibt ja, wo er
ist, und ich hoffe, ihn einmal auf derselben Stelle wieder
zu finden. Eine andere Merkwuͤrdigkeit von Genf hinge-
gen habe ich ungern vermißt. Die beruͤhmte Verfasserin
der Delphine nehmlich hatte sich auch in ihren Schleier
gewickelt, und war, ich weiß nicht wohin, gereist. Zum
vollguͤltigen Ersatz fuͤr diese zerstoͤrte Hoffnung fuhr ich
nach Ferney, und betrat dies Heiligthum mit klopfen-
dem Herzen. Jch hatte in Petersburg das Modell davon
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/36>, abgerufen am 01.08.2024.
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