Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.dann und wann verkleidet unter ihren Unterthanen zu Wieder zu dem Fürsten von Leiningen zurückzukehren: Heilbronn. Jmmer erregt es in mir eine angenehmschauerliche dann und wann verkleidet unter ihren Unterthanen zu Wieder zu dem Fuͤrsten von Leiningen zuruͤckzukehren: Heilbronn. Jmmer erregt es in mir eine angenehmschauerliche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0025" n="21"/> dann und wann <hi rendition="#g">verkleidet</hi> unter ihren Unterthanen zu<lb/> wandeln! Wie manche bittere aber heilsame Lehre wuͤrde<lb/> der — und der — und der — empfangen! Wie manchen<lb/> Segen wuͤrde unser <hi rendition="#g">Friedrich Wilhelm</hi> von Lippen<lb/> hoͤren, welche sonst in seiner Gegenwart die Ehrfurcht ver-<lb/> schließt.</p><lb/> <p>Wieder zu dem Fuͤrsten von Leiningen zuruͤckzukehren:<lb/> so gefaͤllt es mir doch nicht, daß er den Franciskanern ihr<lb/> noch unverkauftes Kloster wieder eingeraͤumt hat. Poli-<lb/> tisch hat er freilich gehandelt; denn er gewann dadurch<lb/> die vielen bigotten Seelen, an denen seine neuen Staaten<lb/> Ueberfluß haben. Jch haͤtte auch sonst nichts dagegen,<lb/> wenn es nur nicht eben <hi rendition="#g">Franciskaner</hi> waͤren, diese<lb/> unnuͤtzen Bettelmoͤnche, die mit aller ihrer krassen Jgno-<lb/> ranz wieder eingezogen sind, und auch bereits wieder ei-<lb/> nen <hi rendition="#g">Novizen</hi> angenommen haben. Dieß Volk gleicht<lb/> dem <hi rendition="#g">Schwamme</hi> in einem hoͤlzernen Gebaͤut', der um<lb/> sich frißt, bis alles verzehrt ist; nur der Schwamm ge-<lb/> deiht und waͤchst ungeheuer.</p><lb/> <p>Heilbronn.</p><lb/> <p>Jmmer erregt es in <hi rendition="#g">mir</hi> eine angenehmschauerliche<lb/> Empfindung, ein Blatt Papier oder Pergament zu sehen,<lb/> welches von irgend einem beruͤhmten Biedermann aus al-<lb/> ter Zeit eigenhaͤndig beschrieben worden. Meine Phanta-<lb/> sie mahlt mir dann seine Gestalt so lebhaft: auf dem Pla-<lb/> tze, wo seine Hand ruhte, seh' ich seine Hand wirklich;<lb/> die Zuͤge seines Gesichts finde ich gleichsam in den Zuͤgen<lb/> seiner Schrift. Darum freute ich mich, nach Heilbronn<lb/> zu kommen; denn ich wußte, daß in dem dortigen Archive<lb/> noch eigenhaͤndige Briefe von unsern Deutschen Helden<lb/><hi rendition="#g">Goͤtz von Berlichingen</hi> und <hi rendition="#g">Franz von Sickin-<lb/></hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [21/0025]
dann und wann verkleidet unter ihren Unterthanen zu
wandeln! Wie manche bittere aber heilsame Lehre wuͤrde
der — und der — und der — empfangen! Wie manchen
Segen wuͤrde unser Friedrich Wilhelm von Lippen
hoͤren, welche sonst in seiner Gegenwart die Ehrfurcht ver-
schließt.
Wieder zu dem Fuͤrsten von Leiningen zuruͤckzukehren:
so gefaͤllt es mir doch nicht, daß er den Franciskanern ihr
noch unverkauftes Kloster wieder eingeraͤumt hat. Poli-
tisch hat er freilich gehandelt; denn er gewann dadurch
die vielen bigotten Seelen, an denen seine neuen Staaten
Ueberfluß haben. Jch haͤtte auch sonst nichts dagegen,
wenn es nur nicht eben Franciskaner waͤren, diese
unnuͤtzen Bettelmoͤnche, die mit aller ihrer krassen Jgno-
ranz wieder eingezogen sind, und auch bereits wieder ei-
nen Novizen angenommen haben. Dieß Volk gleicht
dem Schwamme in einem hoͤlzernen Gebaͤut', der um
sich frißt, bis alles verzehrt ist; nur der Schwamm ge-
deiht und waͤchst ungeheuer.
Heilbronn.
Jmmer erregt es in mir eine angenehmschauerliche
Empfindung, ein Blatt Papier oder Pergament zu sehen,
welches von irgend einem beruͤhmten Biedermann aus al-
ter Zeit eigenhaͤndig beschrieben worden. Meine Phanta-
sie mahlt mir dann seine Gestalt so lebhaft: auf dem Pla-
tze, wo seine Hand ruhte, seh' ich seine Hand wirklich;
die Zuͤge seines Gesichts finde ich gleichsam in den Zuͤgen
seiner Schrift. Darum freute ich mich, nach Heilbronn
zu kommen; denn ich wußte, daß in dem dortigen Archive
noch eigenhaͤndige Briefe von unsern Deutschen Helden
Goͤtz von Berlichingen und Franz von Sickin-
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