O des tausendmal süssern, zu leben in deinem Ge- dächtniss! O des Trostes, noch spat theuer dir, Theure, zu seyn! Ja ich weiss es, Geliebte -- denn unter der Miene des Leichtsinns Trägst du ein fühlendes Herz; unter verhüllen- dem Scherz Birgst du die ewige Wund' im tiefempfindenden Busen, Lächelst die Thränen hinweg, welche entquol- len der Brust -- Weinen wird Ebba fürwahr dereinst um ihren Ver- lohrnen! Trauren wird sie noch lang' um den entflohenen Freund, Denken wirst du an ihn, Verlassne, wenn Abends das Spatroth, Denken an ihn, wenn der Mond Nachts in die Fenstern dir weint -- Neunmal blühten die Rosen und bis dir die letzten verblüht sind, Wirst du betrauren den Freund, welcher dich liebend entfloh.
O des tausendmal süſsern, zu leben in deinem Ge- dächtniſs! O des Trostes, noch spat theuer dir, Theure, zu seyn! Ja ich weiſs es, Geliebte — denn unter der Miene des Leichtsinns Trägst du ein fühlendes Herz; unter verhüllen- dem Scherz Birgst du die ewige Wund' im tiefempfindenden Busen, Lächelst die Thränen hinweg, welche entquol- len der Brust — Weinen wird Ebba fürwahr dereinst um ihren Ver- lohrnen! Trauren wird sie noch lang' um den entflohenen Freund, Denken wirst du an ihn, Verlaſsne, wenn Abends das Spatroth, Denken an ihn, wenn der Mond Nachts in die Fenstern dir weint — Neunmal blühten die Rosen und bis dir die letzten verblüht sind, Wirst du betrauren den Freund, welcher dich liebend entfloh.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="4"><pbfacs="#f0145"n="125"/><l>O des tausendmal süſsern, zu leben in deinem Ge-<lb/>
dächtniſs!</l><lb/><l>O des Trostes, noch spat theuer dir, Theure, zu</l><lb/><l>seyn!</l><lb/><l>Ja ich weiſs es, Geliebte — denn unter der Miene</l><lb/><l>des Leichtsinns</l><lb/><l>Trägst du ein fühlendes Herz; unter verhüllen-<lb/>
dem Scherz</l><lb/><l>Birgst du die ewige Wund' im tiefempfindenden</l><lb/><l>Busen,</l><lb/><l>Lächelst die Thränen hinweg, welche entquol-<lb/>
len der Brust —</l><lb/><l>Weinen wird Ebba fürwahr dereinst um ihren Ver-<lb/>
lohrnen!</l><lb/><l>Trauren wird sie noch lang' um den entflohenen</l><lb/><l>Freund,</l><lb/><l>Denken wirst du an ihn, Verlaſsne, wenn Abends</l><lb/><l>das Spatroth,</l><lb/><l>Denken an ihn, wenn der Mond Nachts in die</l><lb/><l>Fenstern dir weint —</l><lb/><l>Neunmal blühten die Rosen und bis dir die letzten</l><lb/><l>verblüht sind,</l><lb/><l>Wirst du betrauren den Freund, welcher dich</l><lb/><l>liebend entfloh.</l></lg><lb/><l/></lg></div><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[125/0145]
O des tausendmal süſsern, zu leben in deinem Ge-
dächtniſs!
O des Trostes, noch spat theuer dir, Theure, zu
seyn!
Ja ich weiſs es, Geliebte — denn unter der Miene
des Leichtsinns
Trägst du ein fühlendes Herz; unter verhüllen-
dem Scherz
Birgst du die ewige Wund' im tiefempfindenden
Busen,
Lächelst die Thränen hinweg, welche entquol-
len der Brust —
Weinen wird Ebba fürwahr dereinst um ihren Ver-
lohrnen!
Trauren wird sie noch lang' um den entflohenen
Freund,
Denken wirst du an ihn, Verlaſsne, wenn Abends
das Spatroth,
Denken an ihn, wenn der Mond Nachts in die
Fenstern dir weint —
Neunmal blühten die Rosen und bis dir die letzten
verblüht sind,
Wirst du betrauren den Freund, welcher dich
liebend entfloh.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/145>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.